Auge des Sturms

Nein, ich konnte heute nicht mitgehen, zu der gestern hochangepriesenen Versammlung. Denn man hatte gestern ob der orkanbedingten Panik nicht die nötigen OKs einholen können. Meine GF hatte angewiesen, dass alle Arbeitsplätze innerhalb von 5 Minuten verlassen werden können, um 3 hat sie alle heimgeschickt (die Info erst um 6, aber ok, die Zentrale hat ja auch Meerblick), vorher sollten die Computermonitore auf den Tisch gelegt werden, sie selbst hat die Festplatte mit nach Hause genommen und ihrer Assistentin eine Kopie mitgegeben, für den Fall, dass die GF verunglücken sollte – was denn auch fast passiert wäre, als vor ihr auf der Autobahn ein LKW umkippte, aber da sie ausnahmsweise (ihrer eigenen Aussage nach) „vorsichtig gefahren“ war, ist nichts passiert…. Panik pur jedenfalls.
Hatte ich nu aber auch nichts von. Aber am nächsten Treffen darf ich teilnehmen. Es findet irgendwann im Februar statt. Irgendwann Ende Februar. Wenn ich Urlaub habe. Ähm ja…

Dafür habe ich heute von Frau J. die Mitteilung bekommen, dass ich zu dem Treffen zur Planung einer Sportveranstaltung mitkommen darf. Hey, auch cool. Hoffentlich kriege ich da mehr mit als ein Checklisten-Abhaken.
Diese Nachricht kam per Mail. Theoretisch. Sie erreichte mich, da Herr F. CC gesetzt war. Später am Tag rief mich Hedda an, ob ich denn ihre Mail bezüglich der Schulungstermine nicht bekommen hätte? Das nahm ich zum Anlass, der oben schon erwähnten Assistenz und IT-Beauftragten des Hauses mitzuteilen, dass ich im Januar noch keine einzige Mail erhalten hätte.
Sie druckste ein bißchen rum und wurde plötzlich sehr still, als sie auch nicht auf meine Mails zugreifen konnte, und begann zu schimpfen, dass mir sowas nicht eher auffällt. Traurigerweise bin ich es gewöhnt, interne Mails selten zu bekommen und kann mit externen halt nicht rechnen. Drei Stunden später bekam Herr F. 12 Mails mit meinem Absender in den Posteingang: Antworten auf Angebote, die ich am 6., 9., 10. Januar verschickt hatte! Na die Leute werden sich freuen, doch noch von mir zu hören… Habe dann also den Tag damit verbracht, alte Emails zu beantworten und mich ausgiebig für die Verspätung zu entschuldigen.

Eben dieser Tag hatte übrigens auch mit Post von Frau J. begonnen, wenn auch nicht in der elektronischen Form. Ich hatte eine Mappe mit einer Umfrage auf den Tisch bekommen. Ich las also die Einleitung der angehenden Dimplomandin, las die Fragen durch, las nochmal Einleitung nochmal, las die Fragen nochmal. Ging mit der Mappe zu Frau G. und fragte sie, was ich damit tun soll. Sie las die Einleitung, las die Fragen, las die Einleitung nochmal und sagte: „Fragen Sie mal Herrn F., ich glaube, dass sollte nicht an Sie gehen.“ Ich ging also zu Herrn F. und zeigte ihm, was ich hatte. Er las die Einleitung, las sie nochmal, las die Fragen und riet mir, Frau J. zu fragen. Ich rief also Frau J. an und die antwortete mir fröhlich: „Machen Sie sich ein paar Gedanken, und wo Fragen auftreten, müssen wir drüber sprechen. Sie können auch gern drin rumschmieren, ist nicht das Original.“
Okay. Gut. Arbeitsauftrag ist klar.
Erste Frage: Welchen Ort/welche Region vertreten Sie? Das war leicht.
Zweite und dritte Frage: Wieviele Gäste reisen bei Ihnen durchschnittlich pro Jahr an und wie lange bleiben sie durchschnittlich? Dafür habe ich lange in Schränken gewühlt.
Dritte Frage: Wie umweltbewusst schätzen Sie Ihre Gäste ein? Ääääh… mittel.
Vierte Frage: Wie hoch ist das Interesse Ihrer Gäste am Nationalpark Wattenmeer? Ääääää… mittel.
Fünfte Frage: Wie stark schätzen Sie die Attraktivitätssteigerung Ihrer Destination durch die Ernennung des Wattenmeers zum Weltnaturerbe anstelle des Nationalparks ein? Ääääh…. ein Plus.
Warum? Argh.
Ich Fuchs dachte mir also: “ ‚Klingt besser‘ kann man da nicht hinschreiben, suchen wir mal Fakten.“ Also in mühevoller Kleinstarbeit herausgefunden, dass in Reichenau die Gästeübernachtungen um 22% gestiegen sind, seit es diesen blöden Titel bekommen hat. (Wobei man, wenn man ganz ehrlich ist, sagen muss: 1999 war selbst im Vergleich zu den vorigen Jahren ein Gästezahleneinbruch, und der Titel, der zu dem Boom in 2000 geführt haben soll, ist erst im Juli des Jahres verliehen worden, aber egaaal….)
Dann habe ich bei Feierabend noch die nächsten Fragen angelesen und musste feststellen: Das – ist die Antwort auf Frage 8! („a. Kennen Sie Destinationen, denen der Titel Welterbe verliehen worden ist? / b. Wissen Sie, ob sich dies auf den Tourismus ausgewirkt hat?“)
Aber wie zur Hölle soll ich das denn sonst begründen?

Nun, however. Ich kämpf mich morgen weiter durch den Fragebogen… Das wird ein Spaß…