Lee Child – Jack Reacher Romane 15 bis 18

Lee Child – Wespennest (15. Jack-Reacher-Roman)

Erster Satz: Eldridge Tyler fuhr auf einer langen geraden Landstraße in Nebraska, als sein Handy klingelte.

Auf dem Weg nach Virginia strandet Jack Reacher in einem County, das von einer mächtigen Familie terrorisiert wird. Angeheiratete eingeschlossen. Da Reacher ein Gentleman ist, zwingt er erst den Dorfarzt, Mrs Duncan zu behandeln und bricht dann Mr Duncan die Nase. Damit ist er direkt in eine Machtprobe geraten, die sich mit den geschäftlichen Problemen der Duncans überschneiden.

In seiner Rolle als Guerilla-Krieger mag ich Reacher vielleicht sogar am liebsten. Leider sind die Gegenspieler-Parteien so zahlreich, dass sie kaum auseinanderzuhalten sind und gleichzeitig doch recht leicht zu durchschauen. Dennoch solide unterhaltsam.

Lee Child – Der Anhalter (17. Jack-Reacher-Roman)

Erster Satz: Der Augenzeuge sagte, er habe nicht wirklich gesehen, wie es passiert sei.

Wahrscheinlich ist es Statistik: Einer der Millionen Wagen, mit denen Reacher durch Amerika trampt, wird von zwei Mördern gefahren, die die Besitzerin als Geisel im Fond haben. Bis das allerdings zu Reacher durchgedrungen ist, sind ein County-Sheriff und eine FBI-Agentin den Flüchtigen bereits auf der Fährte.

Ein merkwürdiges Konstrukt – Reacher macht Smalltalk und die Detektivarbeit wird woanders erledigt. Natürlich werden beide Handlungsstränge dann zusammen geführt. Das komplexe Motiv macht die Auflösung umso unerwarteter und es gibt einen ordentlichen Showdown.

Lee Child – Die Gejagten (18. Jack-Reacher-Roman)

Erster Satz: Irgendwann wurde Reacher in ein Auto gesetzt und eine Meile weit in ein Motel gefahren, in dem der Nachtportier ihm ein Zimmer gab, dessen Einrichtung genau Reachers Vorstellungen entsprach, weil er schon tausendmal in solchen Zimmern übernachtet hatte.

Endlich schafft Reacher es nach Rock Creek, Virginia, um seine Nachfolgerin kennen zu lernen, mit der er vor drei Bänden telefoniert hat. Aber, wie das so ist, sie wurde gerade wegen Bestechlichkeit verhaftet. Da der Kontakt der beiden ehemaligen Kommandierenden des 110th MP Departments protokolliert ist, fragt man sich nun, was Reacher mit der ganzen Sache zu tun hat. Also ruft man ihn flugs wieder in den Dienst ein und legt ihm eine Vaterschaftsklage und eine verspätete Mordanklage vor. Aber Reacher wäre nicht Reacher, wenn die Abkürzung von Major Susan Turners Gefängnisaufenthalt nicht seine erste Priorität wäre. Dabei verlässt er sich dann natürlich nicht nur auf die Anwälte.

Die Parallelen zu der Verfilmung „No Way Back“ sind deutlich, aber der Film nimmt einen anderen Weg als der Roman. Glücklicherweise gehört dazu das Teenager-Sitting, das im Kino kaum zu ertragen war. Major Turner ist eine tolle Figur und es macht Spaß, Reacher mit einem ebenbürdigen Partner zu sehen (was ja in anderen Bänden bereits versucht wurde). Leider bleibt das Finale dann etwas auf der Strecke.

Das war’s dann mit dem Suchten – ich habe aufgeholt und muss mich brav gedulden, bis der Verlag die nächsten Bände (*hust* als Taschenbuch *hust*) auf deutsch herausbringt. Und wer zählt jetzt noch mal durch? Jepp, Band 16 fehlt. Er erscheint erst diesen Monat. Immerhin gehört er nicht in die Chronologie von Band 14-15 und 17-18, die sich innerhalb weniger Tage ereignen, sondern spielt während Reachers Dienstzeit.

