Dennis Lehane – Shutter Island

Erster Satz: Seit vielen Jahren habe ich die Insel nicht mehr gesehen.

Ein grandioser Thriller! Ich muss unbedingt demnächst mal den Film sehen.

Die Rahmenbedingungen sind folgende: Die US-Marshalls Teddy Daniels und Chuck Aule setzen nach Shutter Island über, eine Gefängnisinsel. Aus der Anstalt für psychisch kranke Straftäter ist eine Patientin ausgebrochen. Schnell ist Teddy sich sicher, dass sie ohne Hilfe von Mitarbeitern nicht hätte entkommen können, doch während die Klinikleitung ihm und seinen Kollegen immer mehr Steine in den Weg legt, zieht ein Hurrikan auf, der sämtliche Verbindungen zum Festland kappt.

Bald schon verwischen die Grenzen zwischen Realität und Wahnsinn, zwischen Freund und Feind. Teddys Zielsetzung wechselt von der Auflösung des Falls zu ganz privaten Angelegenheiten und schließlich zum tiefsten Überlebensinstinkt: Flucht.

Elizabeth Gilbert – Eat Pray Love

Erster Satz: Wenn man durch Indien reist – und vor allem, wenn man heilige Stätten und Ashrams besucht -, sieht man eine Menge Leuten mit Perlen um den Hals.

Ich weiß, dass jetzt einige Menschen die Hände über dem Kopf zusammen schlagen werden wegen meines mangelnden Sachverstands, und ich danke Gott auf Knien dafür, dass er mir den Traum von der Arbeit in einem Verlag nicht vergönnt hat, denn dieses Buch hat mir nicht gefallen.

Elizabeth hat sich scheiden lassen (ihr Mann wollte Kinder, sie nicht) und steckt jetzt in einer tiefen Depression – einer klinischen, mit Pillen und Therapeut und allem drum und dran. Da entwickelt sie plötzlich diese Idee, Italien zu besuchen (weil sie gerade einen Italienisch-Kurs macht), in Indien in einem Ashram zu meditieren (weil sie seit Kurzem bei einer indischen Meisterin einen Yoga-Kurs macht [die Meditation, nicht bloß der Sport]) und danach noch Bali zu erkunden (weil sie beruflich vor kurzem da war und ein Medizinmann großen Eindruck auf sie gemacht hat).
Wegen der Scheidung total blank, geht sie mit dieser Idee hausieren und ihr Verlag gibt ihr gegen Vertrag das nötige Kleingeld für ein Jahr auf Reisen. Somit steht schon mal fest: Egal, was bei der Sache rauskommt, das Buch muss geschrieben werden.
Und genau so fühlt sich das Ganze auch für mich an. Mir ist unbegreiflich, wie ein Mensch dreimal 4 Monate in fremden Ländern leben kann ohne auch nur das geringste zu erleben. Witzigerweise ist Indien, wo sie den Ashram eigentlich nie verlässt, dabei die Ausnahme, denn Liz schildert eindrücklich das Leben dort und ihren schließlichen Durchbruch zur Berührung mit Gott. Das ist tatsächlich etwas, von dem nicht jeder erzählen kann und auch durchaus interessant. Aber irgendwie war es das. Von dem „Eat“-Kapitel hätte ich mir irgendwie mehr erwartet als eine Aufzählung ihrer Mahlzeiten (und der Männer, mit denen sie nicht schläft). In Bali kehrt sie schließlich zu einem „normalen“ Leben zurück, weiß aber auch nichts zu berichten, das spannender wäre als die meisten der Blogs, die ich lese.
Und insbesondere über den ersten Kapiteln liegt ein irrsinniges Gejammere, denn nach ihrer Ankunft in Italien hat sie ihre Antidepressiva abgesetzt. Wenn sie nicht grade heult, wie schlimm ihr das Leben mitgespielt hat und wie wertlos sie sich fühlt, schwärmt sie von ihrer „geistigen Führerin“ wie es vermutlich jeder täte, der gerade eine neue Religion für sich entdeckt hat, aber… langweilig!

