Eine Woche durchs Outback!
Donnerstag, 30.06.2011
Unsere Tour durch die Wüste begann am Flughafen. Dort lernten Lisa und ich um halb 10 die Tücken des Online-Check-Inns kennen und gönnten uns anschließend ein Donut-Frühstück. Kurz vor 12 landeten wir dann in Alice Springs, mitten im Nichts. Nach dem Bustransfer checkten wir in unserem Hostel ein und wollten uns dann die „Stadt“ ansehen. Leider vergeigten wir die 50:50-Chance total und wanderten erstmal in die falsche Richtung. Nach dem Umkehren kehrten wir gleich mal bei Subway ein und legten uns danach einfach an den Hostelpool.
Um 15 Uhr brachen wir dann doch noch auf – diesmal in die richtige Richtung. Wir deckten uns bei Coles erstmal mit Keksen, Wasser und ähnlich Lebenswichtigem ein, wanderten dann durch die Innenstadt und erklommen schließlich den Anzac Hügel, von dem man (Kunststück) ganz Alice Springs sehen kann.
Anschließend sprangen wir schnell unter die Dusche und Lisa war noch nicht aus dem Badezimmer heraus, als Susanne von ihrem Dreitagestrip zurück kam. Wir brachten uns gegenseitig schnell auf den neuesten Stand und erwischten um kurz vor 7 dann gerade noch den Shuttle-Bus zu „Toddy’s Place“, wo Sannis Gruppe Abschied feierte. Und wir halt mit.
Weil wir uns anschließend immer noch nicht trennen konnten, saßen wir nachts dann noch in der Hostelküche zusammen und haben getratscht, bevor wir dann um halb 12 alle Mädchen in unserem 8er-Dorm kurz aufgeweckt haben… Oops.
Freitag, 01.07.2011
Um Viertel nach 5 ging Freitag unser Wecker, um 6 trafen wir uns mit Sanni zum Frühstück. Zwanzig Minuten später mussten wir uns schon wieder verabschieden, unser Guide war da um uns abzuholen. Der kutschierte uns dann erstmal ins Büro, wo wir noch ein paar Gebühren zu entrichten hatten und die Gelegenheit bekamen uns eine Taschenlampe zu kaufen. (Ja, Lisa und ich beschlossen uns eine zu teilen. Das hätten wir vermeiden können, wenn wir die „Mitbringen“-Liste aus dem Prospekt vorher komplett übersetzt hätten. Immerhin hatten wir uns am Vorabend informiert, dass wir die auch tatsächlich brauchen.)
Dann ging es endlich ins Outback. Um 8 Uhr war der erste Stop, wir besichtigten ein Sanctuary für verletzte Wildtiere, wo es auch eine Gelegenheit zum Kamelreiten gab. Darauf hatte ich mich eigentlich gefreut, aber so vor Ort sah das dann doch eher nach Kinderunterhaltung aus, also begnügten Lisa und ich uns damit, die Kängurus, Emus und Dingos anzusehen.
Gegen 13 Uhr bezogen wir unser Camp in Yulara, das aus Zweibettzelten und einem großen Essenszelt mit Küche bestand. Luke warf Burger auf den Grill und nach dem Mittagessen fuhren wir direkt weiter. Auf dem Weg zu den Kata Tjuta (Wikipedia) konnten wir einen ersten Blick auf den Uluru (Wikipedia) werfen. ‚Kata Tjuta‘ ist der Aboriginee-Name für die Berge, die europäische Eroberer „die Olgas“ nannten und bedeutet auf deutsch „viele Köpfe“, denn Aborginees haben kein Zählsystem entwickelt – 1, 2, viele. Der Uluru ist hierzulande eher als „Ayer’s Rock“ bekannt, aber das ist der „weiße Name“, der seit der Rückgabe des Nationalparks an die Aboriginees eigentlich nicht mehr benutzt wird.
Wir erreichten Kata Tjuta gegen 3 und brachen dann gleich zur Wanderung zwischen den Felsen auf.
Um 17.30 befanden wir uns dann pünktlich in der „Uluru Sunset View Area“ und taten eben das, wofür der Bereich empfohlen wurde: Den Monolithen im Sonnenuntergang beobachten. Ein beeindruckendes Farbenspiel!
Zurück im Camp wurde dann das Abendessen gegrillt (Kamelwürstchen! lecker) und wir saßen noch gemeinsam um das Lagerfeuer. Unter zuhilfenahme der nagelneuen Taschenlampe ging es schließlich ins erstaunlich bequeme Bett.
Samstag, 02.07.2011
Schon um halb 6 quälten wir uns aus den Zelten und kletterten nach einem schnellen Frühstück in den Bus: Um 7 standen wir, pünktlich zum Sonnenaufgang, auf der Uluru Sunrise Platform.
Eine Stunde später wurden wir dann am Felsen selbst abgesetzt mit der freien Wahl, ob wir komplett um ihn herumlaufen wollen, die kurze Strecke nehmen wollen oder ihn erklettern. Lisa und ich entschieden uns ganz klar für den ganzen Basewalk.