Lee Child – Jack Reacher Romane 12 bis 14

Lee Child – Outlaw (12. Jack-Reacher-Roman)

Erster Satz: Die Sonne war nur halb so heiß, wie er die Sonne schon erlebt hatte, aber sie war heiß genug, um ihn verwirrt und benommen zu machen: Er war sehr schwach.

Quasi grundlos wirft die Stadt, die Jack Reacher gerade durchqueren will, ihn hinaus. Das lässt der Dickkopf aber nicht auf sich sitzen und macht sich daran, die kollektive Feindseligkeit und weitere Rätsel zu kombinieren und aufzuklären.
Das ist meiner Meinung auch schon das Manko dieser Geschichte: Es gibt keinen ernsthaften Feind, keine Bedrohung, nur Reachers Neugier. Und die einzelnen Rätsel sind so dermaßen verworren, dass die Auflösung dann enttäuscht.

Lee Child – Underground (13. Jack-Reacher-Roman)

Erster Satz: Selbstmordattentäter sind leicht zu entdecken.

Die Selbstmordattentäterin, die Jack Reacher in der U-Bahn entdeckt zu haben glaubt, entpuppt sich (Spoiler Seite 24) als Selbstmörderin. Während Reacher noch überlegt, ob er die Gründe für ihre Tat aufklären will, bedrängen ihn mehrere hochoffzielle und hochkriminelle Gruppen, die wissen wollen, ob die Tote ihm noch etwas gegeben oder gesagt hat. Nachdem er nur um der Provokation willen behauptet, er hätte einen USB-Stick erhalten, gerät er ins Zentrum des Interesses und will nun selbst heraus finden, wo dieser Stick steckt und was zur Hölle darauf gespeichert sein mag.
Eigentlich ein cooles Setting und fiese Bösewichte, aber diese bleiben leider sehr lange im Schatten, auch da Reacher hier wieder Ich-Erzähler ist.

Lee Child – 61 Stunden (14. Jack-Reacher-Roman)

Erster Satz: Fünf Minuten vor fünfzehn Uhr.

Jack Reacher strandet im tiefsten Winter im Gästezimmer eines Polizisten, dessen Revier zwischen zwei Aufgaben hin- und hergerissen ist: Dem Notfallplan für Ausbrüche aus dem Staatsgefängnis und dem Schutz der einzigen Zeugin eines großen Drogendeals. Natürlich schlägt Reacher sich direkt auf die Seite der tapferen alten Lady und nutzt die Gelegenheit um mit seiner aktuellen Nachfolgerin als Kommandeur der 110ten zu flirten.
Hier besticht Reacher mehr als Sherlock denn als Vin Diesel und bekommt einen fiesen Gegenspieler, der allerdings sehr lange keine Notiz von ihm nimmt. Aber spätestens mit der tickenden Uhr zwischen den Absätzen wird genug Tempo erzeugt.

Lee Child – Trouble (11. Jack-Reacher-Roman)

Erster Satz: Der Mann hieß Calvin Franz, und der Hubschrauber war eine Bell 22.

Reacher arbeitet mit der Hälfte seiner alten Sonderermittler-Truppe zusammen um den Mord an der anderen Hälfte zu rächen. Ein großartiges, hochmotiviertes Teamplay. Leider bleibt der Gegenspieler etwas dünn, aber eine unterhaltsame Dynamik.

Lektüre 2016

Susanna Clarke – Jonathan Strange & Mr. Norrell

Erster Satz: Vor Jahren gab es in der Stadt York eine Gilde von Zauberern.

Ein ganz, ganz großartiger Fantasy-Schmöker: spannend, romantisch und mit einem süffisanten Humor.