So, jetzt steinigt mich. Und den Film gucke ich mir trotzdem an.

Stephen King – Es

Erster Satz: Der Schrecken, der weitere 28 Jahre kein Ende nehmen sollte -wenn er überhaupt je ein Ende nahm-, begann, soviel ich weiß und sagen kann, mit einem Boot aus Zeitungspapier, das einen vom Regen überfluteten Rinnstein entlangtrieb.

Ein großartiges Buch, wenn man eines sucht, das man kaum weglegen kann. Ich war anfangs noch etwas skeptisch, aber spätestens, als mir die Zirkusplakate am Straßenrand einen Schrecken eingejagt haben, war ich voll in SEINEM Bann. Übrigens eines der Bücher, die man nicht auf dem Klo lesen sollte. Jedenfalls nicht die Stelle, an der Es durch … na, lassen wir das.
Ich wurde jedenfalls großartig unterhalten, auch wenn einige Fragen offen blieben. Aber verdammt, ist das ein dicker Wälzer.

Das Experiment – Abschluss

Soeben habe ich das Experiment beendet. Die beiden Bücher waren jetzt über eine Woche mit einem Schnapsglas voll Kaffee bzw. Backpulver eingeperrt.
Resultat: Das Kaffee-Buch riecht jetzt stark nach Kaffee, das Backpulver-Buch nach… Rauch. Ich habe es nochmal im anderen Schuhkarton untergebracht und hole es nächste Woche raus, das Kaffee-Buch darf ins Bücherregal.

Das Experiment

Zwei (gute und günstige) Bücher aus Raucherhaushalt. Ein Problem. Ein Experiment.
Laut Google-Ergebnissen kann man Rauchgeruch aus Büchern mit Backpulver und/oder Kaffeepulver entfernen. Und das probiere ich jetzt aus.

Da ruhen der Beckett und der McFayden jetzt friedlich in gigantischen Schuhkartons (des Schatzes 48er-Füße sei Dank) und lassen ihren Geruch von Kaffee bzw. Packpulver absorbieren. Ich bin ja mal gespannt!
Leider habe ich nicht die geringste Ahnung, wie lange ich die da drin lassen sollte. Eine Idee?

Markus Zusak – Die Bücherdiebin

Erster Satz: Zuerst die Farben.

1939 in Molching, einer kleinen Stadt bei München: Liesel Meminger verabschiedet sich von ihrer Mutter und wird ihren neuen Pflegeeltern, den Hubermanns, übergeben. Auf der Zugfahrt hierher ist ihr kleiner Bruder gestorben und nach seiner Beerdigung hat sie bereits ihr erstes Buch gestohlen.

Die Jahreszahl und Liesels ungewöhnliches Schicksal sprechen für sich. In diesem Buch geht es um Krieg, um Kindheit, um Ungerechtigkeit und um die Liebe zum Wort. Liesels Pflegemutter ist grob, aber herzlich, ihr Pflegevater ein ruhiger, aber grundanständiger, weiser Mann, der ihr nachts das Lesen beibringt und nachdem sie mit ihrem Nachbarn und Diebstahlpartner Rudi Freundschaft geschlossen hat und in die Fußballmannschaft aufgenommen wird, scheint alles gut.
Aber dann beginnen die Hubermanns einen Juden in ihrem Keller zu verstecken, Rudi wird bei der Hitlerjugend von Älteren gemobbt, die ersten Bomben schlagen ein und Liesel muss unbedingt ein neues Buch stehlen.

