Schwarz wie Kaffee

Ein rabenschwarzer Samstag vorletzte Woche: Unser geliebter Kaffeeautomat blinkte nur kurz traurig und hauchte sein Leben aus. Noch vor dem ersten Morgenkaffee! Immerhin: unter Koffeinentzug konnte keine große Panik ausbrechen. Nach einer schnellen Dusche und ohne Frühstück räumten wir unseren Liebling ins Auto und brachten ihn zusammen mit der weitblickend erworbenen Garantieverlängerung zum Elektromarkt.
Dort wurde er fachmännisch beäugt, die Schubladen geöffnet, der Einschub entfernt und auch den Deckel für den Bohnenbehälter durften wir behalten. „Kein Problem, den schicken wir ein“, sagte der Fachmann gut gelaunt. „In etwa 10 bis 15 Tagen sollte er fertig sein. … Ihre Frau sieht irgendwie sehr unglücklich aus.“
Während ich mit Tränen und Koffeinentzug kämpfte, unterschrieb der Schatz den Reparaturauftrag und brachte mich erstmal zum goldenen M, um endlich etwas heißes schwarzes zu trinken. Auf dem Parkplatz schmiedeten wir, langsam die ganze Tragödie begreifend, wilde Pläne von täglichen To-Go-Kaffees über Espressokocher leihen (unserer hat das letzte Festival nicht überlebt) bis zu günstigen Kapselautomaten erwerben. Glücklicherweise fiel uns dann die Bodum in der Schublade wieder ein, bevor wir etwas Dummes tun konnten.
Und siehe da! Heute kam die SMS, wir dürfen den Liebling schon morgen wieder abholen. Eine harte, lange Woche ist endlich vorüber.

http://www.sinfest.net/view.php?date=2016-03-07
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Weihnachten

Nikolai VII. ist, man kann es nicht anders ausdrücken, ein recht mickriges Exemplar seiner Art, eben ein Last-minute-Schnäppchen-Baum. Obwohl er wirklich nicht klein ist, besticht er durch seine schiefe Natur und an zwei Seiten hat er kaum Äste – und die dann auch noch fast nadelfrei. Egal, er hat Charakter und ist ebenso ein Wrack wie wir zur Zeit. Außerdem passt er prima in die Wohnzimmerecke, in der wir in diesem Jahr zum letzten Mal einen Baum aufstellen. Viel Zeit, um einen perfekteren Baum zu würdigen, haben wir momentan sowieso nicht für das Weihnachtsfest übrig – selbst das Adventsgesteck haben wir erst wenige Tage vor dem 4. Adventssonntag fertig gestellt. Zu einer chaotischen Lebensphase gehört nunmal eine chaotische Weihnacht, wie’s scheint. Egal, wir machen das Beste draus. Frohe Weihnachten euch allen!

Wochenende

Errungenschaften des Wochenendes: eine neue Uhr, eine neue Jeans, ein Sonnenbrand im Dekolleté.

Patient lebt

Bei Grey’s Anatomy (und vermutlich jeder anderen Arztserie) gab es mal eine Folge, in der einer der Anfängerinnen fernab vom Krankenhaus eine heikle OP durchführen musste -in diesem Fall den Kopf eines Mannes mit einer Bohrmaschine öffnen- und als Anleitung leidlich die Telefonverbindung zum Chefarzt hatte. Kinderkram sag ich!
Vor einem Monat bin ich zu faul gewesen, das Wäschenetz zu holen um einen BH zu waschen. Ergebnis war ein sauberer, aber bügelfreier BH, sowie ein von einem Bügel durchbohrter, sauberer, Pulli. Der zweite Bügel blieb verschollen. Bis zur letzten Wäsche, nach der die Trommel beim Drehen scheuernde Geräusche von sich gab. Ein zaghaftes Öffnen der Rückwand brachte uns nicht weiter. Dann riefen wir den örtlichen Waschmaschinen-Doc an und der instruierte den Schatz tatsächlich telefonisch. Nach zwei Telefonaten war klar, dass der Bügel in der Heizung stecken musste, ein drittes war noch nötig um die Heizung wieder einzubauen, aber tadaaa:

Operation erfolgreich, Patient lebt! Dem Instrukteur haben wir gestern eine Packung Merci in den Briefkasten geworfen.

