Tag des Grauens

Heute war ein fuuuurchtbarer Tag, der furchtbarste aller furchtbarsten Tage, die ich seit langem in der Info verbracht habe. Kennt ihr das Gefühl, wenn man einfach nur noch in den Hinterraum gehen will um sich schreiend auf dem Boden zu wälzen? Aus Unsicherheit über die Sauberkeit ebenjenen Bodens habe ich mich zurückhalten können. Aber Frau O. und ich wollen für einen Punchingball zusammenlegen, den wir in unserem Pauseraum Schrägstrich Lager aufbauen.
Heute war es wirklich schrecklich. Die Masse machts eben. Ich glaube, heute früh sind die Leute aufgewacht und dachten sich: „Was mach ich denn heute? Oooch, nerv ich die Frau J. mal.“ Und dann haben sie im Telefonbuch unter N wie Nerven nachgeschlagen und mich angerufen.

Besonders gern habe ich ja die Leute, die schon mit einem Verdacht anrufen („Fährt das Seebäderschiff nach Helgoland eigentlich noch?“) und dann bei einer negativen Antwort („Nein, das ist Montag zum letzten Mal gefahren“) trotzdem total ausrasten.
Oder die ganzen verhassten Spontan-Reisenden. Raaaargh. Heute ein besonders schönes Exemplar dieser Gattung gehabt – ein junges Pärchen. Als ich denen sagte, dass es im Moment kurzfristig extrem knapp ist und es leider sowieso sogutwie keine Vermieter gibt, die eine Ferienwohnung für zwei Nächte hergeben, kam der Schlauberger ganz dick daher: Er hat ja vorher im Internet nachgesehen, da gab es noch freie. Witzbold, warum hat er dann nicht gleich gebucht?! Da er erläuterte, dass die ab 100 € pro Wochenende gekostet hätten, konnte ich immerhin antworten, dass er dann nicht auf unserer Seite gewesen ist, denn da stehen Preise prinzipiell pro Nacht. Wo er gesurft hatte, konnte er mir allerdings nicht sagen. Zu schade, zu diesen FeWo-Göttern hätte ich ihn doch wirklich gern weitergeleitet.
Nennt mich faul, aber dieses Verhalten hängt mir echt zum Hals raus. Wieso kann man nicht entweder a.) sich vor der Reise um Unterkünfte bemühen oder b.) sich mit dem zufrieden geben, was bei Anreise noch zu bekommen ist. Denn glaubt nicht, ich hätte den beiden keine Alternativvorschläge unterbreitet.

Besonders erheiternd fand ich heute eine Frau, die „vor zwei Wochen“ Karten für die Veranstaltung heute Abend gekauft hatte, aber die nun schon seit zwei Stunden sucht. Nein, tut mir leid, meine Dame, da kann ich leider nichts machen. „Aber Sie sehen dann doch, dass die beiden Plätze frei sind blablablabla.“ Tut mir leid, da kann ich leider wirklich nichts machen.
Zum Spaß habe ich gefragt, ob sie denn den Kassenbon noch hätten – nö, natürlich nicht. Hätte mich auch ziemlich gewundert.
„Ich schicke meinen Mann zu Ihnen, der weiß, bei wem er die Karten gekauft hat, und die Frau erkennt ihn auch bestimmt wieder.“ Ja, klar. Natürlich erkennt sie ihn wieder, wir haben ja auch täglich nur drei Kunden?
„Er hat so einen markanten Bart, dann weiß die Frau bestimmt noch, welche Karten sie ihm verkauft hat.“ Seufz. Ich hab sie abgewimmelt, indem ich sagte, dass zwei Kolleginnen derzeit im Urlaub seien (eine Urlaub, eine halbtags = sogutwie war), und das dann ja sehr unglücklich sei. Sie war nicht sehr glücklich. Ich hoffe für sie, dass sie die Karten inzwischen wieder gefunden hat.
Klammerauf: Übrigens wurde an dem Dienstag vor zwei Wochen (angebliches Kaufdatum) bei uns nicht eine einzige Karte für die betroffene Veranstaltung verkauft. Aus Kulanz zweifle ich nur an der Datumserinnerung des Ehemannes. Klammerzu.