Steve Hockensmith – Stolz und Vorurteil und Zombies: Aufstieg der lebenden Toten

Erster Satz: Eine Beerdigung vor dem Ende der Zeremonie zu verlassen, zeugt von überaus schlechtem Benehmen.

Ich habe leider erst lange nach der Lektüre festgestellt, dass dies gar nicht das „originale“ „Stolz und Vorurteil und Zombies“ ist. Insgesamt eher seicht, eignet sich ab er hervorragend, um auf der Heim- und Rückfahrt eines Festivals im Auto vorgelesen zu werden. Den Film, auf das dieses Buch mich konsequenterweise nicht vorbereitet hat, habe ich allerdings mehr genossen.

Ransom Riggs – Die Insel der besonderen Kinder

Erster Satz: Gerade als ich mich an den Gedanken zu gewöhnen begann, das dieses Leben keine großen Abenteuer für mich bereit halten würde, geschah etwas seltsames.

Unterhaltsam, aber dann irgendwie doch zu abgedroschen und vorhersehbar. Vielleicht bin ich inzwischen zu alt für Teenager als Ich-Erzähler.

Lee Child – Way Out (10. Jack-Reacher-Roman)

Erster Satz: Jack Reacher bestellte einen Espresso, doppelt, keine Orangenschale, kein Würfelzucker, Styroporbecher, kein Porzellan, und noch bevor er serviert wurde, sah er, wie das Leben eines Mannes sich für immer veränderte.

Eine einfache Entführungsstory wird zum kontinentübergreifenden Komplott. Etwas viele Amputationen für meinen Geschmack, aber davon abgesehen gewohnt spannend.

J.K. Rowling – Harry Potter und das verwunschene Kind

Erster Satz: Ein belebter Bahnhof voll geschäftiger Menschen, die versuchen, ihre Züge zu erreichen.

Eine Nachfolgegeschichte um Harrys Sohn als Theaterstück. Aus Nostalgiegründen sehr empfehlenswert, auch wenn mir persönlich der Skript-Stil ein gutes Stück Lesevergnügen raubt.

Sebastian Fitzek – Das Paket

Erster Satz: Als Emma die Tür zum Schlafzimmer ihrer Eltern öffnete, ahnte sie nicht, dass sie dies zum letzten Mal tun würde.

Stilistisch ist Fitzek natürlich ein Meister, aber diesmal war mir die Story dann doch zu konstruiert und obwohl ich beim Lesen alleine im Dunkel zuhause war, wollte sich der gewohnte Schauer irgendwie nicht einstellen.

Lee Child – Sniper (9. Jack Reacher Roman)

Erster Satz: Freitag.

„Sniper“ ist das Jack-Reacher-Buch, das man aus der Verfilmung kennt: James Barr, ein ehemaliger Scharfschütze, den Reacher wegen Mordlust überführt hat, ist der offensichtlich Schuldige an einem Massaker in einer Innenstadt. Reacher will ihn diesmal endgültig in den Knast bringen und ist enstprechend überrascht, dass Barr nach ihm verlangt hat. Während er im Film im Koma liegt, ist er im Buch einer Amnesie erlegen, und glaubt schließlich selbst daran, dass er einen Rückfall gehabt haben muss. Doch als für Reacher die Sache persönlich wird, beginnt er eigene Nachforschungen.

Wegen der Vorkenntnisse aus dem Film war dieses Buch jetzt eher langweilig. Eigentlich schade, aber die Reacher-Romane leben eben von den unerwarteten Wendungen und den versteckten Hinweisen, die erst am Ende Sinn ergeben, und das habe ich mir selbst gespoilert.

Bücher der letzten drei Quartale 2015

Zoe Beck – Brixton Hill

Erster Satz: Es ist nicht der Aufprall, an den man sich später erinnert.

Irgendwas mit einem Mord in London und einem Mädchen, das verdächtigt wird. Lahm.

