Márquez – Chronik eines angekündigten Todes

Erster Satz: An dem Tag, an dem sie Santiago Nasar töten wollten, stand er um fünf Uhr dreißig morgens auf, um den Dampfer zu erwarten, mit dem der Bischof kam.

Ich habe mich jetzt sehr lange darum gedrückt, für dieses Buch eine Rezi zu schreiben. Der Grund ist, dass ich selbst nicht sicher bin, was für ein Urteil ich darüber verkünden möchte.
Auf der einen Seite ist da dieser wunderbare Stil, den zu lesen echt Spaß macht. Der Spannungsbogen ist einwandfrei, obwohl das Ende bereits auf der ersten Seite vorweggenommen wird, vielleicht auch gerade aufgrund des nicht linearen Erzählablaufs. Technisch gesehen echt ein klasse Buch mit einer ungewöhnlichen Erzählperspektive.
Andererseits hat mich die Story nicht mal annähernd vom Hocker gehauen. Die Geschichte spielt quasi im Laufe eines einzigen Tages, da entwickeln sich auch Charaktere nicht weiter und um ganz ehrlich zu sein, eine Prämisse habe ich auch nicht entdeckt.
Trotzdem eine kurzweilige Lektür für Freunde der schönen Sprache.

Inhalt in Kürze: In der Hochzeitsnacht stellt der populäre, reiche Ehemann fest, dass seine Frau keine Jungfrau ist. Er bringt sie zurück in ihr Elternhaus, wo ihre Brüder ihr einen Namen abzwingen und aufbrechen, den Täter zu töten.

Dan Brown – Sakrileg


Nach ein paar Dutzend Seiten abgebrochen.
Um ehrlich zu sein, ist es mir supersauer aufgestoßen, dass dieser bescheuerte Übersetzer schon auf der zweiten Seite des Prologes „wie“ anstelle von „als“ geschrieben hat und fortan konnte ich mich nicht mehr auf den Text sondern nur noch auf die Grammatik konzentrieren.
Darüber hinaus gingen mir diese überzogenen Charaktere echt auf den Sack. Ich habe Illuminati gelesen (den fand ich gar nicht mal allzu schlecht), ich habe auch Meteor gelesen, aber ein weiteres Buch mit so vielen Macken wollte ich mir dann doch irgendwie nicht antun.

Kafka – Der Prozess

Erster Satz: Jemand musste Josef K. verleumdet haben, denn ohne dass er etwas Böses getan hätte, wurde er eines Morgens verhaftet.

In der Schule bin ich mit Kafka nie in Berührung gekommen, das wollte ich jetzt nachholen.
Ehrlich gesagt, hatte ich mehr davon erwartet.
Der Stil ist einwandfrei und, vielleicht von ein paar sehr langen Reden abgesehen, wird es einem nicht langweilig. Und ich liebe diese ewigen Widersprüche, die sich oft in eine Person auf einer Seite vereinigen und trotz derer man sich immer an der ersten Aussage festklammert.
Anonsten? Absturz eines eigentlich aufstrebenden, selbstbewussten Mannes aus irrationalen Gründen. Gut gemacht, schöne Entwicklung, aber hat mir leider nichts fürs Leben mitgegeben. Außer vielleicht: Take it easy.

Joshua Spanogle – Quarantäne

Drei geistig behinderte Frauen werden mit identischen Symptonen ins Krankenhaus eingeliefert: Ihre Haut schält sich langsam ab und sie drohen zu verbluten. Ein Seuchenexperte wird eingeschaltet, aber zwischen dem Angst vor einem Biowaffenanschlag und den extremen Sexgeständnissen aus den Behindertenheimen dominiert vor allem eines: Der Hauptcharakter ist ein eingebildetes, nerviges Arschloch. Und zwar nicht eines der oh-cool-so-selbstbewusst-wäre-ich-auch-gern-Arschlöcher, die es in Buch und Film so oft gibt, sondern einfach nur ein oh-mein-Gott-ist-der-Kerl-nervig-Arschloch.
Werft mir meinetwegen vor, dass ich spießig wäre, aber spätestens wenn die Potenz eines Ich-Erzählers über alle Maßen gelobt wird, hört für mich irgendwie der Lesespaß auf.
Habe das Buch nach 3/4 abgebrochen, nachdem ich es lange Zeit nur weitergelesen hatte weil ich schon so viele Mittagspausen darin investiert hatte.