Sehr schön auch das Frauen-Trio, das sich wahnsinnig darüber aufregte, dass in ihrer (auswärtigen) Zeitung die Veranstaltungen von W. nicht angekündigt werden. Eine wahre Unverschämtheit ist das von uns, als verantwortliche und sowieso absolut schuldige Tourist-Info! Was soll man dazu noch sagen? Außer: „Abonniert ne andere Zeitung“? Leider muss man ja höflich bleiben.

Aber das Highlight meines Tages war eindeutig ein Mann, samt Kumpel, den Frau O. zuvor in der Mittagspause beim Singen gehört hatte. Da stand der Typ also vor mir am Counter mit ner Fahne bis nach Meppen. „Ich will diesen Brief abschicken – können Sie mir die Vorwahl [Anm. der Redaktion: gemeint war ‚Postleitzahl‘] von S. sagen?“ Klar doch, ich bin ja sowieso die Auskunft. Ich hab ihm also die PLZ rausgesucht und aufgeschrieben. Da meint der: „Ich hab die Anschrift im Kopf: Schreiben Sie die bitte auf diesen Briefumschlag.“ Sämtliche höfliche Ausreden meinerseits haben nicht gezogen, also griff ich, armselig wie ein sich windender Wurm, nach Kulli und Umschlag und schrieb was mir vorgetragen wurde. Als er dann noch von mir ein Schwämmchen forderte um die Umschlagklebe anzufeuchten, antwortete ich nur „Tut mir leid, wir sind nicht die Post“, bevor der Typ ungefähr drei Liter nach Alkohol stinkenden Sabber auf den Umschlag schmierte. Da wird sich aber eine Tochter sehr über die Hochzeitskarte ihres Vaters freuen…

Ich bin heute, dreister Weise, zehn Minuten eher gegangen. Ich habe es echt nicht mehr ertragen. Furchtbar. Einfach Furchtbar.

Materialistisches und Emotionales

Ich beginne diesen Eintrag mit einem meiner seltenen Zugeständnisse: Ja, Schatzi, du hattest Recht. Ich sehe heute tatsächlich fantastisch aus.
Das wurde mir aber erst auf der Arbeit klar – allerdings auch noch bevor diese zwei Typen mich eindeutig angemacht haben und meinen Service „traumhaft“ fanden. Und deutlich vor dem Kerl, der mich gruselig-fasziniert anstarrte, während ich der Kasse (selbstverständlich nur telepatisch) wilde Drohungen machte und der mir danach heftig widersprach, als ich erklärte, dass die Kasse ebenso zickig sei wie ich. (Und nein – seine Bemühungen galten nicht dem Computer.)

A propos gruselig: Dort, wo wir den Kunden bislang nur eine Pflanze (grooße Pflanze) in den Weg gestellt hatten, ist inzwischen eine kleine Schwungtür eingebaut worden. Dies soll vermeiden, dass die Leute immer zu uns nach hinten in den Büroteil kommen, denn das ist nicht nur erschreckend, sondern auch ein Sicherheitsrisiko, da die Kunden auf diese Weise ganz unvermittelt hinter der Kasse stehen. Pfui.
Trotz dieser neuen Schwungtür also, die ein bißchen Saloon-Feeling aufkommen lässt (vorausgessetzt, sie denkt mal nicht daran, dass sie gepfuscht wurde und schwingt tatsächlich mit beiden Türen nebeneinander und nicht gegeneinander), war ich heute in meiner einsamen (!) 20Uhr-Schicht mehr als erschrocken, als plötzlich ein Kerl vor mir stand und verwirrt-aufgebracht gestikulierte. Obwohl ich gerade am Telefonieren war und eigentlich versuchte, Daten aufzunehmen (die Frau am anderen Ende der Leitung, der meine Konzentration so plötzlich entglitten war, muss mich für einen Vollschwachmaten halten), versuchte dieser Typ mich anzusprechen, worauf ich (am Telefon gefangen) ihm nur mit Gesten und Mimik bedeutete, dass er doch bitte vor der Theke auf das Ende meines Telefonates warten solle.
Immerhin lief einige Sekunden später eine Frau aus dem Büro nebenan an uns vorbei (der natürliche Weg des Rauchers) und verwickelte den Typen in ein Gespräch. Ich fand das ehrlich gesagt ziemlich gruselig, ich hab mich nämlich echt mega erschrocken. Als der Mann weg war (er wollte einen Fahrplan für einen Zug, den es nicht gibt), habe ich das Licht in Herr F.s kleinem Hinterbüro angemacht, um den Anschein zu erwecken, dass ich nicht alleine wäre.
Ich gestehe hiermit, dass ich mich gerne masochistischen Fantasien hingebe, aber das Licht hinten wird bei meinen künftigen Solo-Schichten an bleiben.