Lee Child – Tödliche Absicht (6. Jack Reacher Roman)

Erster Satz: Sie erfuhren im Juli von ihm und blieben den gesamten August über zornig.

Jack Reacher, der ruheloser Ex-MPler, kann vieles – aber nicht der Exfreundin seines toten Bruders einen Gefallen ausschlagen. Dieser hat es aber in sich, denn sie arbeitet beim Secret Service. Jack Reacher soll nichts geringeres, als ein Attentat auf den Vizepräsidenten verhindern.
Leider nicht das beste Buch der Reihe.

Lee Child – Der Janusmann (7. Jack Reacher Roman)

Erster Satz: Genau vier Minuten, bevor er erschossen wurde, stieg der Cop aus seinem Wagen.

Als Jack Reacher in Boston einen Mann sieht, der eigentlich aus gutem Grund tot sein sollte, lässt er seine Beziehungen spielen – und bekommt prompt Besuch von der DEA. Reacher erklärt sich bereit, als Doppelagent der neue Bodyguard eines Schmugglers zu werden. In der Höhle des Löwen jongliert er seine Interessen mit denen der Behörde und bevorzugt wie immer seine eigenen Methoden.
Auch nicht mein liebster Reacher-Roman, aber okay. Ich habe übrigens beim Verlag angefragt, wie der deutsche Titel zustande gekommen ist (die sind übrigens alle ziemlich fragwürdig), aber habe nie eine Antwort bekommen.

Leo Tolstoi – Krieg und Frieden

Erster Satz: „Nun sehen Sie wohl, Fürst: Genua und Lucca sind weiter nichts mehr als Apanagen der Familie Bonaparte.“

Wie überraschend: Napoleon überfällt Russland! Der gutherzige und spirituelle Pierre sucht den Sinn in seinem Leben, der Fürst Andrej hat Probleme mit Frauen und dem Krieg und die hübsche Natascha trifft schlechte Entscheidungen, während ihr Bruder Nikolaj auf dem Schlachtfeld um sein Leben fürchtet und
Das hat viel Spaß gemacht! Ich gehöre ja zu den Kulturbanausen, die „Krieg und Frieden“ nie gesehen haben, darum konnte ich mich voll an sämtlichen Wendungen ergötzen.

Andy Weir – Der Marsianer

Erster Satz: Ich bin so was von im Arsch.

Schon am sechsten Tag müssen die sechs Astronauten ihre Mars-Mission abbrechen, weil ein schwerer Sturm droht, das Schiff umzukippen. Auf dem Weg von der Wohnkuppel wird jedoch Mark Watney von umherfliegenden Trümmern getroffen und für tot gehalten. Als er wieder erwacht, sind seine Kollegen mit der Rakete (und sämtlichen Kommunikationsmöglichkeiten) auf dem Heimweg und ihm bleiben nur Vorräte für 6 Personen x 50 Tage – zu blöd, dass die nächste Marsmission erst in 4 Jahren und obendrein 3.200 km entfernt landen wird. Watney, seines Zeichens Mechaniker und Botaniker, lässt aber den Kopf nicht hängen. Hochmotiviert findet er einen Weg, sein Überleben zu kommunizieren und vermehrt die Thanksgiving-Kartoffeln aus dem Proviant – allerdings geht wortwörtlich alles schief, was schief gehen kann.
Ein unfassbarer Spaß! Man kommt beim Lesen vom Tränenlachen zum „Oh mein Gott“ und wieder zurück zum Gelächter und wieder zurück zum Schock. Herrlich!

Chuck Palahniuk – Fight Club

Erster Satz: Tyler besorgt mir einen Job als Kellner, und dann schiebt mir Tylor eine Pistole in den Mund und sagt, als ersten Schritt zum ewigen Leben musst du sterben.

Der Ich-Erzähler und Tyler Durden haben eine komplizierte Dreiecksbeziehung mit Marla Singer, die ja schon vor 15 Jahren verfilmt wurde. So wurde ich dann leider des überraschenden Plottwists beraubt, aber das Buch lohnt sich trotzdem unbedingt!

