Russel Hart – Fotografie für Dummies

Ich würde sagen, diese Investition hat sich gelohnt. Ich habe inzwischen sogar schon über ISO-Werte klugscheißern können. Ich habe viel über Blitze, Zoom-Verzerrungen und sogar Technik gelernt. Und nachdem das Motto des Buches ist, dass man tolle Fotos mit jeder, ausdrücklich jeder, Kamera machen kann, habe ich für den Urlaub ein paar Einwegkameras bestellt, die wir mit an den Strand nehmen können.
Ich hab mir in Hinsicht auf Komposition ein bißchen mehr von dem Buch erhofft als „Motive bildfüllend fotografieren“ und „versuch’s mal hochkant“, aber von der Technik des Fotografierens verstehe ich jetzt deutlich mehr. Und ja, ich nehme Motive jetzt tatsächlich bildfüllender auf als vorher. Und benutze mehr Blitz. Und denke daran, dass Blitz für ein 10 Meter entferntes Motiv totaler Unsinn ist. Und weiß jetzt, warum bei längerer Brennweite das Bild leichter verwackelt. Und sage jetzt „längere Brennweite“ statt „mehr Zoom“.

Ich denke, wer schon weiß, welcher ISO-Wert wann am sinnvollsten ist und welche Brennweite man für Portraits verwenden sollte, der kann sich dieses Buch sparen. Alle anderen können sich den Schmöker ruhig mal antun. Ich gebe zu, am Anfang hatte ich vor Technik-Schnickschnack ganz schön Konzentrationsprobleme, denn ich hatte mir (trotz gegenteiliger Aussagen des Autors im Vorwort) vorgenommen, das Buch von vorne bis hinten, immerhin 462 Seiten, komplett durchgehend durchzulesen. Und nachdem ich mich mal reingefunden hatte, hat es echt Spaß gemacht, denn es ist locker und anschaulich geschrieben. Empfehlung!

Reise Know-How – Malta, Gozo, Comino

Auf meinem Urlaubsstapel liegen drei Reiseführer, aber beim nächsten Ziel werde ich unbedingt nach „Reise Know-How“-Bücher Ausschau halten. Der Malta-Führer von Werner Lips ist eine schöne Mischung aus nicht zu viel, nicht zu wenig Text und immer mit netten Fotos geschmückt, beinhaltet ne Menge Karten und tolle Insider-Tips von Hotelbewertungen bis zur Schokoladentorte.
Und dabei toll geschrieben. Ich habe (obwohl unser Hotel ja längst gebucht ist) nicht mal die Unterkunftskommentare übersprungen, um ja keinen Witz zu verpassen. Super!

Bernhard Schlink – Der Vorleser

Erster Satz: Als ich fünfzehn war, hatte ich Gelbsucht.

Ich gehöre zu denjenigen, die nie einen Schlink in der Schule gelesen haben. Ich bin nicht mit allzu vielen Erwartungen an dieses Buch gegangen – ein Klassiker, klar, aber Schulliteratur ist ja trotzdem gerne mal trocken.
Den Inhalt des Buches könnte man, glaube ich, mit zwei bis drei Sätzen umfassend wiedergeben. Das spare ich mir an dieser Stelle, weil die meisten ihn schon kennen und der Rest ihn beim Lesen erfahren soll.
Mich hat „Der Vorleser“ ziemlich mitgerissen. Besonders „fies“ fand ich die meisten Kapitelanfänge, deren erster Satz oft eine unerwartete Wende einfach in den Raum warfen. Allerdings bin ich da auch ein spezieller Fall, denn ich beendete meine Mittagspause gerne zugleich mit einem Kapitel, blätterte um um das Lesezeichen einzulegen, und -zack- war der fiese Satz schon gelesen. Gerne verkündete Schlink etwas schockierendes und holte dann erstmal in aller Seelenruhe weiter aus, erklärte Hintergründe und Begebenheiten bis er wieder dort ankam, wo man sich vorhin erschreckt hatte. So war die Story zwar nicht „spannend“, da man den Twist schon vorher kannte, aber doch permanent fesselnd.
Unbedingt zu empfehlen!

