Zum Kotzen

Heute ist mal wieder so ein Arbeitstag, nach dem nur noch zwei Dinge helfen: laute Rockmusik und hohe Geschwindigkeiten. Naja, und Vögeln, aber der zugehörige Kerl weigert sich mittels Distanz. Also bin ich über die Straßen gerast wie blöde und hab Lordi und Billy Talent so laut gedreht, bis die Muskeln sich anspannend und man sich beim Mitsingen vor purer Begeisterung auf die Lippe beißt.

Heute war mein verfrühter wieder-erster Tag in der Info. Ich nehme es zurück, dass ich nach Ausbildungsbeendung gerne dort bleiben möchte.
Die Säcke haben mir meinen Schreibtisch weggenommen. Ich „habe“ jetzt einfach mit M. den Platz getauscht, weil mein alter Tisch nicht so dicht am Counter steht – und mit Sicherheit kann sie so auch besser mit den Mädels tratschen. Die haben sich sogar die Mühe gemacht, die PCs und die Telefone umzubauen, nur um den Azubi wegzudrängen. Und meine Schublade mit den in Jahrzehnten zusammengesammelten Büroklammern! Nicht mal meine Ablagefächer haben die Schweine mir gelassen, und alle Inhalte daraus sind verschwunden. Nicht mal vor meiner Schreibtischunterlage -meiner heiligen Schreibtischunterlage!- haben die halt gemacht. Die war einfach weg, mit allen Materialien, die ich mir zusammengesucht und in (insgesamt) stundenlanger Arbeit verkleinert, zerschnippelt und angeordnet habe um alles im Blick zu haben, was ich brauche, wenn ein Kunde etwas fragt. Diese meine Schreibtischunterlage habe ich dann auf dem Tisch von Frau F. gefunden. Hab dann kurzerhand alles rausgeschmissen, was sie dazugetan hat (etwa 15 verschiedene Rosarium-Flyer) und die Unterlage gegen die getauscht, die auf meinem Tisch lag.
Und kaum war dann Frau F. da, ging das Gezeter los: Ihr Kalender sei weg! Und natürlich gingen dann alle auf mich los. Ihr verschwundener „Kalender“ stellte sich als Kalender-Karte heraus – und zwar die, die ich im Januar von der Volksbank mitgebracht hatte. Gottlob ist die Welt doch nicht so grausam zu Frau F., wie man glauben könnte, sie fand heute nämlich heraus, dass es noch andere bedruckte Medien gibt, die die Jahrestage anzeigen. Aber zwei Stunden später ging es dann weiter: „Frau J., haben Sie mir etwa auch meine Flohmarkt-Liste weggenommen?!“ IHRE Flohmarktliste?! Ja, ich hatte die Liste, von der sie sprach, aber auf ihr waren mit meiner Handschrift meine Notizen, darum hatte ich doch glatt angenommen, dass es auch meine Liste ist.

Aber mit der Zerstörung meines Arbeitsraumes waren die Kollegenschweine noch nicht zufrieden. Der Dienstplan spricht Bände. Kaum springt jemand wegen Personalmangel ein (und damit meine ich mich), kriegt er zwei 20-Uhr-Schichten, davon eine am ersten Tag und die andere, natürlich, am Freitag, und den Samstag aufgedrückt.
Dass wir momentan keinerlei Prospekte rausschicken können, habe ich auch nur zufällig erfahren.

Immerhin demonstrierte mir Herr F. seine Zuneigung, in dem er mir 30 Minuten lang von der Blutvergiftung seines Stiefsohnes, dessen Ausbildung sowie dessen Urlaubsplänen erzählte. Die Präsentation, für die er am Freitag noch voll des Lobes war (und er war echt super begeistert!), erwähnte heute niemand auch nur mit einem Wort.

Wäre da heute nicht ein Mann gewesen, dem ich die ÖPNV-Verbindungen seine Insel-Reise auf insgesamt drei Fahrplänen angemarkert habe (in diesen Momenten weiß ich wieder, wieso ich den Job gerne mache), wäre heute ein zu 150% beschissener Tag gewesen, Lordi hin, Lordi her.
Und es tut mir leid, dass ich auf dem Heimweg diese Amsel vertrieben habe. Sie saß so gemütlich zusammengeplustert auf dem Ast. Das habe ich ihr nicht gegönnt.

3 Antworten auf „Zum Kotzen“

  1. Nett nett …scheinen Deine Kollegen ja zu sein. Bei einer solchen Demonstration purer Kammeradschaft und Warmherzigkeit wird einem ganz rosig im Herzen. (Ironie-tags sind selbst zu setzen…)

    *Mach auch mal laute Musik an, weil ich die auch grad brauche*

  2. Och Mönsch. 🙁 *tröst* Das klingt wirklich nicht nett, jedenfalls so manches davon nich.
    Wie lang wirst du dich jetzt mit den Herrschaften auseinandersetzen müssen?

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