Sebastian Fitzek – Der Seelenbrecher

Erster Satz: Zum Glück war alles nur ein Traum.

In einer Berliner Universität bietet ein Professor am Schwarzen Brett 200 € für jeden Studenten, der an einem Experiment teilnimmt. In einer leerstehenden, außerhalb liegenden Villa werden die Regeln erklärt: Die beiden Freiwilligen müssen nur eine Patientenakte durchlesen. Diese Aufzeichnungen sind aus unbekannten Gründen wie ein spannender Thriller geschrieben und handeln von einem Mann, der mit totaler Amnesie in eine Berliner Psychiatrie kam und „Caspar“ getauft wurde. Er gerät unvermittelt in ein Horrorszenario, als klar wird, dass man unwissentlich den „Seelenbrecher“ in die Klinik gelassen hat: einen Serientäter, der Frauen eine Woche lang psychisch quält bis von ihnen nur noch eine leere Hülle übrig ist, die weder zu Bewegungen noch zur Kommunikation fähig ist und bislang nicht geheilt werden konnten. Als die sympatische Ärztin Sophia „gebrochen“ aufgefunden wird, schwanken Mitarbeiter und Patienten zwischen Kampf und Verstecken.

Auch ich habe die Augen verdreht, als erst der Schneesturm und dann die Beschädigung des Telefonsystems (zuzüglich vom ohnehin bestehenden Funkloch, versteht sich) die Klinik von der Außenwelt abgeschnitten hat, aber abgesehen von den sehr vorhersehbar inszenierten Rahmenbedingungen ist die Geschichte, in der die eingeschlossenen Menschen um ihr Leben ringen, sehr gut gemacht. Besser als jeder Horrorfilm baut dieses Buch eine wahnsinnige Dramatik auf und peitscht rasant durch die blutige Geschichte, die aber nicht übertrieben „eklig“ wird (abgesehen von der Anfangsszene, die aber nichts mit der eigentlichen Handlung zu tun hat). Ein rasanter, pannender Thriller, den man kaum aus der Hand legen kann.

Lesefieber

Gestern auf dem Flohmarkt habe ich einen tollen Stapel Bücher erworben und gerade habe ich meine langgepflegte Amazon-Wunschliste umgesetzt, vier Bücher sind jetzt auf dem Weg zu mir. Immerhin bekomme ich ja eine Steuerrückzahlung und einen Geburtstagsgutschein (dankeschön!!!) hatte ich ja auch noch… Ich freu mich schon! Ich lese in letzter Zeit so viel wie schon lange nicht mehr (kein Wunder, habe ja auch mehr Zeit als jemals zuvor…) und es ist wirklich toll. 🙂

Kelley Armstrong – Nacht der Hexen

Erster Satz: Todd spielte mit der elektrischen Höhenverstellung seines Ledersitzes und lächelte.

Die 23jährige Paige Winterbourne ist Webdesignerin und Oberhaupt des Hexenzirkels; ein Amt, das sie vor 9 Monaten mit dem Tod ihrer Mutter ernte, zeitgleich übernahm sie auch die Vormundschaft für die 13jährige Savannah, die Tochter einer schwarzen Hexe und jetzt schon mächtiger als Paige.
Die [Spoiler] telekinetisch begabte Halbdämonin Leah [/Spoiler] hat schon in „Die Rückkehr der Wölfin“ versucht, die Kontrolle über Savannah zu erlangen und erklärt nun Paige den Krieg: Die dunkle Seite der magischen Welt will das Mädchen um jeden Preis an sich bringen.
Mit einem Ältestenrat, der Savannah liebend gern außerhalb des Zirkels sehen würde und umzingelt von Magiern (zur Erinnerung: Blutfehde!) kämpft Paige um ihre Ziehtochter, doch spätestens, als Savannahs Vater auftaucht, stellt sich die Frage, ob das Mädchen ihre Seite nicht selbst wählen dürfen sollte…

Gewohnt rasant ist auch dieses Buch von Kelley Armstrong. Ich habe mich lange gescheut, die Hexen-Reihe von ihr zu beginnen, auch, weil ich Paige aus dem Werwolf-Buch nicht besonders sympatisch fand, aber ich bin begeistert! Anfangs hatte ich das Gefühlt, dass Elenas coole Sprüche einfach in Paiges Mund gelegt wurden, aber im Laufe des Buches bekam die Junghexe ein eigenes Gesicht. Ein sehr schönes Buch, habe mir die Fortsetzung bereits bestellt.

