Schöne Bescherung

Unser erster Heiligabend, der a.) zweisam war und b.) in unserer Wohnung stattfand, lief relativ glimpflich ab.
Eigentlich wollten wir früh aufstehen, damit wir Kartoffeln kochen und bis mittags zum Salat-machen abkühlen lassen können, doch das klappte nicht wirklich. Stattdessen krabbelten wir gegen 11/halb 12 aus dem Bett und während ich auf den DHL-Weihnachtsmann wartete, fuhr der Schatz einen Stollen kaufen. Mein Vorhaben war vergeblicher als das seine (obwohl meine Aufgabe eng gesehen seine war, denn was Amazon zu spät verschickt hat, hatte er für mich bestellt), und wir frühstückten adventlich den letzten und nicht sehr attraktiven Butterstollen, der in drei Supermärkten aufzutreiben gewesen war.
Anschließend kümmerten wir uns tatsächlich um die Kartoffeln. Als wir mittags nachmittags dann auch endlich Hunger und unseren Kartoffelsalat schließlich fertig hatten, mussten wir feststellen, dass der Schatz sich bei den Würstchen fatal vergriffen hatte: Wer zur Hölle quetscht bloß Käse und Paprika in arme Geflügelwürstchen??

Das Mittagessen fiel also trotz des perfekten Kartoffelsalates aus. Stattdessen verlangte ich nach Kakao und zwar nach der weihnachtlichen Version: Mit Zimt darin und Schlagsahne und Schokostreuseln darauf. Das mit der Sahne klappte leider nicht. Der Schatz schlug zwar wie ein Weltmeister, doch ohne Kälte nix steif. Ich begnügte mich also mit dem Zimt und streute als Racheakt Schokostreusel in des Schatzes Latte Macchiato, übrigens ebenso wie in mein Getränk, das davon nicht im geringsten schlechter wurde. Die Schüssel mit der dickflüssigen Sahne stellte uns vor ein Problem, also rührten wir Kakao und -natürlich- Schokostreusel hinein und stellten das Gemisch in den Gefrierschrank.

Da für nach-dem-Mittagessen Fernsehen geplant gewesen war, steuerten wir als nächstes das Sofa an. Der Fehler: Unsere „Nightmare before Christmas“-Datei funktionierte nicht. Für das Entpacken eines komischen Formates (don’t ask me) sollten wir sechs Stunden einplanen. Der Schatz lud eine andere Version der gleichen Datei herunter und es galt, nur noch zwei Stunden zu überbrücken. So schoben wir das Spielen, das eigentlich nach der Bescherung stattfinden sollte, nach vorne. Unglücklicherweise war ich ein extrem schlechter Verlierer, und das obendrein, bevor das Spiel noch begonnen hatte. Was kann denn ich auch dafür, wenn der Scrabble-Gott mir keine Vokale gönnt? Das Einpacken des Spiels dauerte im Endeffekt länger als die Nutzung. Wir besannen uns also auf unsere Wurzeln und – starteten ein PC-Spiel.

Nach drei Stunden Age of Empires schoben wir die Enten in den Backofen (Notiz an Schatz: Du musst letzteren noch sauber machen! Ja! Du!). Auf den festlichen Rotkohlsalat und die festlichen Knödel mit festlicher Soße verzichteten wir: wir hatten ja Kartoffelsalat.
Jetzt waren auch endlich Jack Skellington und die Christmas Town, sowie das gar nicht so üble selbstgemachte Sahne-Schoko-Eis an der Reihe und nachdem Nicky Graus endlich wieder befreit war, gab es die Bescherung.
Mich persönlich ärgert ein bißchen, dass ich davon kein einziges scharfes Foto habe, aber ehrlich gesagt war ich auch von dem großen, flachen, viereckigen Geschenk unter dem Baum abgelenkt. Mein schön angerichteter Süßigkeitenteller wurde gemeinschaftlich verschmäht, da die Ente doch ziemlich groß gewesen ist.
Nachdem der Gürtel dann gekürzt und das Comic durchgeblättert waren, waren wir auch hundemüde.

Heute ging es ganz früh zu Schatzis Familie, zu sechst Mittagessen und zu zehnt Kaffee und Kuchen, morgen führt der Weg zu meiner Familie, 1x Restaurant und noch ein bißchen Bescherung für fünf Personen.