Als Tourist muss man beim Umrunden des Uluru ein bißchen aufpassen, denn es gibt einige Stellen am Monolith, die als heilig gelten und die nicht fotografiert werden dürfen. Das wird dann auch immer mit Schildern markiert, aber nicht immer sehr eindeutig. Trotzdem ein äußerst schöner (und vor allem: ebenerdiger) Rundweg.
Unsere Strecke endete am Aufstieg, dort warteten wir auf den Beginn unserer Führung. Tatsächlich klettern immer noch Leute auf den Felsen, selbst kleine Kinder, obwohl der Pfad unfassbar steil ist und nach wie vor Menschen beim Aufstieg in der prallen Sonne sterben. Komisch ist, dass in Deutschland und Österreich in der Schule gelehrt wird, dass es respektlos ist, den Felsen zu besteigen, während viele Australier davon noch nie gehört haben. Luke erwähnte auf der Fahrt vom Camp, dass die Aboriginees es nicht gerne sehen, entmutigte aber niemanden, der klettern wollte. Wenn ich bedenke, dass in Italien jeder Kirchenbesucher anstandslos Knie und Schultern bedeckt, finde ich es wirklich schade, dass der Wunsch der Aboriginees hier so ignoriert wird.
Um viertel vor 11 begann dann unsere Führung, bei der eine Aborigineefrau mit Übersetzer uns einige der alten und heiligen Stellen um den Uluru erklärte.
Mittags fuhren wir nach einem Stop im Besucherzentrum wieder ins Camp, kochten Couscous während Luke für uns am Grill stand und fuhren dann schließlich weiter Richtung Kings Canyon. Nach einer kurzen Rast an einem Salzsee kamen wir gegen halb 7 im nächsten Camp an. Als Abendbrot gab es Hühnercurry und Kartoffelpürree, dazu die Gesellschaft von einigen Dutzend Mäusen.
Während das Lagerfeuer nachts ausbrannte, rollten Lisa, Michael und ich unsere Swags unter dem Sternenhimmel aus.
Sonntag, 03.07.2011
Um halb 6 waren wir wieder auf, frühstückten und erreichten um 7 den Kings Canyon (Wikipedia), wo wir uns sofort an den 6km langen Rundgang machten, der nach einer äußerst fiessteilen Treppe relativ erträglich war.
Nach ein paar Keksen zur Stärkung fuhren wir wohin, wo wir uns zum Mittagessen Sandwiches machen konnten und brachen dann wieder nach Süden auf. Gegen 5 passierten wir die Grenze nach South Australia und waren eine Stunde später im Camp in Marla. Dort wurden Nudeln gekocht und Lisa, Michael und ich schliefen wieder in Swags am Lagerfeuer. Diesmal aber deutlich kürzer, denn hier kam die aktuelle Mäuseplage erst richtig zum Tragen. Nachdem ich die Maus, die in unserem Zelt war, Peter getauft hatte (wir hatten Augenkontakt und schreckten daraufhin beide zurück), machten mir die Viecher, die um unsere Schlafsäcke huschten, doch irgendwie Sorgen. Meine kurzzeitige Mitbewohnerin NL-Lisa, die bei einem Reiseveranstalter arbeitet, hatte mir von plattgelegenen Mäusen in Swags erzählt…. weder wollte ich eine Maus in meinem Schlafsack haben, noch sie plattwalzen! Ich lag also auf Beobachtungsposten, aber nachdem ich mich mit dem Schrei „Sie kommen!“ komplett lächerlich gemacht hatte, kroch ich ganz tief in den Schlafsack, schloss den Swagdeckel und stopfte sicherheitshalber noch mein Kissen in die Schlafsacköffnung. Gute Nacht!
Montag, 04.07.2011
Als wir um 8 zum Frühstück aufstanden fand auch tatsächlich niemand von uns eine Maus in seinem Swag, weder lebendig noch tot. Sehr gut.
Vorbei an einem sehr schönen, großen Adler und dem Breakaway Lookout fuhren wir nach Coober Pedy. Der Name des Ortes ist abgeleitet von dem Kommentar, den Aboriginees zu der Siedlung abgegeben hatten: Weißer Mann im Loch. Denn in Coober Pedy gräbt man sich ein. Nicht nur, dass es DER Fundort für australische Opale ist, obendrein ist es eventuell der heißeste Ort der Welt: bei bis zu 50°C an den schlimmsten Sommertagen muss man von Schatten zu Schatten sprinten um nicht zwischen den Einkäufen zu kochen anzufangen. Da erscheint eine unterirdische Wohnung durchaus attraktiv. Kein Wunder, wenn jede Renovierung sich selbst finanziert, weil man beim Ausbuddeln des zweiten Schlafzimmers mit großer Sicherheit einige Edelsteine findet.