Urteil: Kennt man nicht, muss man auch nicht kennen. Bloß Finger weg.

Pascal Bruckner – Diebe der Schönheit

Erster Satz: Ich hatte eben die Leselampe eingeschaltet und im Make-Up-Spiegel eine neuentstandene Falte in meinem linken Augenwinkel entdeckt, als der Wagen ausbrach.

Inhalt: Ein junges Pärchen: Hélène – spritzend vor Leben und Temperament, Benjamin – äußerlich und innerlich um Jahre älter als sein Geburtsdatum scheinen lässt.
Ein großer Teil des Buches handelt davon, wie er lebte, bevor er sie traf, wie sie ihm dann nachstellte und die beiden schließlich zusammenblieben. Unglaublich schnell verdeutlicht der Autor das komplexe Seelenleben des Mannes, der als Ich-Erzähler auftritt, bis die Perspektive zu der, ebenfalls nicht sonderlich ausgeglichenen, Psychologin wechselt, der er seine Lebensgeschichte erzählt.

Nach einem Skiausflug bleibt das Paar im Schnee stecken und wird von einem vornehmen Mann aufgenommen, der zusammen mit seiner dominanten Frau und einem gnomartigen Diener in einer einsamen Bergvilla haust.
Hélène beginnt sich nach der ersten Nacht zu gruseln, doch ein Fluchtversuch misslingt. Am darauffolgenden Tag erkundet Benjamin, scheinbar allein im Haus, den Keller und macht dort, überrascht von Hausherr Jérôme, eine furchtbare Entdeckung: In einer winzigen Zellen ist eine Frau eingesperrt. Der Plan der drei Hausbewohner ist inzwischen schon Routine: Sie entführen junge, hübsche Mädchen und sperren sie in Scham und Dunkelheit ein bis die Panik und Verzweiflung sie hässlich gemacht hat.
So macht Jérôme Benjamin ein Angebot: Er muss drei Mädchen als Gefangene auswählen, ansonten landet Hélène im Kerker….

Superspannend, wunderbar geschrieben und so fesselnd, dass ich nach Beendigung der Lektüre verzweifelt und ungläubig die nächste Seite gesucht habe…

Wolfram Fleischhauer – Das Buch in dem die Welt verschwand


Ein sehr merkwürdiges Buch. Der Hauptcharakter (ich kann mich einfach nicht an seinen Namen erinnern, tut mir leid) hat die Aufgabe, etwas furchtbares zu verhindern. Leider erfährt man erst am Ende des Buches, was dieses Weltzerstörende etwas ist, und wer alles zu vernichten droht, das macht die wilde Jagd dann doch zur Farce, denn besagter Charakter weiß es ebenso wenig wie der Leser. Aber man macht die Suche mit, lässt sich in Geheimbünde verstricken und erlebt diese entsetzlich furchtbare Liebesgeschichte mit, wenn man es denn so nennen will (der weibliche Part ist eine Art heilige Schlampe, die die Leute scheinbar mit Sex in eine höhere Spiritualität erheben will – oder so. Der Held ist auch arg verwirrt).
Zum Schluss ist man dann sehr enttäuscht und verbittert, als man erfährt, worum es die ganze Zeit ging – der Charakter selbst ist das zwar nicht, beschließt jedoch trotzdem, die Verhinderung zu verhindern (jaha!), was den Leser denn auch gar nicht stört. Ein paar Seiten später merkt der Held dann, dass er einen gar schröcklichen Fehler gemacht hat – das merkt der Leser spätestens jetzt auch und verbrennt das Buch.

Prädikat: Sinnloses Lesen.