Neil Gaiman – Das Graveyard-Buch

Erster Satz: Eine Hand in der Dunkelheit, darin ein Messer.

Bei einem Mordanschlag auf seine ganze Familie entkommt alleine ein einjähriger Junge. Der „Mann namens Jack“ mit dem Messer verfolgt das Baby bis zum Friedhof, doch dort haben sich die örtlichen Beerdigten bereits des Kindes angenommen, alarmiert von dem Flehen des Geistes seiner Mutter.
Der Junge wird also „Nobody“ getauft und vom (toten) Ehepaar Owens adoptiert, der Untote Silas bietet sich als Vormund an, da er als einziger den Friedhof verlassen und so Nahrung für den Jungen besorgen kann.
Der kleine „Bod“ wächst zwischen den Geistern auf dem Friedhof auf, lernt was sie wissen, wird in Übersinnlichem unterrichtet und entwickelt schließlich eine Sehnsucht nach anderen Lebenden. Doch er darf den Friedhof nicht verlassen, denn Silas weiß, dass der Mann namens Jack immer noch auf der Suche nach Bod ist…

Ein durchaus schönes und unterhaltsames Buch, aber halt ein Kinderbuch. Die Geschichte ist wirklich niedlich und stückweise auch spannend, ist alles in allem aber nicht meins.

Sebastian Fitzek – Die Therapie

Erster Satz: Als die halbe Stunde verstrichen war, wusste er, dass er seine Tochter nie wiedersehen würde.

Viktor Larenz verbringt einige Tage in seinem Ferienhaus auf Parkum. Der Anlass ist kein erfreulicher: Er braucht etwas Abstand von seiner Frau und Bekannten, um vielleicht das Verschwinden seiner 12jährigen Tochter vor vier Jahren verarbeiten zu können. Nachdem die an einer unbekannten Krankheit leidende Josephine aus einer Arztpraxis entführt worden war, war das Leben des aufopfernden Vaters völlig zerstört; seine Arbeit als Psychiater hatte er schon niedergelegt, als Josies Behandlung eine 24stündige Fürsorge erfordert hatte; nun will er nach vier Jahren des Hoffens endlich abschließen.
Die benötigte Ruhe findet er auf der Insel jedoch nicht. Eine Frau sucht ihn auf, er sei laut einem Kollegen der einzige, der ihre speziellen Form der Schizophrenie therapieren könne. Zunächst weigert sich Larenz, wird jedoch schnell neugierig, als die Frau beharrlich ihre Geschichte vorträgt: Sie sei Kinderbuchschriftstellerin und ihre Figuren würden lebendig. Die letzte Romanfigur, die sie verfolgte, sei ein kleines blondes Mädchen gewesen, dass an einer unbekannten Krankheit litt und von zuhause weggelaufen sei…
Hin- und hergerissen zwischen Hoffnung und Professionalität hört Larenz sich die Geschichten der Frau an, bespricht sich zwischen den Sitzungen mit seinem Privatdetektiv und trifft des Öfteren den Bürgermeister der Insel, die ihn beide inständig vor der Frau warnen.

Ein merkwürdiges Buch. Wirklich sehr spannend und fesselnd, aber irgendwie lässt es mich mit offenen Fragen und einem unbefriedigten Gefühl zurück. Ich kann aber nicht leugnen, dass es keinen Spaß gemacht hätte, es zu lesen.

Mario Puzo – Der Pate

Erster Satz: Amerigo Bonasera saß im Verhandlungsraum des New Yorker Strafgerichts Nummer 3 und wartete auf sein Recht; auf die Bestrafung jener Männer, die seine Tochter so brutal mißhandelt hatten.

Grandios, einfach grandios! Ich wiederhole mich, ich weiß, aber es ist echt kein Wunder, dass der Film so großartig ist, das Buch ist einfach genial! Im Wechsel wird vom Leben Vito Corleones und seines Sohns und Nachfolgers Michael Corleone erzählt, aber im Buch ist auch genug Raum für die anderen Mitglieder der „Familie“, wie z.B. Johnny Fontaine. Dadurch, dass fast jedes Familienmitglied als Erzähler dient, bekommt man Einblick in die gesamte Gedankenwelt um den Paten und erhält so einen brillanten Überblick über das Netz, dass der Don über seine Lieben gespannt hat.
Darüber hinaus finde ich die Weisheiten dieses Buches unheimlich toll; wenn kluge Männer Kriegsrat halten, kann man doch nur noch lernen, oder? Sämtliche Charaktere sind obendrein so detailliert und schillernd beschrieben, dass der Leser von der ersten Minuten einen Heidenrespekt vor dem Paten und seinem Sohn bekommt und ihnen ebensowenig zu widersprechen wagen würde wie ein „Caporegime“. Einfach ein wunderbares Werk!

