Wer von euch hat schon mal ein OnlineTicket bei der Deutschen Bahn gebucht? Ja, die Werbung sagt, es ist ganz einfach. Ja, das ist es auch – sobald man einen Account hat, was ja nun auch nicht das Schwierigste ist. Allerdings nichts, das ich tun würde, wenn ich stattdessen einfach zum Schalter… aber meine GF hat OnlineTickets zur Vepflichtung gemacht, also habe ich für meine gestrige Dienstreise nach H. frühzeitig einen Account angelegt und mir ein solches Ticket ausgedruckt. Der fiese kleine Haken an diesen Dingern ist, dass du die Daten deiner EC-Karte (alternativ auch Bahncard oder Kreditkarte, aber so was besitze ich nicht) eingeben musst, und diese Karte dann zur Überprüfung deiner Identität im Zug vorzeigen musst.
Nun fragt mich nicht, warum die Bahn Bankkarten braucht, ich dachte bisher, Ausweise wären speziell zum Ausweisen da. Fragt mich auch nicht, warum die Schaffner die entsprechende Karte durch ihr Gerät ziehen müssen, denn ich lebe in dem Glauben, dass die Bahn nicht einfach irgendwas auf meine EC-Karte lädt/laden kann, aber gut. Das ist ja alles kein Problem. Dachte ich.
Kurz hinter D. wurde ich kontrolliert. Und nun ratet: Natürlich hatte ich meine EC-Karte NICHT dabei. Auch nicht meinen Ausweis. Und schon gar nicht den dicken Batzen Bargeld, den ich mir für Taxi und andere Notfälle gezogen hatte. Um genau zu sein: Seitdem ich Christian Dienstag zu Pirates of the Carribean III eingeladen hatte, ist mein Portemonnaie in seiner Jackentasche verblieben.
In B. hatte ich sowieso eine halbe Stunde Aufenthalt, ich bin also zum Infopoint gerannt und habe Hilfe erfleht. Man schlug mir vor, eine Kopie meiner EC-Karte abzustempeln, doch leider leider konnte das anwesende Faxgerät zwar versenden, aber nicht empfangen. Ich bin also aus dem Bahnhof gerannt, in einen Call-Shop gegenüber, hab lieb bitte bitte gemacht und dem Schatz dann die Faxnummer in Auftrag gegeben.
Das Fax war komplett unleserlich. Der nette Bahnmann weigerte sich verständlicherweise, das in irgendeiner Form abzuzeichnen und auf den Vorschlag, ihm einen Scan zuzumailen, wies er darauf hin, dass mein Anschlusszug in 8 Minuten fährt.
Ich bekam dann einen Schaffner an die Hand (oder andersherum), der mich zu Gleis 5 begleitete, der dortigen Schaffnerin die Lage erklärte, woraufhin sie mich „mitnahm“.
Knapp 70 Kilometer später, 8 Minuten Aufenthalt, flehte ich die nächste Schaffnerin um Gutwillen an und kam so bis C. weiter. C., als vergleichsweise große Stadt, mit 20 Minuten Aufenthalt, ist eigentlich meine Hoffnung für eine halbwegs legale Heimfahrt gewesen. Die nette Bahnbeamtin beantwortete mein „Ich habe ein Problem.“ mit einem grunzenden „Das ist schlecht.“ Ich bin mir recht sicher, dass ich ziemliche Probleme bekommen würde, sollte ich jemals so in der Info reagieren, aber bitte. Ich schilderte also detaillreich meine Lage, erntete einen kuhartigen Blick und die Antwort: „Das geht nicht, dafür haben wir kein Programm hier.“ Die Dame schlug mir dann vor, einfach weiter zu fahren – ist ja nur noch ein Stückchen.
Bitte. Ich bin also eingestiegen, in eine der ekligsten Bahnen die ich je gesehen habe übrigens, und ich hab schon recht viel gesehen, und hab einfach gehofft. Tatsächlich wurde ich dann auch noch kurz vor H. kontrolliert. Ich erklärte die Lage, allerdings dreimal und sehr knapp, weil der recht große Schaffner mich zwar ob des Bahnlärms nicht verstehen konnte, aber sich dann doch zu fein war, sich zu mir herabzubeugen. Er beantwortete meine Situation mit dem Statement „Da wirst du Probleme kriegen“.
Zwei Minuten später verließ ich planmäßig den Zug.
Das Seminar selbst war vergleichweise langweilig. Immerhin konnte ich in der Pause den EC-Karten-Scan ausdrucken, den Schatzi mir gemailt hatte und hoffte einfach, damit bis B. (zu den kompetenten Menschen) durchzuhalten. Dann bekam ich zwei Stunden vor Seminarende eine SMS von meinem Schatz: Bin in einer Stunde in H.
Die Rück(tor)tur wurde mir also erspart, dafür hatte/habe ich ein superschlechtes Gewissen, dass mein armer Schatz über 120 km (je Tour!) gefahren ist, nur um mir ein bißchen Stress zu ersparen. Immerhin hat er auch ein schlechtes Gewissen gehabt (immerhin hat er mein Portemonnaie verborgen) und da ich auf diese Weise über zwei Stunden von der Heimfahrt gespart habe, sind wir direkt ins P. gefahren. Dort war eigentlich nur Christian mit Freunden verabredet, weil ich ja deprimierenderweise erst gegen Mitternacht wieder in O. sein sollte, aber auf diese Weise bin ich an meine Dosis Jana, Margaritha und White Russian gekommen.
Da hat sich der Tag doch noch gelohnt.
Und mooorgen widerum feiern Schatzi und ich unser Einjähriges. Wir verbringen das ganze Wochenende also auf Juist, und ich gebiete wunderschönes Wetter. Juchu! 🙂