Lee Child – Die Abschussliste (8. Jack Reacher Roman)

Erster Satz: So schlimm wie ein Herzanfall, vielleicht war das Ken Kramers letzter Gedanke – wie eine abschließende Panikexplosion in seinem Gehirn, als er zu atmen aufhörte und im Abgrund versank.

Dieser Roman spielt Anfang 1990, als Jack Reacher noch ein mehr oder weniger gehorsamer MP-Soldat war. Er soll den Tod eines Generals aufklären, der sich erdreistet hat, seinen Herzinfarkt in einem Stundenhotel zu erleiden. Während Jack Reacher gerne herausfinden möchte, wer bei der Gelegenheit die Aktentasche des Generals entwendet hat, hat für seinen neuen Vorgesetzen der Ruf der Army absolute Priorität – immerhin ist die Umstrukturierung in vollem Gange, die Reacher in den anderen Romanen immer als Grund für sein Ausscheiden aus dem Militärdienst nannte.
Ungewöhnlicher Reacher-Roman, spaßig, aber leider auch leicht zu durchschauen und mit unnötig vielen Nebenschauplätzen.

Lee Child – Jack Reacher Romane 4 und 5

Zeit der Rache

Erster Satz: Wissen ist Macht, heißt es im Volksmund.

Das FBI jagt einen Serienkiller, der zwei Frauenleichen in ihren eigenen Badewannen zurückgelassen hat. Das Bad aus Army-Tarnfarbe und die Gemeinsamkeiten der Karrieren führen das Ermittlerteam schnell zu Jack Reacher: Er hat in seiner Zeit als MP die Anzeigen der beiden Frauen wegen sexueller Belästigung bearbeitet. Auch ansonsten passt das Profil eines intelligenten, einzelgängerischen, Selbstjustiz ausübenden Killers auffällig gut auf Reacher, der zu allem Überfluss in New York zwei Schutzgelderpresser krankenhausreif schlägt, während er observiert wird. Die Jagd auf den Frauenhasser beginnt…

Diesmal ist Teamwork verlangt, aber das liegt Reacher so gar nicht, zumal die Erpressung sein natürliches Trotzverhalten auf den Plan ruft. Ehrlich gesagt hat mir Band 3, „Sein wahres Gesicht„, besser gefallen: Zwar bekommt der Leser in beiden Bänden Einblick in die Gedankenwelt des Gegenspielers, aber der vorige war dabei deutlich „gruseliger“ und der ganze Roman an sich irgendwie strukturierter.

In letzer Sekunde

Erster Satz: Die Beobachter waren zu dritt: zwei Männer und ein Junge.

Jack Reacher fährt in Texas per Anhalter und ist nicht wenig überrascht, als eine schöne junge Frau ihn in ihren teuren Wagen einlädt. Von Natur aus ziellos fährt Reacher einfach mit zu ihrem Ziel und erfährt bald, dass Carmen von ihrem Ehemann geschlagen wird. Sie und ihre Tochter hatten jetzt eineinhalb Jahre lang Ruhe vor ihm, doch schon nach dem Wochenende wird er aus dem Gefängnis entlassen. Die verzweifelte Latina bittet Reacher um keinen kleinen Gefallen: um Mord. Reacher weigert sich, heuert aber auf ihrer Farm an, wo er prompt den texanischen Adel beleidigt. Aber noch bevor er sich ein eigenes Bild von ihrem Mann machen und einen Plan schmieden kann, wird Carmen wegen Mord an ihm verhaftet. Und Reacher macht sich auf die Suche nach einem wirklich guten Anwalt.

Ein Jack-Reacher-Roman in dem Reacher vergleichsweise wenig Gesetze bricht – er bewegt sich eher auf sozialem Glatteis. Trotzdem durchaus interessant, aber nicht mein Favorit der Reihe.