Das Besondere an diesem Buch ist, dass der Erzähler der Tod ist. Er nimmt deshalb gern vorweg, wer wie stirbt, doch das tut der Geschichte erstaunlicherweise überhaupt keinen Abbruch. Im Gegenteil, auch so sind bei mir genug Tränen geflossen. Die charismatischen Figuren und der grandiose Stil haben mich sofort in ihren Bann gezogen. Ich liebe diese Sprache, mein Lieblingszitat ist: „Die Worte waren bereits zu ihr unterwegs, und als sie ankamen, hielt Liesel sie wie Wolken in den Händen und wrang sie aus bis auf den letzten Tropfen.“ (S.91). Einfach wunderschön.
Ich habe das Buch in eineinhalb Tagen ausgelesen und am zweiten Tag konnte ich es nicht liegen lassen, während ich mir etwas zu essen machte und habe beim Lesen prompt das Salz im Wasser vergessen und die Nudeln komplett zerkocht. Gottseidank gab’s dazu Soße aus dem Glas, nicht auszudenken, was da hätte schief gehen können.
Ein wirklich zauberhaftes Buch. Im Gegensatz zu vielen anderen Geschichten, die im 2. Weltkrieg spielen, gibt es hier keinen Zeigefinger, obwohl der Tod seufzt, dass es viel zu viel Arbeit gab, da es quasi aus seiner „neutralen“ Sicht, gepaart mit dem naiven Blick eines Kindes, erzählt wird. Dennoch, oder vielleicht auch genau deshalb, schnürt die Ungerechtigkeit, der man ausgeliefert war, dem Leser die Kehle zu.
Unbedingt lesen.

Linda Castillo – Die Zahlen der Toten

Erster Satz: Mit sechs hatte sie aufgehört, an Monster zu glauben, und ihre Mutter musste abends nicht mehr unterm Bett und im Schrank nachsehen.

Kate Burkholder ist Polizeichefin in einer kleinen Gemeinde, zu der auch eine Amisch-Gruppe gehört. Die Wahl ist nicht zufällig auf sie gefallen: Kate war als Kind selbst eine Amisch aus dem Ort, bis etwas furchtbares passierte und sie sich von Grund auf änderte. Jetzt passiert es wieder, der Mörder, der schon in Kates Kindheit wütete, foltert und tötet wieder Frauen. Sein Markenzeichen: Er nummeriert seine Opfer mit einer Einritzung im Bauch. Er wird weiter machen, bis Kate ihn gefunden hat, aber Kate muss zugleich auch ihr Geheimnis hüten.

Ich habe dieses Buch gewonnen, darum tut es mir unheimlich leid, aber ich fand es echt schlecht. Besonders am Anfang haben mich diese „abgehackten“ kurzen Sätzen gestört und auch wenn sich der „Telegramm-Stil“ noch gegeben hat, konnte ich das Gefühl nicht loswerden, dass Kate einfach total inkompetent ist. Auch die Spur, die sie zum Schluss auf den Mörder gebracht hat… das wäre schön deutlich früher möglich gewesen. Und dieser „oops, hier muss jetzt eine Liebesgeschichte eingeflochten werden“-Moment war auch total unnötig. Ja, das Ende war sehr spannend, das ist wahr, aber ich hab mich die ganze Zeit geärgert.

Kelley Armstrong – Pakt der Hexen

Erster Satz: „Ich hätte da noch eine CSI-Frage für dich“, sagte Gloria, als Simon mit einem Arm voller Papiere die Einsatzzentrale betrat.

Nachdem die Junghexe Paige in „Die Nacht der Hexen“ den Magier Lucas kennen und lieben gelernt hat, spielt dieser Band noch tiefer in der Welt der Magier, die für Hexen normalerweise unzugänglich ist. Lucas‘ Vater, der Kabalenchef, bittet um die Hilfe der beiden: Jemand tötet die Kinder seiner Mitarbeiter und er hat nicht die Ressourcen, ihn aufzuspüren. Nach kurzem Widerstreben wird Paige durch das letzte Opfer überzeugt, eine jugendliche Hexe, die im Koma liegt. Die Aufnahme der Detektivarbeit führt sie zu Jaime, einer Nekromantin, die sich als ebenso zerstreut wie hilfsbereit erweist, und während Savannah ins beschützende Wolfsrevier evakuiert wird, treffen wir auch Cassandra, die Vampirin wieder. Der Mörder jedoch wird zunehmend dreister und bevorzugt plötzlich die Kinder der Kabalenbosse als Opfer…

Eine schöne Fortsetzung der Hexenreihe, flüssig und spannend wie immer. Die Fülle an Charakteren ist dazu geeignet, Leser zu verwirren, die die Vorbände nicht kennen, aber genau das macht die Story andererseits auch wieder so „bunt“.

