Kelley Armstrong – Die Rückkehr der Wölfin

Erster Satz: Er hasste den Wald.

Offensichtlich ist dies die Fortsetzung von Die Nacht der Wölfin. Elena und Clay freuen sich gemeinsam ihres Rudellebens, obwohl das Rudel leider im Laufe des letzten Buches stark geschrumpft ist, und piesacken sich wo sie können, bis plötzlich eine Hexe zu Elena Kontakt aufnimmt.
Ja, eine Hexe. Komisch, dass das irgendwie unrealistisch klingt, wo es sich doch um Werwölfe dreht. Aber es bleibt auch nicht bei einer Hexe. Das Rudel wird eingeladen zu einer Art Versammlung der Paranormalen und trifft dort Dämonen, Vampire und weiteres. Elena ist immernoch nicht davon überzeugt, dass die Leute um sie herum tatsächlich existieren, da berichtet die Gruppe davon, dass es jemanden gibt, der eben solche Wesen sammelt.
Da Hexen eher zurückhaltende Kriegsführer sind, hält Jeremy, der Rudelalpha, nicht viel von einer Zusammenarbeit. Als dann aber Elena von der Sammlerorganisation gekidnapt wird, sieht die Sache natürlich gleich ganz anders aus.
Wozu klaut jemand paranormale Wesen? Na klar, für die Wissenschaft. Die Leute, die Hexen, Vampire, Voodoopriester, Dämonen und nunmal auch Werwölfe in Glaszellen sperren, wissen selbst nicht 100%ig, wonach sie suchen – auf jedenfall nach einer Verbesserung der Menschheit. Irgendwas wie langes Leben, Telekinese, Seelenfrieden wird dabei doch wohl rausspringen, oder? Der Geldgeber der ganzen Sache verfolgt hingegen ganz andere Ziele. Nein, nicht die Weltherrschaft: Spielen. Er hat um den Komplex einen fallenreichen Wald angelegt, in dem er die ausgedienten Versuchsobjekte aussetzt um sie zu jagen. Klingt spaßig, nicht wahr? Um den Jäger zum Gejagten zu machen, aber auch weil er im Geiste ein notgeiler Teenie ist, ist sein Interesse an Elena extrem hoch – und die Gefahr für sie ebenso…

Kelley Armstrong – Die Nacht der Wölfin

Erster Satz: Ich muss.

Nach wie vor eines meiner Lieblingsbücher. Könnte ich auch immer wieder lesen. Die Story:
Elena ist Journalistin, lebt mit einem netten Mann zusammen, hat eine außerordentliche Kondition und ist nebenbei eine Werwölfin. Eine Werwölfin? Nein – die einzige Werwölfin auf der Welt.
Weil sie sich mit ihrem werwölfischen Partner Clay zerstritten hat, sagte sie sich vom Rudel los um ein normales Leben zu führen. So normal es halt geht, wenn man sich regelmäßig nachts hinaus schleicht um sich in einen Wolf zu verwandeln und hofft, dass man nicht versehentlich wen tötet.
Wundert es etwa irgendjemanden, dass Werwölfe sich in Rudeln organisieren? Ergibt Sinn. Auch Sinn ergibt, dass die nicht im Rudel lebenden Werwölfe, Mutts genannt, eine nicht nur extrem untergeordnete Kaste sind sondern ausschließlich sehr gefährlich sind, da sie den Drang zu Töten nicht unterdrücken können oder wollen.

Das ist die Ausgangssituation. Da Elena ihrem Freund nicht erklären könnte, weshalb sie auf die Nachrichten von Jeremy, dem Alpha des Rudels, nicht reagiert, reist sie voll wölfischem Zorn zurück zum Rudeln um sich anzuhören, wofür ihre Hilfe benötigt wird. Sie wird augenblicklich zurückgesogen in ihr anderes Leben, das von Instinkt beherrscht wird, in dem es um Geborgenheit und Liebe geht, das sich um Essen und Sex und natürlich um vierbeiniges Rennen und Jagen dreht.
Doch sie wäre nicht dort, wenn es so schön wäre: Die Mutts töten in der Nähe des Rudelterritoriums Menschen, natürlich, ohne sich die Mühe zu geben, Spuren zu verwischen. Die Situation spitzt sich zu, als auch noch Rudelmitglieder getötet werden. Elena und Clay lassen das nicht auf sich sitzen…