Lee Child – Jack Reacher Romane 1 bis 3

Ich bin total im Jack Reacher-Fieber…!!!

Größenwahn

Erster Satz: Ich wurde in Eno’s Diner verhaftet.

Jack Reacher, ein ehemaliger Militärpolizist, streift allein und ziellos durch Amerika – ein Land, dem er treu gedient hat, aber das er kaum kennt. Als er zufällig in einer blitzsauberen Kleinstadt in Georgia absteigt, wird er prompt mit der am selben Tag gefundenen Leiche in Verbindung gebracht. Noch während die Polizei sein Alibi überprüft, wird der zweite Verdächtige, ein ortsansässiger Bänker herein gebracht. Obwohl er während der Tatzeit mit einem Cop zusammen auf einer Feier war, gesteht er sofort alles. Reacher und der nervöse Yuppie werden gemeinsam in U-Haft gesteckt, während sich langsam eine immer größere Verschwörung abzeichnet, für dessen Aufklärung die Polizistin Roscoe Reachers Hilfe braucht.

Ausgeliefert

Erster Satz: Nathan Rubin starb, weil er sich mutig zeigte.

Reacher ist in Chicago, als ihm eine Frau auf Krücken quasi in die Arme fällt. Ganz blödes Timing, denn drei Männer wollten sie gerade entführen. So landen alle beide im Laderaum eines Vans und werden durch halb Amerika zu einer autonomen, kriegsgesicherten Bergwerksstadt transportiert. Gut, dass das FBI sich direkt auf die Fersen seiner entführten Agentin heften. Weniger gut, dass sie Reacher für den Anführer der Entführer halten. Und als Holly dann in einen Käfig aus Dynamit gesperrt wird, damit die Gruppe sich als von Amerika unabhängig proklamieren kann, ist plötzlich gar nichts mehr gut.

Sein wahres Gesicht

Erster Satz: Hook Hobie verdankte sein gesamtes Leben einem fast dreißig Jahre alten Geheimnis.

In Key West bessert Reacher seine Reisekasse auf und denkt sich nicht viel dabei, als ein Privatdetektiv im Auftrag einer fremden Frau nach ihm sucht. Als die Fragen nach ihm sich allerdings plötzlich häufen und der Detektiv dann tot auf der Straße liegt, beginnt er seine eigenen Nachforschungen – die ihn zur Beerdigung seines Lieblingsgenerals und zu dessen Tochter Jodie führen, in die er schon als junger Soldat verliebt war. Er übernimmt den Auftrag, den General Garber bis zu seinem Krebstod verfolgt hat: Eigentlich kann es doch nicht so schwer sein, einem alten Ehepaar klar zu machen, dass ihr vermisster Sohn in Vietnam gefallen ist. Aber wenn das wirklich so ist, wieso wird dann hartnäckig versucht, Reacher und Jodie zu töten?

Alle diese Krimis sind superspannend. Eigentlich will Reacher mit den ganzen Problemen nichts zu tun haben und nur unabhängig und anonym durch den Kontinent streifen, aber irgendwann kommt immer der Punkt, an dem er sich verantwortlich fühlt oder eine „Grenze überschritten“ wurde. Obwohl er seinen Erfolg in erster Linie körperlicher Überlegenheit verdankt (sprich: er verprügelt einfach alle, die ihm in die Quere kommen), ist stets ein psychologischer Aspekt dabei, der jeder Konversation eine weitere Ebene gibt.
Darüber hinaus ist er ein zweiter Sherlock Holmes und sowohl unsicher in Dingen des alltäglichen Lebens (er wirft Wäsche lieber weg als herauszufinden wie eine Waschmaschine funktioniert), als auch selbstsicher und überlegen in zwischenmenschlichen Rivalitäten. Außerdem gefällt mir, dass er üblicherweise eine „Flamme in Not“ zu retten hat, diese aber immer eine selbstsichere, kampflustige Powerfrau ist. Der vierte Band ist schon bestellt!