John Katzenbach – Der Patient

Erster Satz: In dem Jahr, in dem er gänzlich mit dem Leben abgeschlossen hatte, brachte er wie die meisten seiner Tage auch seinen dreiundfünfzigsten Geburtstag damit zu, sich anderer Leute Klagen über ihre Mütter anzuhören.

Wirklich großartig! Der Psychiater Dr. Frederick Starks bekommt an seinem 53. Geburtstag einen Brief in seine Praxis gelegt, in dem steht, dass der anonyme Schreiber in 15 Tagen einen Verwandten des Arztes töten wird. Abwenden kann der Mann dies durch eine von zwei Möglichkeiten: In den nächsten zwei Wochen muss er entweder den Absender entlarven oder sich umbringen.
Schnell erhält Ricky einige Beweise, dass „Rumpelstilzchen“ seine Drohungen ernst meint. Ein Wettrennen gegen die Zeit gewinnt, bei dem der Anonyme zwar Hinweise streut, aber doch immer einen Schritt voraus zu sein scheint und währenddessen systematisch Rickys Leben zerstört.

Ein super Buch! Spannend, wenn auch nicht superfesselnd, aber toll konzipiert und großartig geschrieben. Mir ist noch nie eine derart glaubwürdige Charakterwandlung in einem Roman begegnet. Es hat wirklich Spaß gemacht, dieser mörderischen Schnitzeljagd zu folgen.

Mark T. Sullivan – Toxic

Erster Satz: Der nackte Mann auf dem Bett lag im Sterben, und er hatte keine Ahnung, weshalb.

Dieses Buch trägt einen Aufkleber, auf dem „Thriller des Jahres“ steht und doch habe ich es nach nicht einmal 100 Seiten abgebrochen. Es konnte mich einfach nicht fesseln.
Ich muss nochmal sagen, ich habe ein Problem, wenn Krimis von Ich-Erzählern erzählt werden. Das ist vielleicht nicht ganz fair, aber es ist bei mir halt einfach so. Diese Ermittler sind halt immer totaaal cool und intelligent, aber wenn eine Figur sich selbst als cool und intelligent einführen soll, driftet das schnell ins Arrogante ab, finde ich. Bei Sätzen wie „Normalerweise verfehlt mein Aussehen seine Wirkung auf Frauen nicht, …“ (frei zitiert) bekomme ich das Kotzen. Entschuldigt meine Wortwahl, aber sie passt zu der des Thrillers; ich kann damit leben, dass der Vorgesetzte des Protagonisten konsequent nur als „Arsch mit Ohren“ (wie kreativ?!) benannt wird, aber Worte wie „abgenippelt“ verleiden mir das ganze Buch. Ich finde, solche Formulierungen in Literatur zu benutzen ist wie Kochen mit schlechten Zutaten.
Als dann auch noch ein Journalist mit dem Ich-Erzähler darüber diskutierte, dass letzterer einen tollen Krimi-Protagonisten abgeben würde (wtf?!) und der Bruder von Crocodile Dundee auftauchte, wurde mir das Buch zu bescheuert. Meine Wertung (um mal das Vokabular aus dem Buch aufzugreifen): Ein Griff ins Klo.

John Katzenbach – Die Anstalt

Erster Satz: Ich kann meine Stimmen nicht mehr hören und weiß daher nicht so recht weiter.

Francis wird gegen seinen Willen in eine psychiatrische Anstalt eingeliefert. Er ist ein harmloser, schüchterner Kerl, der Stimmen hört und sich schlecht an den Anstaltalltag gewöhnt. Bald findet er Freunde: Peter „The Fireman“, der eine Kirche samt Priester angezündet hat, „Cleo“, die sich für eine ägyptische Königin hält, „Napoleon“, der sich auch für jemanden hält, „Newsman“, der alle Zeitungsschlagzeilen auswendig kann und „Lanky“, ein furchterregend langer Mann, der den heiligen Auftrag hat, alle Insassen vor dem Bösen zu beschützen.
Als eine der Schwestern ermordet wird, führen alle Indizien zu dem armen Lanky, der Francis jedoch kurz nach dem Mord berichtet hat, dass er mit einem Engel gesprochen habe. Peter und Francis sind sicher, dass Lanky zu Unrecht verhaftet wurde. Kurz darauf trift eine Staatsanwältin ein, die schon lange nach einem Serienmörder fahndet, dessen Taten genau mit der in der Anstalt übereinstimmen. Zusammen machen die drei sich auf die Suche nach dem „Engel“, der sich in der Anstalt bewegt ohne Angst zu haben und jederzeit wieder zuschlagen könnte.

