Dava Sobel – Längengrad

Erster Satz: Als ich ein kleines Mädchen war, schenkte mir mein Vater auf einem unserer Mittwochsausflüge eine perlenbesetzte Drahtkugel, die mir sehr gefiel.

Dieses Buch erzählt die Geschichte von John Harrison, der die erste wirklich genaue und widerstandsfähige Uhr der Welt erfunden und gebaut hatte.

Rahmen der Geschichte ist das Längengradproblem: Ein Seemann auf dem Meer konnte zwar relativ einfach feststellen, auf welchem Breitengrad er sich befand (da die Breitengrade sich an der Form der Erde orientieren), doch es war für ihn bis ins weite 18. Jahrhundert unmöglich, zu bestimmen, auf welchem Längengrad er segelte. Da diese „Blindfahrten“ tausende Männer an Skorbut und Riffe verloren gehen ließ, setzte die britische Krone schließlich einen Preis von 20.000 Pfund (umgerechnet mehrere Millionen Euro) für eine umsetzbare Lösung des Längengradproblems aus.

John Harrison entwickelte also seine Uhr und stellte sie der Kommission vor. Eine Uhr löst das Problem, da jede Stunde Zeitunterschied zu einem bestimmten anderen Ort 15° Länge Unterschied ausmacht. Mit einer Uhr, die exakt die Zeit des Heimathafens wiedergibt, kann man den Zeit- (und damit auch den Längen-) unterschied auf dem Meer messen, indem der Seemann anhand des höchsten Sonnenstand eine zweite Uhr auf „Ortszeit“ stellt. Die Herausforderung war deshalb besonders groß, da eine Uhr, die die Zeit der Heimat auf See unkorrigierbar „bewahren“ muss, sowohl Sturm und Seegang als auch große Temperatur- und Luftdruckunterschiede und sogar Schwankungen der Erdanziehung ohne auch nur eine Minute Abweichung überstehen muss.

Obwohl die Jury begeistert von der Genauigkeit von Harrisons Chronograph war, hatte sie sich derart auf eine astronomische Lösung des Problems fixiert, dass man ihn jahrelang hinhielt. Als dann auch noch sein Erzfeind und Rivale um den Preis, der frischgebackene Königliche Astronom, Teil der Kommission wird, scheint Harrison sein Preisgeld abschreiben zu können…

Eine sehr schön geschriebene Erzählung, jedoch keineswegs ein Roman, wie ich vermutete. Die Geschichte um John Harrison und seine Erfindungen wird liebevoll, aber nüchtern betrachtet. Dadurch, dass in fast jedem Abschnitt erst die gesamte bzw. der kommende Teil der Begebenheiten umrissen wird, bevor man in die Details eintaucht, gibt es kaum einen Spannungsbogen, aber das tut dem Buch keinen Abbruch. Es entsteht eine Ruhe in der Geschichte als betrachte man eine Uhr… 😉 Selbst mir, die ich weder für Geographie noch für die meisten Naturwissenschaften ein Talent habe, konnte das Buch viele Einzelheiten vermitteln, die in wenigen Worten unglaublich gut erklärt wurden.
Eine sehr schöne, dünne Lektüre für Zwischendurch.

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