Tja, und dann kam ich heim und hatte endlich die lang erwartete Post. Und was entpuppte sich da: Ich habe mir das falsche Englischbuch bei eBay gekauft. So ein blöder Dreck.
Und wo wir schon (fast) beim Thema Reklamationen sind: MaxFactor ist mein neuer, erbitteter Feind! Nun ist mir schon der zweite (von zweien, versteht sich) TopCoat von denen abgebrochen. Sobald ich Energie und Wut und Zeit habe, werde ich denen eine bööse Beschwerdemail schreiben, zumal der Stiftung-Warentest-Testsieger (MaxFactor = 2. Platz) viiel günstiger ist, als der Lippenstift, die mir die MaxFactor-Tante angedreht hat.
Außerdem werde ich mich bei meinem geliebten, hochheiligen Rossmann beschweren. Ich habe da inzwischen drei identische Haarspangen gekauft (die nämlich wirklich toll sind, ich liebe dich, Rossmann! <3 ) und sie alle sind einfach so kaputt gegangen! (Den zweiten habe ich direkt umgetauscht, weil er 5 Minuten nach dem Kauf auseinanderplungte, als ich mich in der Info frisieren wollte - und das war letzte Woche.) Das ist eine bodenlose Sauerei. Und damit hat sich der Kreis geschlossen und wir sind bei meiner Frisurkrise angelangt, die mich heute früh zu einem Wutausbruch brachte und meinen Freund zu der (freundlichen und wahren) Behauptung, ich sähe gut aus, verführte.

Kopfschmerztag

Heute war’s echt übel. Nicht nur, dass die Schule gestern sehr entrauschend war (a propos, ich muss Meike noch anrufen), nein, der heutige Tag war echt beschissen.
Nur um euch einen Eindruck zu geben: „Hallo, gibt es für die Veranstaltung am Freitag noch Karten?“ – „Nein, die ist seit Tagen ausverkauft.“ – „Wie – ausverkauft?! Aber doch nur bei Ihnen, oder?“ – „Nein, die ist komplett ausverkauft.“ – „Aber es gibt doch noch Karten, oder?“ – „Nein, die ist ausverkauft.“
Und solche Leute hatten wir heute den ganzen Tag. Obendrein hat Frau F. heute wieder wahnsinnig genervt und wir alle hatten irrsinnige Kopfschmerzen, die wir zwar der Luft zuschreiben, für deren Erreger ich aber eindeutig Frau F. und Kundschaft halte.
Ich muss ganz ehrlich zugeben: Ich habe heute jede Möglichkeit gesucht, die Info verlassen zu können. Es war einfach nicht auszuhalten. Gottseidank muss ich morgen nicht arbeiten.
Und ich habe Frau O. heute „versehentlich“ mit dem Vornamen angesprochen und mich entschuldigt – und sie hat mir trotzdem kein Du oder zumindest Vornamennutzerei vorgeschlagen. Das finde ich extrem deprimierend.
Nicht viel weniger deprimierend ist, dass Schatzi diese Woche Freitag- und Samstagabend arbeitet. Immerhin hab ich zur Aufmunterung meine To-Do-Liste, die er gestern leicht manipuliert hat. Andererseits ist die trotzdem ziemlich lang…

