Eva Stachniak – Der Winterpalast

Erster Satz: Spione bleiben normalerweise unsichtbar, außer sie werden enttarnt, oder sie treten freiwillig ans Licht der Öffentlichkeit.

Barbara ist sieben, als ihre Familie 1734 aus Polen nach Sankt Petersburg zieht. Dank seines guten Rufs als Buchbinder gewinnt Barbaras Vater schnell das Wohlwollen der späteren Kaiserin Elisabeth, die dann 1743 das kürzlich verwaiste Mädchen als Magd an ihren Hof nimmt. Warwara ist weder geschickt noch glücklich mit ihren Aufgaben in der Kleiderkammer und so ist sie Wachs in den Händen von Reichskanzler Graf Bestuschew, als er feststellt, dass sie ihre Ohren immer offen hält. Er bildet sie zur „Zunge“ aus und „befördert“ sie bald in die Gemächer von Großfürst Peter, wo sie brav ihrem Handwerk nachgeht, bis dessen Versprochene an den Hof kommt: Prinzessin Sophie Auguste Friederike von Anhalt-Zerbst. Schnell stiehlt sich das fleißige, bescheidene Mädchen in das Herz der Spionin, die schließlich dazu übergeht, belastende Dokumente zu verbrennen statt zu kopieren – woraufhin sie bald als „ersetzbar“ deklassiert und verheiratet wird. Zusammen mit Warwara begleiten wir die Großfürstin, die inzwischen Katharina heißt, bei ihrem Kampf gegen den Hof bis hin zur Machtergreifung. Während die Geheimnisse der späteren Kaiserin und des restlichen Hofs vor dem Leser ausgebreitet werden, schwingt stets die Frage mit: Wer ist wirklich ein Freund und wer treibt nur ein falsches Spiel?
Ein spannendes Buch, das sich zügig liest und einen faszinierenden Einblick in die russische Kaisergeschichte bietet, dessen Authentizität ich leider nur vage beurteilen kann. Hat Spaß gemacht! Angeblich arbeitet die Autorin gerade an einem Buch über die Amtszeit von Katharina der Großen – da werde ich auf jeden Fall einen Blick rein werfen.