Auch unsere Unterkunft war natürlich unterirdisch, dort gab es Sandwiches zum Mittagessen, da die Quiches versehentlich in die Tiefkühlbox geraten waren. Anschließend besichtigten wir die nachbarliche Opalmine, wo ich dann auch prompt 90$ ließ. Dann zeigte Luke uns mit dem Bus Coober Peddy, eine Sache, die schnell erledigt war, und entließ uns anschließend für eine kurze Freizeit. Lisa und ich stürmten schnell den IGA für Kekse und Mineral(!!)wasser; was für ein Glück das die wöchentliche Warenlieferung immer donnerstags kommt, trotz einiger leerer Regale fanden wir alles was wir brauchten. Anschließend bestiegen wir zusammen mit Anita einen kleinen Lookout um uns zu bestätigen, dass der kleine Ort ja mal so mitten im Nichts liegt.
Auf dem Weg zum nächsten Treffpunkt lernten wir in einem Opalladen noch einen netten Kroaten kennen, der uns rohe Opale schenkte (natürlich nur welche die nicht wertvoll genug zum Verarbeiten waren) und bei dem ich dann nach mediterranem Handeln auch noch 20$ ließ.
Danach besuchten wir das Kangaroo Sanctuary und erleichterten anschließend noch den zugehörigen Shop, bevor die ganze Gruppe sich in einer Pizzeria traf.
Abends waren wir dann doch zu erschöpft um in die berühmte Bar mit den schrägen Gestalten zu gehen. Nachdem Luke uns erzählt hat, dass Guides dieser Tour schon einige Male am nächsten Morgen einen Zettel in Betten von Mädchen gefunden hatten, auf denen sie verkündete, beim Opalschürfer ihrer Wahl bleiben zu wollen, war das wohl auch eine gute Entscheidung.
Dienstag, 05.07.2011
Total vollständig fanden wir uns um 8 zum Frühstück ein und brachen eine Stunde später zum Noodling auf: Man gräbt in den Bergen von Ausgrabungsdreck nach übersehenen Opalen. Tatsächlich hat ein Kollege von Luke mal eine Glückliche gehabt, die dabei einen Stein im Wert von 70.000$ gefunden hat – der Urlaub war refinanziert. Lisa fand einen winzigen Opal und ich sogar einen noch kleineren, aber immerhin waren wir jetzt alle schön dreckig. Nach dem Auftanken ging es jetzt weiter Richtung Quorn, vorbei an dem berühmten Adelaide-Darwin-Schild, das immerhin eine Distanz von 3000 km abdeckt – Berlin-Lissabon, quasi; und vorbei an einem weiteren, gigantischen Salzsee.
Die Unterkunft in Quorn war nach den letzten Tagen der pure Luxus, 6er Dorms mit eigenem Badezimmer, eine riesige Küche in einem Haus (!!!), ein eigenes Speisezimmer und sogar ein Wohnzimmer mit Fernseher und Kamin. Wir waren im Paradies angekommen. Während Luke noch das Barbeque brutzelte (Känguru, Kamel und Rind), machten wir einen kleinen Spaziergang zum Bottleshop. Nach dem Abendessen guckten wir dann „Priscilla – Queen of the Desert“, der auf der Strecke spielt und gedreht wurde, die wir gerade hinter uns haben. Schön! Und ein sehr lustiger Film, finde ich. Auf jeden Fall ein krönender Abschluss für die Outback-Fahrt.
Mittwoch, 06.07.2011
Nach dem Frühstück um 7 fuhren wir in die Flinders Ranges (Wikipedia), die Gebirgskette Südaustraliens. Dort bestiegen wir den Mount Ohlssen Bagge. In 923 Meter Höhe konnte ich trotz der Aussicht dann aber trotzdem nicht anders als über das verschissene Bergwandern zu fluchen, meine Flachlandbeine sind für Steigungen einfach nicht gemacht.
Zurück am Campingplatz, nach vier Stunden wandern, wurden Kamelburger gebraten. Auf einem ausgedehnten Rückweg nach Quorn besuchten wir erst die Yourambulla Caves Höhlenmalereien, übrigens umgeben von Bergkängurus und dann die Ruinen eines der ersten Farmershäuser.
Ein paar Stunden später gab es als Dinner Gulasch mit Kartoffelpürree bevor wir Karten und Scharade spielten. Ein schöner letzter Abend!
Donnerstag, 07.07.2011
Um 8 Uhr parkten wir schon wieder vor einem Berg, diesmal entschied ich mich aber für meinen Sherlock Holmes und gegen den Aufstieg und es tut mir auch bis heute nicht leid, denn Lisa berichtete, dass die Aussicht weit schöner sei als am Vortag, aber der Weg auch deutlich schwieriger. Ich hatte aber auch so Spaß mit den anderen im Bus wartenden.
In Clare hielten wir an einem Picknickplatz um Chicken Burger zu braten und besuchten gegen halb 4 noch ein Weingut.
Gegen 6 gab Luke uns eine Stadtrundfahrt durch Adelaide – wieder zu Hause! Ein merkwürdiges Gefühl, wenn man weiß, dass man in drei Tagen wirklich nach Hause zurückkehrt. Er setzte Lisa und mich an der WG ab, wo wir schnell duschten und einigen Kram organisierten, inklusive der Telefonate, die im Outback oft nicht möglich waren, bevor wir uns abends erst mit anderen Exchange-Studenten und dann mit der Gruppe trafen.
Eine schöne, wirklich unvergessliche Tour.