Große Aufgaben

Herr F.: „Frau J., wie lange sind Sie morgen hier?“
Ich: „Morgen hab ich bis 20 Uhr Dienst.“
Herr F.: „Gut. Wir beide haben morgen eine Telefonkonferrenz mit Herrn B. – Also, Sie kommen in mein Büro und ich mach den Lautsprecher an.“

Ein normaler Montag

Und wieder ein neuer Montag.
Was gibt es zu berichten? Das Wochenende war gut.
Freitag waren wir bowlen, was nicht so super sinnvoll war, in Anbetracht der Tatsache, dass ich mir am selben Nachmittag erst einen Maus-Arm eingeredet habe. Ich hab dann auch mit fehenden Fahnen verloren.
Am Samstag waren wir zu der Geburtstags-(bzw., wie sich später herausstellte, Abschieds-)Party von Christians Ex eingeladen. Er hat an diesem Abend ein bißchen an Wert als Outfit-Berater verloren, dafür hatte ich sehr viel Spaß daran, mit seinem Zwilling zu lästern.

Der Montag glänzte in einer Frühmorgen-Begegnung, als Frau J. der Info einen Urlaubsbesuch abstattete. Da ich ja aus persönlicher Erfahrung am besten weiß, dass man sich a. nicht bei Ausführenden beschweren sollte und b. den Entscheidenden bloß nicht anmaulen sollte, zeigte ich der Abteilungsleiterin also mit einem „Schauen Sie mal, ich trage schon..“ mein neues Azubi-statt-Namen-schild unter die Nase. Daraufhin meinte sie, dass ich das ja eigentlich gar nicht bräuchte. Ich bestätigte dies und fügte hinzu, dass so etwas am Anfang meiner Ausbildung sicher sinnvoll gewesen wäre. Sie stimmte mir zu und bestätigte, wie „fit“ ich schon sei, ich fragte, ob ich das Schild also abnehmen dürfe und tadaa: Goodbye „Azubi“, welcome back „J. J.“!

Nuja, was soll ich sonst noch sagen. Mein Chef läd wahnsinnig viel PC-Kram auf mich ab, aber das finde ich gut. Nebenbei muss ich noch den Azubi-Ödkram machen, aber das kann ich verkraften. Gleichzeitig mach ich auch noch den normalen Job, aber das schaffe ich.
Ein bißchen Frau-F.-sitten, den ganzen Tag grinsen und ab und zu ein paar Ups and Downs. Die Wackeldackel-Frau war heute wieder da, und der Ich-werde-das-kontrollieren-Mann auch.
Und ich habe heute zum ersten mal in meinem Leben Zigaretten gekauft (für meinen Vater).

Nach dem eigentlich ziemlich guten Tag kam dann zu Hause das große Erwachen. Mein Vater hat sich mal wieder betrunken: Sein dritter Bandscheibenvorfall steht bevor, ihm wurde nahgelegt in Frührente zu gehen, eine Kur ist beantragt und die Rückenschmerzen gehen, so der Arzt, vermutlich nie wieder weg. Und dass er weiterarbeiten will und Alkohol für ein Schmerzmittel hält, macht die Sache nicht wirklich besser.

