Mein Urlaub ist seit gestern vorbei. Traurige Sache. Noch trauriger ist, was sich auf der Arbeit derweil getan hat. Positive Änderung dort: Wir haben jetzt eine Geschirrspülmaschine. Auf der anderen Seite hat sich die Abteilungsleiterin viele Neuerungen ausgedacht, die unseren Arbeitstag verkomplizieren und verlangsamen sollen bzw. für den Kunden optisch ansprechender und für die Kollegen besser einsehbar machen soll. Den Job, diese Prozederes zu organisieren, hätte ich gern übernommen. Himmel, man kann aber auch alles kompliziert machen. Ich habe schon 2005 viel vernünftigere Besserungen zu ebenjenen Themen entworfen. Aber ob der Azubi was sagt…
Es kommt ja auch noch schlimmer. Als ich Montag in der Info angerufen habe, um zu fragen, welche Farbe wir morgen tragen (ja, jeden Tag andere Einheitsfarben – aber oho, inzwischen gibt es dafür auch eine Wochenliste und für die Entwicklung haben die Kollegen nur vier Wochen gebraucht), hat Frau F. den Anruf beantwortet.
Christian hat mein darauffolgendes Entsetzen nicht ganz verstanden. Nur als ganz rudimentäre Zusammenfassung: Frau F. arbeitet in der Info, das heißt, ich habe gestern Überstunden gemacht um den Tagesabschluss für sie zu machen (und das, obwohl ich Christian vom Bahnhof abholen musste). Frau F. arbeitet in der Info, das heißt, ich musste heute um 9 statt um 11 anfangen, um eventuelle Fehler, die sie allein in der Spätschicht gemacht hat, korrigieren zu können.
Die Frau macht mich völlig fertig. Sie ist übrigens auch bei uns, weil Frau K. in der Verwaltung nen Schreibtisch brauchte – das sagt ne Menge, oder? Sie ist superlieb, das ist gar nicht das Ding, aber sie verbreitet regelmäßig sooo eine Panik.
Das begann schon, als ich heute früh kam. Die Counter-PCs funktionierten nicht. Ich gucke die an, wundere mich, dass sie keine Geräusche machen, drücke also den Startknopf und höre von hinter mir „Oh, ich hatte nur den Monitor angemacht!“ – und das galt übrigens für beide PCs. Danach suchte sie voller Panik den Deckel von der Kaffeekanne, denn oh mein Gott, sonst kann sie ja gar keinen Kaffee aufsetzen. Mein (erfolgreichen) Vorschlag, in der Spülmaschine zu suchen, fand sie sehr innovativ.
Und so ging das den ganzen Tag. Die größte Panikattacke hat ihr heute übrigens ein Word-Dokument verursacht, das aufgrund der Kopfzeile zwei Seiten lang war, obwohl der Text auf der ersten Seite endete. Ich war schon die dritte (!!!) Kollegin, die sie deswegen verzweifelt um Hilfe gebeten hat. Ich lösche also das Leere, speichere, schließe, öffne, zeige, und was macht sie?! Drückt munter die Entertaste.
Gott, hat mich die Frau heute genervt. Die Kunden hingegen gingen. Ich hatte eine freakige Frau, die für Hafenrundfahrten unbedingt einen Behindertenrabatt aufgrund ihrer 100% haben wollte. Ich schau also in die Preistabelle und erzähle ihr fröhlich, dass die Fahrt ab 80% Behinderung nur noch 5,70 € kostet. Da schaut die Frau mich wutentbrannt an und schnauft kreischend: „Ich hab aber Hundert!!“ Vermutlich war ich zu sehr darüber erstaunt, wie jemand kreischend schnaufen kann, um zu antworten, dass mir ihre geistige Behinderung sehr leid tut und sie trotzdem keinen günstigeren Preis als 5,70 € bekommen kann.
Aber ich muss zugeben, dass ich in den beiden Tagen auch durchaus ziemlich nette Kunden hatte. So gehört sich das.
Im Gegenzug habe ich deprimierend geträumt und üble Bauchschmerzen. Und mache mir Sorgen um meine eventuelle Nierendisfunktion, sowie die neu diagnostizierten Herzprobleme meines Vaters (die bei meinem Glück obendrein 100pro vererbbar sind).
Außerdem bin ich deprimiert über mich selbst. Heute habe ich eine alte Schulfreundin vor der Info gesehen. Ich hätte mich am liebsten verkrochen. Ich wollte mal groß raus, und jetzt sitze ich in Einheitskleidung mit einem Namensschild hinter einer Theke. Nicht, dass es mir keinen Spaß machen würde. Ich habe in diesem Job die Möglichkeit, viele Menschen direkt glücklich zu machen und das erlebe ich auch fast täglich. Trotzdem ist es so nichtig, was ich mache…
Vielleicht frage ich Frau G. morgen, ob sie mir mehr Verantwortung übertragen kann, irgendwelche großen Aufgaben, z.B. in Zusammenhang mit der Umstrukturierung. Aber schon weil ich in zwei Monaten die Abteilung wieder wechsele, wird daraus wohl nichts.
Sobald ich mich wieder in der Lage fühle, meinen gestressten Körper die Treppe runter zu bewegen, mache ich mir einen Schokoquark. Perfektes Anti-Depri-Futtter.