Klausuren auf australisch

So, heute früh war also meine erste Klausur. Mal ganz davon abgesehen, dass ich fast ne Stunde zu dem komischen Center runtergelatscht bin weil die Tram um die Uhrzeit so selten fährt (war aber ganz gut, so konnte ich mir noch einen McLatte besorgen), war ich von der Organisation erschlagen wie ein Kind am ersten Schultag. Mann, hier geht’s ab!
Wenn du erstmal das Gebäude gefunden hast, in dem du dein exam schreibst, suchst du dir die nächstegelegene bag storage. Richtig, keinerlei Taschen dürfen mit in das Gebäude genommen werden, geschweige denn in den Raum. Ich stand also ganz Dorftrottel vor einem der Tische während die Security(!)-Frau ungeduldig darauf wartete, dass ich Studentenausweis, Wasser, Wörterbuch, Taschenrechner, Schokolade und drei Pfund loses Schreibzeug aus meiner Tasche kramte. „You need a pencil case“, urteilte sie fachmännisch und sah zu, wie ich zwei Kullis (den blauen hab ich natürlich in der Tasche vergessen, genau wie den Textmarker), ein Lineal, Bleistift und Radiergummi in meine Hosentasche stopfte. Dann musste ich noch bestätigen, dass mein Handy sich in der Tasche befinden die sie wegzuräumen gedachte und dass es ausgeschaltet ist. Dann wurde ich mit der Rückgabekarte weggeschickt.
Um etwa 10 vor 9 öffneten sich die Türen des Gebäude und die Massen strömten hinein – Maryna und ich mitten drin. Am anderen Ende des Eingangsbereich wurde per Megaphone ausgerufen, dass wir den White Boards entnehmen können, in welchen Raum wir müssen. Adlerauge geschärft – wir mussten nach rechts, Raum B, Sektionen B1-3 und C2-3. WTF…?
Wir strömten nach rechts durch einen weiteren Flur in eine Halle. Hier waren Millionen winziger Tische samt Stühle aufgestellt – dazwischen Schilder, die die Bereiche markierten. Sektion B3 war also problemlos gefunden und die Makro-Klausur samt Lösungsheft und Schmierpapier lagen schon dort, quasi als Beweis dafür dass wir richtig waren.
Dann gab es die erste Durchsage: Die 10 Minuten Einlesezeit beginnen, während dieser Zeit ist es verboten, in irgendetwas anderes zu schreiben als die persönlichen Daten auf dem Lösungsheft oder auf das Schmierpapier. 10 Minuten später gab es dann natürlich auch die Durchsage anzufangen. Und jetzt stellt euch mal rein hypothetisch vor, ihr versteht von diesen Ansagen nur die Hälfte… Ich hab permanent nach links und rechts geschielt, aber nicht auf die Hefte sondern nur um zu wissen, was ich gerade machen darf.
Also, dann haben wir die Klausur geschrieben. 40 Punkte Multiple Choice Test, 30 Punkte Short Answer Questions, 30 Punkte Essays. Ich bin ja mal gespannt, was dabei rauskommt… Währenddessen ist die für uns zuständige Aufpasserin (immer ein Überwacher für einen Block von etwa 30 Studierenden) durch die Reihen gegangen, hat erst die Abschnitte (!) vom Lösungsheftdeckblatt eingesammelt, auf denen wir Namen und Studentennummer nochmal schreiben mussten und hat bei den nächsten Runden dann Wörterbücher, Taschenrechner und Federmappen (ha! bei mir nicht!) untersucht. Die hat einem ganz schön auf den Zahn gefühlt.
Später kam dann die Durchsage, dass die zweistündig schreibenden noch 10 Minuten Zeit haben; dass sie jetzt den Stift wegelegen und sitzenbleiben müssen; dass sie jetzt alle gehen dürfen, „thank you for your patience“. Eine halbe Stunde später das selbe Prozedere für diejenigen, denen 30 Minuten extra Zeit zusteht weil z.B. englisch nicht ihre Muttersprache ist. Noch eine halbe Stunde und noch mehr Durchsagen später lichtete es sich dann in unserem Block und nach über 3 einhalb Stunden konnten auch Maryna und ich endlich gehen – Schreibkrämpfe, enormen Blasendruck und die Vorfreude auf die Schlange vor der Taschenrückgabe inklusive.

Zu meiner nächsten Klausur bringe ich 100%ig eine Federmappe mit. Und, vielleicht, Ohropax…

Adelaide, 20.06.2011, 16:57h

2 Antworten auf „Klausuren auf australisch“

  1. Hmmm… Ich empfand die BWL-Klausuren an der Uni HH auch als schlimm. Die ganze Zeit gingen die Aufpasser durch die Reihen, das war einfach nur nervig…
    Aber das ist ja Kinderkacke im Vergleich zum australischen Klausurenschreiben!

    1. Ja, ich war ganz schön von den Socken. Dabei verbringe ich doch eigentlich so gerne die letzten 10 Minuten vor dem Klausurbeginn damit, nochmal meine Zettel zu überfliegen.

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