Jostein Gaarder – Der Geschichtenverkäufer

Erster Satz: Mir raucht der Kopf.

Der Ich-Erzähler, Petter, berichtet von seinem Leben, beginnend im Kindergartenalter, kurz nachdem sein Vater ausgezogen ist, und endet im Alter von 48. Er beschreibt, großteils episodenhaft, seine zwei Haupteigenschaften: Eine überragende Phantasie und eine hohe Affinität zum Lesen und Lernen. Da er überhaupt keine Ambitionen hat, aus den ganzen Plots, die er sich permanent ausdenkt und den perfekten Aphorismen selbst ein Buch zu schreiben, beginnt er, damit Geld zu verdienen und verkauft sie an Schriftsteller, die alle in dem Glauben sind, sein einziger Kunde zu sein.

Bevor ich mein Resümee schreibe, möchte ich eines vorwegschicken: Ich habe ein Problem mit Büchern, die von Schriftstellern handeln. (Ja, hier geht es eben nicht um einen Schriftsteller, aber um jemanden der Geschichten erfindet – das ich technisch das selbe.) Insbesondere, wenn dann auch noch Ich-Erzähler eingesetzt werden und schlimmstenfalls, wie hier, sehr von sich überzeugte Ich-Erzähler, wird die Latte für das gesamte Buch in meinen Augen einfach zu hoch gelegt.
Und dieser Roman hat die Ansprüche des Ich-Erzählers an interessante Plots und kluge Aphorismen definitiv nicht erfüllt. Die Idee ist ganz nett, aber die beispielhaft erzählten Synopsen, die Petter sich ausgedacht hatte, sind stinklangweilig und stilistisch hat das Buch gar nichts drauf. Die einzige spannende Wendung, die dieses Buch zu bieten hat, macht sich selber kaputt, weil sie parallel zu einer Geschichte läuft, die Petter schon dreimal (!!) erzählt hat. Und das großartige Geheimnis, dessen Verdrängung dauernd angedeutet wird, ist lediglich (Achtung, Spoiler!), dass seine Mutter ihren Mann betrogen hat, bevor er ausgezogen ist. (Und nein, so traumatisch ist das nicht, sie hatten beide schon einen Morgenmantel an.) Öde!
So. Vielleicht habe ich das Meisterliche einfach nicht entdeckt, mit dem auf dem Klappentext geworben wird, aber genau so wenig kann ich ausmachen, warum das Buch als „Tragikomödie“ verkauft wird. Woran man die Tragik rechtfertigt, kann ich wohl erahnen, aber Komödiantisches hatte der Roman meiner Meinung nach nicht zu bieten. Und sonst übrigens auch recht wenig.