Ein Tag länger als der andere

Ich hatte heute soooo nen langen Tag. Um 9 Uhr habe ich zu arbeiten angefangen, um halb 11 trat ich endlich den Heimweg an.
Von Beginn bis 16 Uhr war dick Arbeit angesagt. Eine supernette Kundin hatte ich am Telefon, dafür hat sich eine andere (auch schon als Zicke bei uns bekannte) über mich beschwert. Ich wurde zur technischen Fachkraft der Info erklärt und somit meine Arbeitsgebiete erweitert, und ich habe eine Vitrine mit neuem Merchandise gefüllt.
Um 4 hat dann mein Schatzi mich abgeholt und zum Shoppen entführt, wo ich dann festgestellen musste, dass ich die Oberschenkel eines Pferdes habe. Zum Trösten haben wir noch schnell was beim Chinesen gegessen, bevor ich um 19 Uhr zum PW musste, wo der Betrieb sich mit den beiden Helgoland-Reedereien getroffen hat. Outdoor, wider erwarten, und natürlich entsprechend kalt.
Der Abend hat sich hingeschleppt, wurde ab ungefähr halb 10 aber doch noch ziemlich nett. Um kurz nach 10 bemerkte ich dann voller Entsetzen, dass ich ja ab morgen wieder Schule habe, was bedeutet, dass mein Wecker um 5 geht. Glücklichweise haben sich zu dieser Zeit auch alle anderen verabschiedet, was auch mir die Heimfahrt ermöglichte.
Allerdings hat meine angeschlagene Niere diesen erneuten langen Abend nicht gut angenommen. Montag hatte ich bis 21 Uhr für meine Mutter gearbeitet, gestern war 20-Uhr-Schicht und auch heute hatte ich meine üblichen 2 Liter Tee nicht, die als jungfräuliches Opfer an die Nierengötter fungieren sollen.
Jedenfalls tut mir der Rücken in dieser Gegend grade so tierisch weh, dass ich nicht in mein kuschligesliebesliebes Bett gehen kann, sondern erst mal versuche, wenigstens einen Liter Tee in mich hineinzuschütten, damit die Organe spätestens Morgen ein bißchen Ruhe geben. Na dann Prost.

Tage wie Öl

Kaum zu glauben, aber es ist MontagDienstag und ich bin arbeitstechnisch gut drauf.
Meine Arbeitswoche (die aus erzähltechnischen Gründen schon am Samstag anfängt) begann gleich mit einem Lob von Herrn F. . Ein „Wir sind sehr zufrieden mit Ihnen“ mag zwar nicht als sehr viel erscheinen, aber aus dem Munde meines Chefs ist das schon eine gewaltige Menge. Noch bedeutungsvoller ist allerdings, dass er mich zu Beginn seiner Mittagspause gleich (oho!) zweimal gefragt hat, ob er mir was vom Bäcker mitbringen soll. Also, einmal, ob er mir was mitbringen soll, und einmal, ob er mir wirklich nichts mitbringen soll.
Und am Montag hat Frau O. mir erzählt, dass Frau G. zu ihr gesagt hat, dass sie (Frau G.) die letzte Woche ohne mich nicht durchgestanden hätte. Geht das nicht runter wie Öl, Leute?
Dienstag habe ich Frau O. dann Arbeit abgenommen, für die sie eh keine Zeit hat und die ich gern mal machen würde. Zwar nur das Schreiben eines mehrtägigen Programms und nicht die Ausarbeitung, aber immerhin mal was Neues für mich. Und Frau O. war von meinem Text über alle Maßen begeistert und hat mich über den grünen Klee gelobt.
Und Frau S. sagte heute (O-Ton): „Frau J. hat mitgedacht – wie immer!“
Hach ja, die Woche kann ja nur gut werden. Obendrein habe ich allein heute 6,50 € für die Kaffeekasse eingenommen. Das sieht mir nach einem ziemlich guten Feedback durch Kunden aus. Oder einem Kompliment an meine neue Frisur / mein neues Rouge. Wie auch immer.

Ansonsten ist über beknackte Arbeitsdinge eher weniger zu erzählen. Ich habe mir heute meinen Finger übelst gequetscht (man sollte ihn halt nicht da hin tun, wo man gerade die Glastür hinschiebt) und das EC-Gerät lautstark (in Abwesenheit von Kunden und Kollegen) verflucht.
Aber nö, was blöde Kunden angeht, fällt mir grad gar nichts ein. Nunja, umso besser.

