Es geht um eine kleine Gruppe Männer, die sich wöchentlich in einem Lokal trifft, um sich Geschichten zu erzählen. An der Reihe ist, wie der Titel schon vermuten lässt, Ramon, der nicht nur blind, sondern auch der angesehenste in der Gruppe ist.
Seine Geschichte beginnt kurz vor der argentinischen Revolution: Die Hauptperson liebt eine Frau, diese entscheidet sich gegen ihn und für den Revolutionsführer (dessen Identität erst später heraus kommt, wie das halt so ist), bekommt einen Sohn und muss schließlich mitansehen, dass ihr ehemaliger Liebhaber ihren Mann verrät, weil er sich der -natürlich falschen- Hoffnung hingegeben hat, dass dies das Leben der Frau und insbesondere ihr gemeinsames Leben retten würde.
Nach einem kurzen Vermerk, dass der Verräter flieht, wählt Ramon eine neue Hauptperson und schickt seine Zuhörer nach Java: Dort berichtet er vom Friede-Freude-Eierkuchen-Leben eines Grundbesitzers mit tüchtiger Mutter in Holland, schöner Frau, toller Tochter, trauriger Umzug nach Australien. Doch dann die Tragik: Das hübsche Mädchen hat einen Unfall, verschuldet übrigens durch schlechtes Wetter und den Vater, und ist nicht mehr hübsch. Die Welt bricht zusammen. Tatsächlich verheilt die Kleine sehr gut, hat nur über Muskeln in einer Gesichtshälfte keine Kontrolle. Hurra, sie lebt, hurra, sie hat nicht mal Narben davon getragen – nichts da. Alle sind entsetzlich verzweifelt, an erster Stelle das Mädchen selbst, das sich kaum noch in die Öffentlichkeit traut. Es kommt, wie es muss: Sie und der alte Verräter treffen aufeinander. Er liebt sie, sie liebt ihn, er macht Geschäfte mit ihrem Vater, alles sauber, schön und gut, ihr Nerv wird operiert, juchee.
Juchee? Nicht ganz. Sie gibt dem Sohn seiner argentinischen Liebe Klavierunterricht und schläft mit seinem besten Freund. Daraufhin beschließt er, sie in die Isalation zurückzutreiben und lauert ihr mit einem Messer auf um den Gesichtsnerv wieder zu durchtrennen.
Ja, klingt dämlich, ist es auch. Der einzige Höhepunkt des Buches ist, dass Ramon gegen Ende offen lässt, ob er selbst der Verräter war oder nicht. Auch die Geschichte um die Revolution ist sehr spannend erzählt, das Buch flacht allerdings deutlich ab, als der Holländer herein tritt. Und das Gewese um die unbewegliche Gesichtshälfte des Engelchens wirkt auf Dauer einfach nur noch albern, sorry. 3 von 10 Punkten.