James Dashner – Die Auserwählten Trilogie

Band 1: Die Auserwählten im Labyrinth

Erster Satz: Sein neues Leben begann im Stehen, umgeben von kalter Dunkelheit und staubiger Luft.

Thomas kann sich nur noch an seinen Namen erinnern und erwacht mit einem Mal auf einer Lichtung, voller Jungs die auf dem selben mysteriösen Weg dorthin gekommen sind. Niemand weiß, was dahinter steckt und wer sie Monat für Monat mit Lebensmitteln und einem „Frischling“ versorgt. Die Gruppe hat sich mit ihrem Leben arrangiert und die Aufgaben gut verteilt – auch an die Abteilung der „Läufer“, die Tag für Tag in das die Lichtung umgebende Labyrinth hinauslaufen um einen Ausgang zu finden. Die Schwierigkeit dabei: Nachts, wenn sich die Tore zur Lichtung schließen, verändern sich die Wände und tödliche Kreaturen treiben ihr Unwesen.
Mit Thomas‘ erscheinen verändert sich jedoch der Ablauf der „Lichter“: Direkt am nächsten Tag kommt eine neue, letzte „Lieferung“ und schickt das allererste Mädchen und eine Endzeitbotschaft auf die Lichtung.

Sehr spannend geschrieben und sypatische Charaktere. Ich hatte wegen des Kinotrailers eine Art „Hunger Games für Jungs“ erwartet und das ist vom Stil her tatsächlich nicht allzu weit dran vorbei.

Band 2: Die Auserwählten in der Brandwüste

Erster Satz: Bevor die Welt zusammenbrach, hörte Thomas etwas.

Die „Lichter“ sind, so viel verrate ich jetzt einfach mal, aus dem Labyrinth entkommen, doch ihre Prüfung ist noch nicht vorbei. Zunächst sind es nur Psychospielchen, doch dann wird es richtig ernst: Sie sollen eine Wüste durchqueren und innerhalb einer bestimmten Zeit den „sicheren Hafen“ erreichen. Wieder ist Verweigerung keine Option, die Kinder machen sich also auf den gefährlichen Weg, zusammen mit einem neuen Jungen, der gegen Theresa ausgetauscht worden ist.

In diesem Band wird dann auch klar, warum die Serie als Horror eingestuft ist. Vorher dachte ich wegen des Erzählstils noch, „Die Auserwählten“ sei für ein jüngeres Publikum als die „Hunger Games“ konzipiert, aber das hat sich jetzt erledigt. Wirklich aufgelöst wird die ganze Situation hier immer noch nicht, aber immerhin geben die Menschen, die die Jungs unterwegs treffen, einige Informationen über die Welt preis.

Band 3: Die Auserwählten in der Todeszone

Erster Satz: Es war der Gestank, der Thomas langsam, aber sicher in den Wahnsinn trieb.

Die Kinder sind wieder in der Hand der Wissenschaftler, die sich mit „einigen abschließenden Tests“ nicht gerade deren Vertrauen verdienen. Schließlich wird das Experiment für beendet erklärt und die Kinder können ihr Gedächnis zurück erhalten – dazu ist nur eine winzige Gehirn-OP nötig. Die Gruppe spaltet sich auf, Thomas und seine besten Freunde können fliehen, doch Theresa bleibt zurück. Planlos und ohne Unterstützung versuchen sie sich in einer virenverseuchten Welt vor der mächtigen Institution zu verstecken. Doch sie wollen ihre Freunde retten und sich rächen.

Dieses Buch ist ganz anders als die vorherigen „Tests“, da die Kinder versuchen müssen, sich in die Zivilisation einzugliedern, von der sie nichts verstehen. Dementsprechend sind auch die Probleme, vor denen sie stehen, zwar großteils weniger tödlich aber auf ganz andere Art brisant. Auch dieser Band liest sich wieder flüssig durch. Das wird zwar nicht meine Lieblingsreihe (und auch auf die Kinofilme kann ich verzichten), aber war wirklich nette Unterhaltung.

