Gelesen im ersten Halbjahr 2014

Walter Moers – Die Stadt der träumenden Bücher

Erster Satz: Hier fängt die Geschichte an.

Hildegunst von Mythenmetz, ein Lindwurm und als solcher zum Dichter geboren, sucht in der Literaturstadt Buchhaim nach dem Verfasser eines herausragenden Manuskripts und lernt hier nicht nur so einiges über gefährliche bis tödliche Bücher, sondern wird auch tief in die Politik der Verläger gezogen.

Ich kannte von Moers bislang nur den „Käpt’n Blaubär“ und wagte so jetzt meinen zweiten Ausflug nach Zamonien. Wie gewohnt verzaubert das Buch durch einen unglaublichen Phantasiereichtum, der mir persönlich an manchen Stellen schon fast zu viel wird. Als Hildegunst etwa in der Mitte des Buches in die Unterwelt verbannt wird, nimmt die Erzählung für mich erst richtig Fahrt auf. Auf jeden Fall ein großartiger Spaß!

Petra Busch – Zeig mir den Tod

Erster Satz: Jetzt, da alles vorbei ist und ein weiterer Mensch unter der schweren Erde liegt, weiß ich, dass ich von Beginn an hätte anders handeln sollen.

Kommissar Ehrlinspiel ermittelt im Fall Assmann: Die beiden Kinder des Schauspielers wurden auf dem Schulweg entführt, seine Tochter benötigt dringend Insulin und der Entführer stellt Rätsel, die offenbar nur der seltsam desinteressierte Vater selbst lösen kann.

Mein Fazit: Meh. Öde Handlung, öde Auflösung. Die Zeit hätte man sich sparen können.

Nathaniel Hawthorne – Der scharlachrote Buchstabe

Erster Satz: Eine Menge von bärtigen Männern in dunkelfarbigen Gewändern, mit grauen spitzen Hüte, zu denen sich auch eine Anzahl Frauen gesellte, von welchen einige Hauben trugen, während andere barhäuptig waren, hatte sich vor einem Gebäude aus Holz versammelt, dessen Tor aus schwerer Eiche gezimmert und ohne Eisen beschlagen war.

Hesther Prynne begeht im Salem / New England des 17. Jahrhunderts die Ungeschicktheit, schwanger zu werden obwohl seit Jahren niemand ihren Ehemann gesehen hat. Dass sie sich weigert, den Vater ihres Töchterchens preiszugeben, macht es nicht unbedingt besser und so wird die junge Frau ausgestoßen. Als Schneiderin stickt sie sich das allerkunstvollste „E“ für „Ehebrecherin“ auf die Brust und … keine Ahnung. Das Lesezeichen steckt zwar noch, aber ich glaube nicht, dass ich das Buch noch durch bekomme. Und ernsthaft, 62 Seiten Vorwort? Anstrengend!

Eva Stachniak – Die Zarin der Nacht

Erster Satz: Der Schmerz ist stechend schwarf, als bohrte sich die Spitze eines glühenden Dolchs irgendwo hinter ihrem rechten Auge in ihren Schädel.

Nach dem tollen „Winterpalast“ hatte ich mir viel von dieser „Fortsetzung“ versprochen, wurde aber leider enttäuscht. Die Geschichte Katharinas der Großen wird rückblickend von ihrem Todestag aus erzählt, was teilweise durchaus für Verwirrung sorgt. Obendrein wird erst auf Seite 131 an das erste Buch angeknüpft, bis dahin wird die bekannte Geschichte nochmal erzählt. Und auch im zweiten Teil bleibt es bei dem abgehackten, auf Einzelsituationen fixierten Erzählstil, der keinen Lesefluss aufkommen lässt. Wirklich schade!