Telefonate

„Guten Tag, Tourist-Info–“
„Hallo, hier ist XX aus Chemnitz! Vielleicht kennen Sie mich schon! Ich komme von nächsten Dienstag bis Dienstag nach W. und möchte eine Stadtrundfahrt mitmachen! Ist das möglich?!“
„Ja, am Donnerstag findet eine Stadtrundfahrt statt.“
„Gut! Dann komme ich Dienstag oder Mittwoch vorbei und hole mir dafür Karten! Weil, ich bin ja jetzt endlich mal wieder in W.! Als die Mauer da war, da konnte ich ja auch nicht nach W. fahren! Und die letzten drei Jahre konnte ich auch nicht nach W., weil, da war ich verschuldet! Wissen Sie, wie weh einem das tut, verschuldet zu sein?!“
„Ja, kann ich mir vorstellen.“
„Aber jetzt komme ich ja wieder nach W.! Und vielleicht werde ich jetzt jedes Jahr nach W. kommen, weil, ich war ja bei der Bahn, und kann umsonst Zug fahren, das sollte man ja nutzen solange es noch geht!“
„Ja, da haben Sie Recht.“
„Ich komm dann Dienstag oder Mittwoch mal vorbei, wegen der Stadtrundfahrt!“

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„Guten Tag, Tourist Information W., Sie sprechen mit …“
„1. – 3. September.“
„Äh, was ist da?“
„Ferienwohnungen! Wie sieht’s da bei Ihnen mit Ferienwohnungen aus!“
„Naja, ist etwas knapp. Was brauchen Sie denn?“
„Zwei Doppelbetten!“
„Also zwei Doppelzimmer? Oder eine Ferienwohnung mit zwei Doppelzimmern?“
„… Zwei Doppelbetten!“

Aufgewühlt

Hat jemand von euch Ally McBeal gesehen? Da gab es den kleinen, sehr guten John, der gerne sagte: „Das wühlt mich auf.“ An den muss ich heute denken, denn ich bin sehr aufgewühlt.
Ich habe ja heute früh schon geahnt, dass der Tag stressig wird, denn ich habe Christian gestern Abend mitgeteilt, dass diese Woche total beschissen ist. Darum habe ich mir heute früh ein bißchen von meinem Vanille-Zitrone-Parfüm aufs Handgelenk getan, um dran zu schnüffeln und mich zu beruhigen, wenn die Post abgeht. Und holla, die ging heute ab.
Die Kasse ist alle paar Minuten total abgeschmiert, Serverneustart und völlig neu entdeckte Fehlermeldungen inklusive. Aber als wäre das nicht genug, sind die Leute heute auch völlig neben sich.

Ich hatte heute drei (!!) Familien, die sich wie die Blöden darum gestritten haben, wo sie bei der jeweiligen Veranstaltung sitzen wollen (Schmollen und Lautwerden inbegriffen, versteht sich). Bei einer Vater-Mutter-Tochter-Tochter-Konstellation bin ich sogar überzeugt, dass es zu Handgreiflichkeiten gekommen wäre, wenn ich nicht meine kompetente Meinung (mittels gut verpacktem Kompromiss) eingeworfen hätte.

Und dann: Stadt-Gutscheine. Wir sind die einzige Verkaufsstelle für Geschenkgutscheine, die in den meisten Geschäften der Stadt einzulösen sind. An diesen Dingern verdienen wir keinen Cent, da die Läden den bei uns zu 100% zurück-einlösen, haben aber gut Arbeit damit. Nun trug es sich in einem nicht allzu fernen Horrorland zu, dass die 10er und 5er ausgegangen sind. Nachdrucktermin: Ungewiss, irgendwelche Komplikationen oder Änderungen gibt es da wohl. Um genau zu sein, stehen wir jetzt schon drei Wochen ohne 10er und zwei Wochen ohne 5er da. Bleiben die 25er, die den meisten Leuten aber (wie ich auch durchaus verstehen kann) zu hoch sind.
Oft geführter Dialog: „Ich möchte bitte einen Gutschein über 15 Euro.“ – „Tut mir leid, wir haben nur noch 25er.“ – „Dann geben Sie mir eben einen 10er und einen 5er.“ – „Tut mir leid, 10er und 5er sind aus, nur noch 25er sind da.“ – „Dann geben Sie mir halt drei 5er.“ – „Haben wir leider nicht mehr. Nur noch 25er.“ – „Oh. Und 10er?“ Raaaaaah.
Und Himmel, wie sich die Leute da aufregen. O-Ton: „Na das ist aber peinlich! So was muss doch immer da sein!“ Danke für den guten Rat, Meister. Auf Dauer ist es echt kaum noch auszuhalten wie die Leute einen ansehen, als würde man ihnen die Gutscheine aus purer Bosheit oder Unverschämtheit vorenthalten.