Das Zwei-Euro-Massaker

Gestern Abend beschlossen der Schatz und ich schon auf dem ausnahmsweise mal gemeinsamen Heimweg, das Abendessen beim Türken zu bestellen. Essen zu bestellen hat ja aber immer einen merkwürdigen Nebeneffekt: Man weiß, dass es klingeln wird, aber nicht, wann genau. Zu zweit kann man die Toilettengänge dann immerhin nacheinander angehen (das tun wir natürlich auch, wenn wir nicht auf Lieferanten warten), aber irgendwie bleibt man doch „auf Abruf“. Und immer, wenn das Klingeln langsam in realistische Nähe rückt, bekommt der Schatz plötzlich ein Gelüst nach einer letzten Zigarette vor dem Essen.
So auch gestern. Dienstbeflissen rechnete er mir vor, wieviel dem Lieferanten zu bezahlen seien, denn ich „gebe immer zu viel Trinkgeld“. (Das stimmt gar nicht, nur dem kleinen Chinesen der für den Italiener ausliefert, weil der mich immer so verliebt anlächelt [Henne-Ei-Problem, ja ich weiß].) Ich wurde also offiziell autorisiert, zwölf Euro herauszugeben. Und wenn der Mann mir schon mit Kindergarten kommt, dann steig ich da auch voll ein, also offenbarte ich ihm, dass er mir ein Eurostück geben müsse, ansonsten sei ich dazu finanziell (mit einem Zehner, einem Zwanziger und einem Eurostück im Portemonnaie) nicht in der Lage. Großzügig-protzig legte er daraufhin das titelgebende Zwei-Euro-Stück auf meinen Schreibtisch und ging zum Rauchen nach unten.
Diese Zeit verstrich ohne besondere Auffälligkeiten, der Schatz kehrte zurück, zog Mantel und Schuhe aus, kam zu mir an den Tisch, nahm – das – Zwei-Euro-Stück – hoch ! und sagte: „Er war also noch nicht hier, dann bezahl ich gleich.“
Zwei Minuten später, der Pizzamann ließ immer noch auf sich warten, stand er schon wieder neben mir: „Dann kann ich das Zwei-Euro-Stück ja auch wieder einstecken – oder hast du es schon in dein Portemonnaie getan?“ Die Münze war weg, aber definitiv nicht bei meinem Geld, denn das lag unangetastet im Flur, ich hatte mich vom Rechner nicht wegbewegt. Irritiert sagte ich ihm, dass er es gerade selbst eingesteckt hatte. Der Schatz tat verwirrt, holte seine Brieftasche aus der Hose und zeigte mir das Zwei-Euro-Stück-freie Münzfach.
Es entbrannte eine wilde Diskussion, die sich natürlich nicht um die zwei Euro entfachte, sondern eher, weil wir beide glaubten, der andere veräppele einen. Schließlich gab der Schatz nach, durchsuchte noch eine Weile seine Hosentaschen und als dann das Essen kam, war die Diskussion schon wieder vergessen.
Als ich vorhin meinen Rechner hochfuhr und die Tastatur heranzog, lag darunter ein zwei-Euro-Stück. Entweder, die hat der Schatz heute früh dort platziert um seine Position zu stärken oder, ähm, ich habe mich geirrt. … Eine Frechheit, mir einfach das Corpus Delicti unterzujubeln!

Freund und Feind

Der Schatz und ich sind für morgen auf eine Bad Taste-Party eingeladen. Während ich mir noch den Kopf zerbreche, was ich bloß anziehe, grinst er mich frech an und sagt: „Darüber brauche ich mir keine großen Gedanken machen – ich nehm ja dich mit!“

Er konnte sich rechtzeitig verstecken bevor die Bürste geflogen kam. Wer solche Freunde hat, braucht keine Feinde…

Größe

Bei C&A: Ich bin in der Kabine, direkt davor sitzt der Schatz und wartet meine Anprobierei ab.
„Das geht gar nicht“, rufe ich hinaus, „dieses Oberteil ist mindestens 3 Nummern zu groß.“
„Zeig mal.“
„Im Leben nicht, ich seh aus wie ein Trampel, das müsste locker 12 Größen kleiner sein.“
„Wenn du’s nicht zeigst, komm ich rein.“
„Wage es nicht! Das ist 24 Nummern zu groß, sieht unglaublich scheußlich aus!“ Ich warte noch einen Moment ab, nichts geschieht, ich entledige mich dieses 31 Nummern zu großen Teils. Da öffnet sich der Vorhang.
„Jetzt hab ich’s wieder ausgezogen!“, gifte ich. Ein fremder Mann guckt mich an, sagt „Entschuldigung“ und verschwindet wieder.

Man sollte doch tatsächlich meinen, wenn der Freund vor der Kabine sitzt, würde er einen vor fremden Zutritten beschützen.
Zu seiner Ehrenrettung hat der Schatz später berichtet, der Mann habe auch noch in die nächsten fünf Umkleiden geguckt, sich entschuldigt und sei dann verwirrt und verzweifelt davongetaumelt.