Derek Hansen – Ramon erzählt


Es geht um eine kleine Gruppe Männer, die sich wöchentlich in einem Lokal trifft, um sich Geschichten zu erzählen. An der Reihe ist, wie der Titel schon vermuten lässt, Ramon, der nicht nur blind, sondern auch der angesehenste in der Gruppe ist.
Seine Geschichte beginnt kurz vor der argentinischen Revolution: Die Hauptperson liebt eine Frau, diese entscheidet sich gegen ihn und für den Revolutionsführer (dessen Identität erst später heraus kommt, wie das halt so ist), bekommt einen Sohn und muss schließlich mitansehen, dass ihr ehemaliger Liebhaber ihren Mann verrät, weil er sich der -natürlich falschen- Hoffnung hingegeben hat, dass dies das Leben der Frau und insbesondere ihr gemeinsames Leben retten würde.
Nach einem kurzen Vermerk, dass der Verräter flieht, wählt Ramon eine neue Hauptperson und schickt seine Zuhörer nach Java: Dort berichtet er vom Friede-Freude-Eierkuchen-Leben eines Grundbesitzers mit tüchtiger Mutter in Holland, schöner Frau, toller Tochter, trauriger Umzug nach Australien. Doch dann die Tragik: Das hübsche Mädchen hat einen Unfall, verschuldet übrigens durch schlechtes Wetter und den Vater, und ist nicht mehr hübsch. Die Welt bricht zusammen. Tatsächlich verheilt die Kleine sehr gut, hat nur über Muskeln in einer Gesichtshälfte keine Kontrolle. Hurra, sie lebt, hurra, sie hat nicht mal Narben davon getragen – nichts da. Alle sind entsetzlich verzweifelt, an erster Stelle das Mädchen selbst, das sich kaum noch in die Öffentlichkeit traut. Es kommt, wie es muss: Sie und der alte Verräter treffen aufeinander. Er liebt sie, sie liebt ihn, er macht Geschäfte mit ihrem Vater, alles sauber, schön und gut, ihr Nerv wird operiert, juchee.
Juchee? Nicht ganz. Sie gibt dem Sohn seiner argentinischen Liebe Klavierunterricht und schläft mit seinem besten Freund. Daraufhin beschließt er, sie in die Isalation zurückzutreiben und lauert ihr mit einem Messer auf um den Gesichtsnerv wieder zu durchtrennen.

Ja, klingt dämlich, ist es auch. Der einzige Höhepunkt des Buches ist, dass Ramon gegen Ende offen lässt, ob er selbst der Verräter war oder nicht. Auch die Geschichte um die Revolution ist sehr spannend erzählt, das Buch flacht allerdings deutlich ab, als der Holländer herein tritt. Und das Gewese um die unbewegliche Gesichtshälfte des Engelchens wirkt auf Dauer einfach nur noch albern, sorry. 3 von 10 Punkten.

Paul Cleave – Der siebte Tod

Erster Satz: Ich steuere den Wagen in die Auffahrt.

Total genial!
Es geht, ganz unkonventionell, um einen Serienmörder namens Joe, der aus der Ich-Perspektive erzählt. Er wohnt allein in einer winzigen Wohnung, steht unter der Fuchtel seiner Mama und arbeitet als Putze in einem Polizeirevier, wo er den aktuellen Ermittlungsstand ausspioniert, während er erfolgreich vorgibt geistig behindert zu sein.
Das Buch ist echt supertoll geschrieben, es macht wahnsinnig Spaß es zu lesen. Joe ist total menschenfeindlich (auf der Suche nach einem leichten Opfer wird ihm bspw. klar, dass auch Rollstuhlfahrer einen Sinn haben) und teilweise echt fies aber auf der anderen Seite vermenschlicht er seine geliebten Goldfische – und freut sich, dass diese aufgrund ihrer kurzen Gedächnisspanne ihm nicht übel nehmen (können) wenn er sie quält.
Mit seiner Mutter ist es ähnlich widersprüchlich. Sie nervt ihn tierisch, aber er ist Wachs unter ihren Fingern sobald sie schimpft. Er macht Phasen durch, die von Rattengift-in-ihren-Kaffe-schütten über ein irgendwie ungutes Gefühl, ihr könnte irgendetwas passiert sein am nächsten Morgen bis zum verzweifelten Oh-mein-Gott-meine-Mam-ist-krank-was-soll-ich-nur-ohne-sie-tun reichen. Und das mit einer Unschuld, dass man zu glauben beginnt, die geistige Behinderung ist doch nicht gespielt.
All dies mit gelegentlichen Morden ist klasse dargestellt durch Joes ganz eigene Prioritätenverteilung und mit genialen Kommentaren gewürzt. Einziges Manko ist in meinen Augen das Ende des Buches, doch in diesem Fall ist der Weg das Ziel.
Labern kann ich viel, Leute – lest dieses Buch!