Aber besonders gern hatte ich heute eine Dame, die sich Oups-Bücher ansehen wollte. Wir besitzen von den Dingern zwei Varianten, je etwa fünf Exemplare – also beileibe kein Standbein. Verkauft werden die Dinger auch nur alle paar Monate. Oups, das ist wohl ein missglückter Diddl und diese Bücher sind so „ich-hab-dich-lieb“-Verschnitte, mit ein bißchen, vermutlich leicht-kitschigem, Text und achsosüßen Bildern auf jeder zweiten Seite.
Jedenfalls wollte sich diese Frau eines der Bücher mal von innen ansehen. Ich habe dann im Lager auch eines entdeckt, dessen Folie schon geöffnet war. Zwar die andere Variante, aber das reicht ja völlig um sich einen Überblick zu verschaffen. Dachte ich. Ich stand dann also satte zehn Minuten am Tresen, während sich die Frau dieses Büchlein Seite für Seite durchgelesen hat. Als sie dann durch war (mein Geduldsfaden schon zum Zerreißen gespannt), blafft sie mich dann ohne jede Vorwarnung an: „Sagen Sie mal, wieso verkaufen Sie denn diese Bücher, wenn man überhaupt nicht reingucken kann?!“ Ich versuche ihr also zu erklären, dass in den beiden Büchern nur die Geschichte variiert und der Aufbau ja derselbe ist, sie sich hier also ein Bild machen kann (verkneife mir: sie muss das Buch ja nicht auswendig lernen bevor sie es kauft), und dass ich ein offenes Exemplar nunmal nicht verkaufen kann, zumal wir nur wenige davon haben (verkneife mir: und es mir scheißegal ist, ob wir dieses auch behalten oder nicht).
Sie wiederholt Ihre Forderung leicht umformuliert in einem anhaltend unverschämten Ton und fügt hinzu: „Ich wollte das meiner Tochter zur Hochzeit schenken!“ Ah, na das ändert natürlich alles. Ich habe wiederholt, dass ich leider kein weiteres Buch öffnen kann und gesagt, dass wir nunmal kein Buchhandel sind und sie sich vielleicht besser an jenen wenden sollte.
Ich muss ehrlich sagen, dass ich total überrascht bin, wie freundlich meine Stimme dabei klang. Ich war innerlich kurz davor, die Frau zu erwürgen und diese Antwort war die unverschämteste, die ich in meinen 12 Monaten Lehrzeit je einem Kunden gegeben habe, aber meine Stimme klang so nett als wäre es, in diesem Moment, nicht meine. Daraufhin habe ich mich einfach umgedreht und das geöffnete Buch ins Lager zurückgebracht.
15 Minuten später, als die Kasse nach einem längeren Aussetzer wieder funktionierte und ich eingegeben habe, was wir in der Zwischenzeit verkauft und aufgeschrieben hatten, war übrigens auch ein Oups-Buch dabei. Ich bin ziemlich sicher, dass das kein Zufall war…

Alles doof

Nach einem wunderschönen, verkuschelten Wochenende kam ein extrem ernüchternder Montag.
Ich bin supergenervt von der Arbeit. Inzwischen sind zwei von sechs Mitarbeitern im Urlaub und von den zurückbleibenden haben 50% mangelnde Kenntnisse.
Nur als Beispiel: Heute habe ich herausgefunden, dass Frau F. (die nun immerhin schon über einen Monat in der Info ist) den „linken“ PC nicht für Kartenvorverkäufe nutzt, weil sie die falsche Tastatur für ihm zugehörig hielt.

Und wie mich dieses ewige Zettel-auf-meinen-Schreibtisch-Gewerfe nervt. Der ganze Tisch voller Arbeit, aber dies kann der Azubi ja noch einheften, das kann der Azubi eintragen und jene Zimmervermittlung ist für den Azubi gedacht.