José Saramago – Die Stadt der Blinden

Erster Satz: Das gelbe Licht leuchtete auf.

Wow! Ich bin total hin und weg von diesem Buch. Der Inhalt:
Ein Mann wartet in seinem Auto darauf, dass die Ampel grün wird. Dann ist er plötzlich blind. Nicht das klassische „blind“, denn er sieht nicht alles schwarz sondern weiß. Der Mann, der ihn nach Hause fährt, erblindet ein paar Stunden später. Ebenso der Taxifahrer, der den Blinden und seine Frau zum Augenarzt bringt. Auch die genannte Frau, der Augenarzt und sämtliche Patienten, mir denen er das Wartezimmer teilte, erblinden. Wie eine Epidemie zieht sich die Blindheit durch die Gesellschaft und die Regierung reagiert mit Quarantäne.
Die Bedingungen dort sind furchtbar: Niemand wagt es, den Blinden zu nahe zu kommen, darum siechen die Ärmsten ohne Hilfe dahin. Unregelmäßig bekommen sie Essen vor die Tür gestellt, das selten reicht und normalerweise nicht sonderlich fair aufgeteilt wird – zählen fällt schwer, wenn man blind ist, da ist es unanständig einfach, sich eine Kiste mehr unter den Nagel zu reißen. Die Irrenanstalt, die zweckentfremdet wurde, verwandelt sich in Tagen in ein Dreckloch. In dieser Extremsituation kommt schnell das Schlechteste im Menschen an die Oberfläche.
Aber, und hier kommt der Knackpunkt, es gibt in dieser Quarantäne eine Sehende. Die Frau des Augenarztes wollte ihrem Mann nicht von der Seite weichen, obwohl die Blindheit sie nicht befallen hat. Das muss allerdings geheim bleiben, denn ansonsten werden sich über 200 Hilflose rund um die Uhr von ihr versorgen lassen.

Ich muss zugeben, in den ersten zwei Mittagspausen mit diesem Buch fragten mich meine Kolleginnen: „Was guckst du denn so irritiert?“ Und ich antwortete: „Mein Buch ist komisch.“
Tatsächlich ist die Story ungewöhnlich, noch überraschender ist allerdings der Schreibstil. Für Dialoge, ja selbst für Diskussionen, werden keinerlei Anführungszeichen benutzt. Die Antworten werden nur mit Kommas aneinandergereiht, die andere Partei nur dadurch gekennzeichnet, dass ihr Satz nach dem Komma mit einem Großbuchstaben beginnt. Es liest sich, als bekäme man es vorgelesen – als wäre man selber blind. Das Buch bietet schon allein deshalb keine Verschnaufspause, kein Zögern zwischen zwei Antworten, denn ansonsten verliert man sich völlig in den teilweise seitenlangen Sätzen. Aber dieses Buch ist superspannend. Lest es!

Simon Becket – Die Chemie des Todes

Ein toller Thriller! Zwei Tage lang hockte ich auf dem Sofa und wimmerte „Ich weiß nicht, wer der Mörder ist!!“
Das Buch hat echt Spaß gemacht, auch wenn einige Beschreibungen so ganz und gar nicht für die Mittagspause geeignet waren. Lesen!

Aldous Huxley – Schöne neue Welt

Erster Satz: Chronische Zerknirschung, darin sind sich alle Moralisten einig, ist ein höchst unerfreulicher Gemütszustand.

Nicht meine Lieblingsdystopie. Liest sich recht flott, aber war für mich kein Highlight.
Ehrlich gesagt kann ich nicht mal sagen, was mich daran stört. An der Idee, eine Gesellschaft ohne Emotionen zu formen, kann es nicht liegen – ich liebe „Equilibrium“. Die Geschichte tröpfelt bloß so vor sich hin, habe ich den Eindruck und die Glorifizierung Shakespeares bringt keinen Ausgleich dafür. Sorry.

Joanne Harris – Chocolat

Erster Satz: Wir kamen zu Karneval an, mit dem warmen Februarwind, der den Duft von am Straßenrand gebratenen Pfannkuchen, Würstchen und süßen Waffeln mit sich trug, während Konfetti von Mantelkragen und Ärmelaufschlägen rieselte und im Rinnstein herumgewirbelt wurde wie ein lächerliches Gegenmittel, mit dem der Winter vertrieben werden sollte.