Ein sehr spannendes Buch mit einer gewissen Länge in der Mitte. Es lässt außerdem einige Fragen offen, aber der interessante Stil (teilweise in der Gegenwart, in der Francis die Geschichte an seine Wohnungswand schreibt und teilweise in der Geschichte) und die fesselnde Schreibweise machten das für mich wieder wett. Ein guter, handfester Thriller.

Jeff Long – Im Abgrund

Erster Satz: Am Anfang war das Wort.

Dieses Buch ist mein absoluter Lieblingsthriller. Er spielt in unserer Zeit und unserer Gesellschaft, doch eine Entdeckung hat die Welt verändert: Unter der Erdoberfläche gibt es ein gigantisches Tunnelabyrinth mit unzähligen Ausgängen in Höhlen auf der ganzen Erde. In diesen Tunneln leben Wesen, die menschenähnlich aussehen, jedoch durch Hörner und Klauen deformiert. Schnell erschließt sich, dass die menschliche Vorstellung eines Dämons auf diesen Gestalten beruht, die schon früher durch die Menschenwelt gespukt sein müssen.
Einer der ersten, die in diesem Roman Kontakt mit den Unterweltswesen („Hadal“ genannt) aufnimmt, ist Ike. Der Überlebenskünstler hat gerade eine Touristengruppe durch einen Schneesturm im Himalaya geführt, als er und seine Gruppe ein Zeichen der Hadal in einer Höhle entdecken. Der mumifizierte Menschenleib (mit Tätowierung der US Navy) ist von Kopf bis Fuß bemalt, teils mit unbekannten Zeichen, teils mit eigenen Notizen. Verstümmelungen und Wunden zeigen, dass er lange Jahre ein Sklave war; der goldene Ring durch seine Nase und die 1500km entfernte Absturzstelle, die er sich eintätowiert hat, machen der Abenteurergruppe klar, dass sie ein Opfer einer Kultur vor sich haben, von der sie noch nie gehört haben. In der kommenden Nacht holen die Hadal die gesamte Gruppe zu sich.
Erst Jahre später werden die „Hadal“ offiziell entdeckt. Sämtliche Länder schicken Armeen hinunter, die nicht zurück kommen. Bis es eines Tages merkwürdig still wird im Untergrund. Die Menschen sichern Lager tausende Meter unter 0 und sind sicher, dass sie keine Hadal mehr sehen, weil es keine mehr gibt.
Aus einer ganz anderen Welt hingegen kommt Ali, eine junge Nonne, die der Kirche einmal zu oft auf die Füße getreten ist. Als Anthropologin ist ihre Lebensaufgabe die Suche nach dem Ersten Wort, das sie fasziniert. Die sprachbegabte junge Frau wird einer Tages zu einer Gruppe Wissenschaftler gerufen, die sich den „Beowulf-Kreis“ nennen. Angestachelt von der Entdeckung der „Dämonen“, rätseln sie, ob auch die Idee des Satans auf einer Tatsache beruht. Mit ihrem Einfluss schleusen sie Ali in eine Expedition in die Unterwelt: Ein großer Kreis Wissenschaftler wandert, beschützt von Soldaten, begeistert unter dem Pazifik hindurch und macht mit jedem Tag neue Entdeckungen, während der Konzern, der diese Expedition leitet und bezahlt, jeden Meter, auf den sie treten, als sein Eigentum proklamiert. Der Führer dieser Expedition ist Ike, der tätowiert und gemartert, aber nach wie vor mit einem unbändigen Überlebenswillen in die Menschenwelt zurückgekehrt ist.
Auf der Erdoberfläche beschäftigt sich der Beowulf-Kreis mit Beweisen für und wieder die historischen Jesus und Satan, während darunter die Hadal jeden Moment auf die Expedition losgehen können und sich zwischen Ali und Ike eine ganz spezielle Beziehung anbahnt.

Ich habe „Im Abgrund“ jetzt zum xten Mal gelesen und erschrecke mich immernoch, wenn irgendwo eine Tür geht. Dieses Buch führt dazu, dass man im Augenwinkel kleine Bewegungen sieht, die nicht da sind und nicht ohne Decke schlafen kann, egal wie heiß es ist. Der nervenzerreißendste Thriller, den ich kenne.