Mit „Azubi“ kann ich mich zukünftig auch anreden lassen, denn ich bekomme ein neues Namensschild. Nicht, dass es mein Selbstvertrauen heben würde, dass ich seit ein paar Monaten mit meinem Namen auf der Brust rumrenne, aber ich finde es unter aller Sau, dass mein Schild jetzt auf den Aufdruck „Auszubildende“ reduziert werden soll. Verflucht, ich habe einen Namen. Und hey, ich bin ein Mensch! Obendrein glaube ich kaum, dass es meine Autorität bei den Kunden heben wird, wenn ich nur noch ein Status bin statt ein Mitarbeiter. Dabei arbeite ich mit Hochsteckfrisuren und Brillengetrage an meiner Glaubwürdigkeit. Und dann: „Auszubildende“.
Ich hab Frau G. das nochmal nahe gelegt. Ich will nicht mit so nem Ding rumrennen, ich denke gar nicht dran. Oder ich verlange, in der Schicht zwischen 18 und 20 Uhr nicht allein gelassen zu werden und komme zünftig mit zwei Zöpfen und lispelnd zur Arbeit. Sakra nochmal.

Und wenn wir schon von menschlichem Status sprechen: Mir wurde mein Weihnachtsurlaub gestrichen. Letzten Dezember hatten wir besprochen, dass ich Ostern arbeiten werde und dafür zwischen den Winter-Feiertagen Urlaub nehmen darf, aber dann hieß es Freitag: „Im Dezember müssen Sie zurück in die Info kommen, sonst schaffen wir das nicht. Schichten Sie Ihren Urlaub bitte auf die Monate um, die Sie in anderen Abteilungen verbringen.“
Ja, es ist ein schönes Gefühl, gebraucht zu werden, und ey, der 24. – 26. ist ja frei, aber heute finde ich das echt zum Kotzen.

Obendrein hat Herr F. mir heute meinen Stundenzettel zurückgegeben, mit dem Vermerk, ich sei am Montag eine Viertelstunde zu spät gekommen und soll das doch bitte nachtragen. Ich weiß, dass ich das nicht persönlich nehmen sollte, aber es regt mich tierisch auf. Ich bin nie im Leben 15 Minuten zu spät gekommen, das hätte ich doch aufgeschrieben! Ja, ich weiß, dass ich letzte Woche oft sehr knapp dran gewesen bin, aber ich bleibe ja auch jeden gottverdammten Tag 5-30 Minuten länger als auf meinem Dientsplan steht. Und wenn es zwischen 5 und 15 oder zwischen 15 und 30 Minuten sind, schreibe ich es auch nicht auf. Darum habe ich auch meine Anfangszeit am Montag um 15 Minuten verkürzt und gleichzeitig die Endzeit vom Freitag um 15 Minuten verlängert. Denn nein, das sehe ich nicht ein.

Die Kunden heute waren auch nicht sonderlich berauschend. Hab keine einzige Buchung zustande gekriegt. Dafür durfte ich heute Postbote spielen und nach der Arbeit (20-Uhr-Schicht) noch Umschläge ins Hotel M. bringen.

Zu Hause wurde ich dann mit dem aufmundernden „Die ganze Familie ist wütend auf dich“ begrüßt. Und weißt du was, Muttern – ist mir scheißegal. Es kann doch nicht wahr sein, dass ich zum schwarzen Schaf werde, nur weil ich ein Wochenende bei meinem Freund verbringe und anschließend bis 20 Uhr arbeite. Ich hasse die Vorstellung, dass meine Mutter am glücklichsten wäre, wenn ich den ganzen Tag allein und ohne Hobbys in meinem Zimmer verbringen würde.

Immerhin habe ich mir heute neue Schuhe gekauft. Zwei Paar.
Und ich kann sie nicht mal fotografieren, weil mein Bruder MEINE Kamera nicht rausrückt.
Die Ausreiß-Fantasien meiner Kindheit wallen auf.