Gelesen im ersten Halbjahr 2014

Walter Moers – Die Stadt der träumenden Bücher

Erster Satz: Hier fängt die Geschichte an.

Hildegunst von Mythenmetz, ein Lindwurm und als solcher zum Dichter geboren, sucht in der Literaturstadt Buchhaim nach dem Verfasser eines herausragenden Manuskripts und lernt hier nicht nur so einiges über gefährliche bis tödliche Bücher, sondern wird auch tief in die Politik der Verläger gezogen.

Ich kannte von Moers bislang nur den „Käpt’n Blaubär“ und wagte so jetzt meinen zweiten Ausflug nach Zamonien. Wie gewohnt verzaubert das Buch durch einen unglaublichen Phantasiereichtum, der mir persönlich an manchen Stellen schon fast zu viel wird. Als Hildegunst etwa in der Mitte des Buches in die Unterwelt verbannt wird, nimmt die Erzählung für mich erst richtig Fahrt auf. Auf jeden Fall ein großartiger Spaß!

Petra Busch – Zeig mir den Tod

Erster Satz: Jetzt, da alles vorbei ist und ein weiterer Mensch unter der schweren Erde liegt, weiß ich, dass ich von Beginn an hätte anders handeln sollen.

Kommissar Ehrlinspiel ermittelt im Fall Assmann: Die beiden Kinder des Schauspielers wurden auf dem Schulweg entführt, seine Tochter benötigt dringend Insulin und der Entführer stellt Rätsel, die offenbar nur der seltsam desinteressierte Vater selbst lösen kann.

Mein Fazit: Meh. Öde Handlung, öde Auflösung. Die Zeit hätte man sich sparen können.

Nathaniel Hawthorne – Der scharlachrote Buchstabe

Erster Satz: Eine Menge von bärtigen Männern in dunkelfarbigen Gewändern, mit grauen spitzen Hüte, zu denen sich auch eine Anzahl Frauen gesellte, von welchen einige Hauben trugen, während andere barhäuptig waren, hatte sich vor einem Gebäude aus Holz versammelt, dessen Tor aus schwerer Eiche gezimmert und ohne Eisen beschlagen war.

Hesther Prynne begeht im Salem / New England des 17. Jahrhunderts die Ungeschicktheit, schwanger zu werden obwohl seit Jahren niemand ihren Ehemann gesehen hat. Dass sie sich weigert, den Vater ihres Töchterchens preiszugeben, macht es nicht unbedingt besser und so wird die junge Frau ausgestoßen. Als Schneiderin stickt sie sich das allerkunstvollste „E“ für „Ehebrecherin“ auf die Brust und … keine Ahnung. Das Lesezeichen steckt zwar noch, aber ich glaube nicht, dass ich das Buch noch durch bekomme. Und ernsthaft, 62 Seiten Vorwort? Anstrengend!

Eva Stachniak – Die Zarin der Nacht

Erster Satz: Der Schmerz ist stechend schwarf, als bohrte sich die Spitze eines glühenden Dolchs irgendwo hinter ihrem rechten Auge in ihren Schädel.

Nach dem tollen „Winterpalast“ hatte ich mir viel von dieser „Fortsetzung“ versprochen, wurde aber leider enttäuscht. Die Geschichte Katharinas der Großen wird rückblickend von ihrem Todestag aus erzählt, was teilweise durchaus für Verwirrung sorgt. Obendrein wird erst auf Seite 131 an das erste Buch angeknüpft, bis dahin wird die bekannte Geschichte nochmal erzählt. Und auch im zweiten Teil bleibt es bei dem abgehackten, auf Einzelsituationen fixierten Erzählstil, der keinen Lesefluss aufkommen lässt. Wirklich schade!