Es geht um eine Frau, eine Art Hexe, die mit ihrer kleinen Tochter von Ort zu Ort zieht, dort in schnuckeligen romantischen Lädchen Schokolade verkauft bis sie wieder weiter muss. Nettes, seichtes Märchen, fröhlich, romantisch und ein bißchen esoterisch. Muss man nicht gelesen haben, schadet aber nicht.

John Irving – Gottes Werk und Teufels Beitrag

Erster Satz: Im Spital des Waisenhauses – in der Knabenabteilung von St. Cloud’s, im Staate Maine – waren zwei Krankenschwestern damit betraut, den neugeborenen Babys einen Namen zu geben und nachzusehen, ob ihr kleiner Penis auch heilte.

Die Geschichte dürfte aus dem Film bekannt sein: Waise lernt Gynäkologie, wird mit Abtreibungen konfrontiert, ist dagegen, geht Äpfel pflücken (sehr symbolisch), und führt schließlich doch Abtreibungen durch.
Der Film wurde allerdings sehr abgespeckt, soweit ich mich erinnern kann. Es ist lange her, dass ich ihn gesehen habe, aber ich bin sicher dass komplette Handlungsstränge und mehrere Charaktere fehlen, die das Buch sehr lebendig machen.
Ein tolles Buch, das kann man nicht leugnen, allerdings ist die Story in der zweiten Hälfte dann doch etwas zäh und langatmig. Trotzdem: Ein verdienter Klassiker.

Arundhati Roy – Der Gott der kleinen Dinge

Erster Satz: Der Mai in Ayemenem ist ein heißer, brütender Monat.

Ich habe mich lange gescheut, eine Kritik zu diesem Buch zu schreiben. Als ich es gerade gelesen hatte, weil die Begeisterung zu groß war, und als ich wieder zu „Atem“ gekommen war, weil es schwer ist, einen Anfang zu finden.

Worum geht es? Es geht um Zwillinge: das Mädchen Rahel und der Junge Estha. Es geht um ihre Mutter, die die Untat begangen hatte, sich scheiden zu lassen, weil ihr Mann sie schlug. Es geht um den Onkel der beiden, der sich zwar auch scheiden ließ, aber das Familienoberhaupt ist. Es geht um dessen Tochter, die bei ihrer Mutter in England lebte, bis sie zu Besuch kamen weil ihr neuer „Vater“ gestorben war. Es geht um ihre Großmutter, eine Macherin, eine Regentin, eine Frau, die ihren Sohn mehr als alles auf der Welt verehrt. Es geht um Indien, um Kasten und um Rollen.

Dieses Buch steckt voller Poesie und Grausamkeit. Das zerbrochene Indien aus den Augen eines Kindes, die Aufgaben einer alleinerziehenden Mutter in einer abweisenden Welt und nicht zuletzt das „Ereignis“, das den Angelpunkt darstellt: Der Unfall der kleinen Tochter aus England und die weit reichenden Folgen.

Ich persönlich habe auch ein paar Mankos anzuführen: Zum Teil spielt die Geschichte in drei Zeiten zugleich
und nicht immer merkt der Leser sofort, wenn der Wechsel der jungen Rahel zur erwachsenen Rahel stattgefunden hat. Auch macht es das Verstehen nicht unbedingt leichter, dass mir die indischen Kastensysteme nicht gerade geläufig sind. Ich denke aber, dass diese Dinge verschmerzbar sind.
Lest dieses Buch. Es fesselt einen und lässt nicht mehr los.

Toni Morrison – The Bluest Eye

Erster Satz: Quiet as it’s kept, there were no marigolds in the fall of 1941.

Dieses Buch lernte ich im Englischunterricht der 12. Klasse kennen. Ein zauberhaftes Werk über die Welt kleiner schwarzen Mädchen, die nicht verstehen, was die blauäugigen Mädchen liebenswerter macht als sie. Eigentlich lässt sich hierzu nur sehr wenig sagen, lest es einfach selbst.