Jörg Kastner – Der Engelspapst


Hier muss ich mich eines Kommentares tatsächlich enthalten: Diesem Buch habe ich keine faire Chance gegeben. Die ersten 50 Seiten haben mich zwar nicht gefesselt, aber auch nicht sehr gelangweilt, ich hab bloß irgendwann die Lust verloren. Sorry!

Tim O’Brien – Was sie trugen

Erster Satz: First Lieutenant Jimmy Cross trug Briefe von einem Mädchen bei sich, das Martha hieß und am Mount Sebastian College in New Jersey studierte.

Kriegserzählungen aus Vietnam: fesselnd, spannend, aufrührend. Klasse Buch. Leider recht dünn und eine dann doch etwas zusammenhanglose Aneinanderreihung von Kurzgeschichten, aber so muss das wohl sein.
Ich persönlich habe mich etwas verarscht gefühlt, als der Ich-Erzähler verkündete, dass die Ereignisse nicht wahrheitsgemäß nacherzählt wurden sondern so dargestellt wurden, dass der Leser das gleiche empfinden kann wie der Soldat, aber auch das muss wohl so sein.
Definitiv empfehlenswert.

Stephen Dobyns – Die Kirche der toten Mädchen


Und wieder ein abgebrochenes Buch. Dabei begann es so vielversprechend: ein bizarrer Mörder, Bomben in einer Schule, der obligatorische kritisch-bohrende verwitwete Journalist. Entfernt von allen Todesfällen begann dann eine ausführliche Charakterisierung von etwa allen Dorfbewohnern, die auch erstklassig gelungen ist, aber dann leider auf Dauer doch zu eintönig ist. Nachdem ich ewig darauf gewartet hatte, dass die Story endlich beginnt, habe ich mir ein neues Buch gesucht.

Dietrich Schwanitz – Bildung

Hochinteressant – der Geschichtsteil. So manche Kritik am heutigen Schulsystem mag ja ungerechtfertigt sein, aber ich habe die europäische Geschichte noch nie so auf den Punkt und chronologisch erlebt. Die kausalen Zusammenhänge sind prima offengelegt (wenn sie ab und zu auch ein biiißchen an den Haaren herbei gezogen scheinen, weil das „also“ grundlos irgendwo eingefügt wurde) und der Text ist witzig und lebendig geschrieben.
Leider kann man den Rest vergessen. Durch Literatur, Musik und Kunst habe ich mich noch gequält, dann habe ich das Buch weggeräumt. Den ersten Teil kann ich allerdings jedem empfehlen. Vielleicht als Toiletten-Buch: bei jedem Stuhlgang ein Kapitelchen.

Henryk Sienkiewicz – Quo Vadis?

Erster Satz: Es war schon Mittag, als Petronius erwachte.

Wow! Allererste Sahne, das Buch. Schöner, sauberer Stil (auch wenn ich irgendwie mehr Plusquamperfekte für nötig gehalten hätte), gute Story.
Natürlich, arg religiöse Geschichte, aber da von drei Hauptpersonen eine bereits Christ ist (und das ist schon fast ein Nebencharakter), eine sich zum Christentum bekehren lässt, während die dritte die neue Religion für eine gute Sache hält, die allerdings nichts für sich ist, ist der „missionarische“ Charakter dieses Buches nicht so stark wie er hätte sein können.
Es vereinen sich hier in zauberhafter Mischung Geschichte, Religion und Lovestory. Lesen!

Inhalt:
Antikes Rom, Zeit des Nero und des Paulus. Ein angesehener Römer verliebt sich in eine Frau, die, wie sich nach einiger Zeit herausstellt, zu den ersten Christen gehört. Wie die Römer so sind – er muss sie haben und sein intelligenter, rationaler Onkel, Berater des Kaisers, verschafft sie ihm. Sie jedoch flieht, denn obwohl sie ihn liebt ist eine Rolle als Geliebte für sie natürlich undenkbar.
Während der Onkel täglich damit kämpft den Kaiser nicht zu verärgern, beginnt für den jungen Römer die Suche nach der Christin und das Kennenlernen ihrer Religion. Doch als das Paar gerade zueinander findet, brennt Nero Rom nieder. Für die christlichen Römer hat die letzte Stunde geschlagen…