Cody Mcfadyen – Die Blutlinie

Erster Satz: Ich habe einen meiner Träume.

Smoky Barrett ist FBI-Agentin und hat vor wenigen Monaten furchtbares erlebt. Ein Serienmörder, den sie jagte, drang in ihr Haus an, vergewaltigte und entstellte sie und tötete ihren Mann und ihre Tochter. Seit dem fragt sich Smoky, wann sie endlich die Entscheidung für oder gegen ihr Leben treffen kann.
Ihre Depression wird jäh unterbrochen durch einen Anruf ihres FBI-Teams. Eine alte Schulfreundin von ihr wurde gefoltert und getötet, ihre Tochter Bonnie traumatisiert zurück gelassen und der Mörder will, dass ausgerechnet Smoky ihn jagt. Der -nach eigenen Aussagen- Nachfahre von Jack the Ripper mordet mit großer Hingabe weiter und Smoky nimmt die Herausforderung an, nicht wissend, dass Jack Junior bei seinen Gräueltaten auch persönlich wird.

Ich bin etwas hin- und hergerissen. Einerseits finde ich die Charakterzeichnungen wirklich grandios, man hat sich total schnell hineingelebt und jedes Teammitglied hat sein ganz eigenes Gesicht bekommen. Ich persönlich fand auch jeden davon auf seine eigene Art sympatisch.
Andererseits fand ich es deutlich weniger spannend, als ich erwartet hatte, dadurch insgesamt irgendwie einen Geschmack von Mittelmäßigkeit hinterlassen. Weil Smoky mir aber schnell ans Herz gewachsen ist und ich den Tiefgang des Buches sehr schätze und es ja nun auch wirklich kein schlechtes Buch ist, habe ich mir bereits den nächsten Band bestellt und freue mich schon darauf.

Sebastian Fitzek – Das Kind

Erster Satz: Als Robert Stern vor wenigen Stunden diesem ungewöhnlichen Treffen zugestimmt hatte, wusste er nicht, dass er damit eine Verabredung mit dem Tod einging.

Der 10jährige Waisenjunge Simon, der voraussichtlich bald an einem Gehirntumor sterben wird, ist sich sicher: Er hat vor 15 Jahren mehrere Morde begangen und sollte das bei der Polizei gestehen. Vorher möchte er aber einen Anwalt engagieren, denn das hat er so im Fernsehen gesehen. Die Krankenschwester Carina, die ihm eine „Rückführung“ in ein früheres Leben zum Geburtstag geschenkt hatte, sieht seine Schuldgefühle als ihren Fehler und bringt ihn zu ihrem Exfreund, dem erfolgreichen Anwalt Robert Stern. Der ist nicht wenig überrascht, als er, Simons Angaben folgend, tatsächlich eine Leiche findet, die so ermordet wurde, wie der Junge es beschrieb.
Allem übersinnlichen abgeneigt, macht Stern seine Aussage bei der Polizei und will danach nichts mehr mit der Sache zu tun haben, als er plötzlich eine DVD im Briefkasten findet. Die Aufnahme des Erstickungstodes seines einen Tag alten Sohnes vor 10 Jahren (plötzlicher Kindstod) quält den Mann schon genug, doch dann erscheint das Bild eines 10jährigen Jungen, der ihm wie aus dem Gesicht geschnitten ist. Eine Stimme fordert von Stern den Namen des Mörders, mit dem Simon offenbar in Verbindung steht. Im Austausch bekommt er den heutigen Aufenthaltsort seines Sohnes.

Ich hatte Probleme, mich in dieses Buch reinzufinden. Vielleicht habe ich nach „Der Seelenbrecher“ einfach zu viel erwartet, jedenfalls war die Handlung einfach zu unrealistisch, chaotisch und nicht nachvollziehbar genug um mich in ihren Bann zu reißen. Das letzte Viertel war dann wieder sehr rasant und spannend, aber alles in allem bin ich nicht begeistert.