Tag des Grauens

Heute war ein fuuuurchtbarer Tag, der furchtbarste aller furchtbarsten Tage, die ich seit langem in der Info verbracht habe. Kennt ihr das Gefühl, wenn man einfach nur noch in den Hinterraum gehen will um sich schreiend auf dem Boden zu wälzen? Aus Unsicherheit über die Sauberkeit ebenjenen Bodens habe ich mich zurückhalten können. Aber Frau O. und ich wollen für einen Punchingball zusammenlegen, den wir in unserem Pauseraum Schrägstrich Lager aufbauen.
Heute war es wirklich schrecklich. Die Masse machts eben. Ich glaube, heute früh sind die Leute aufgewacht und dachten sich: „Was mach ich denn heute? Oooch, nerv ich die Frau J. mal.“ Und dann haben sie im Telefonbuch unter N wie Nerven nachgeschlagen und mich angerufen.

Besonders gern habe ich ja die Leute, die schon mit einem Verdacht anrufen („Fährt das Seebäderschiff nach Helgoland eigentlich noch?“) und dann bei einer negativen Antwort („Nein, das ist Montag zum letzten Mal gefahren“) trotzdem total ausrasten.
Oder die ganzen verhassten Spontan-Reisenden. Raaaargh. Heute ein besonders schönes Exemplar dieser Gattung gehabt – ein junges Pärchen. Als ich denen sagte, dass es im Moment kurzfristig extrem knapp ist und es leider sowieso sogutwie keine Vermieter gibt, die eine Ferienwohnung für zwei Nächte hergeben, kam der Schlauberger ganz dick daher: Er hat ja vorher im Internet nachgesehen, da gab es noch freie. Witzbold, warum hat er dann nicht gleich gebucht?! Da er erläuterte, dass die ab 100 € pro Wochenende gekostet hätten, konnte ich immerhin antworten, dass er dann nicht auf unserer Seite gewesen ist, denn da stehen Preise prinzipiell pro Nacht. Wo er gesurft hatte, konnte er mir allerdings nicht sagen. Zu schade, zu diesen FeWo-Göttern hätte ich ihn doch wirklich gern weitergeleitet.
Nennt mich faul, aber dieses Verhalten hängt mir echt zum Hals raus. Wieso kann man nicht entweder a.) sich vor der Reise um Unterkünfte bemühen oder b.) sich mit dem zufrieden geben, was bei Anreise noch zu bekommen ist. Denn glaubt nicht, ich hätte den beiden keine Alternativvorschläge unterbreitet.

Besonders erheiternd fand ich heute eine Frau, die „vor zwei Wochen“ Karten für die Veranstaltung heute Abend gekauft hatte, aber die nun schon seit zwei Stunden sucht. Nein, tut mir leid, meine Dame, da kann ich leider nichts machen. „Aber Sie sehen dann doch, dass die beiden Plätze frei sind blablablabla.“ Tut mir leid, da kann ich leider wirklich nichts machen.
Zum Spaß habe ich gefragt, ob sie denn den Kassenbon noch hätten – nö, natürlich nicht. Hätte mich auch ziemlich gewundert.
„Ich schicke meinen Mann zu Ihnen, der weiß, bei wem er die Karten gekauft hat, und die Frau erkennt ihn auch bestimmt wieder.“ Ja, klar. Natürlich erkennt sie ihn wieder, wir haben ja auch täglich nur drei Kunden?
„Er hat so einen markanten Bart, dann weiß die Frau bestimmt noch, welche Karten sie ihm verkauft hat.“ Seufz. Ich hab sie abgewimmelt, indem ich sagte, dass zwei Kolleginnen derzeit im Urlaub seien (eine Urlaub, eine halbtags = sogutwie war), und das dann ja sehr unglücklich sei. Sie war nicht sehr glücklich. Ich hoffe für sie, dass sie die Karten inzwischen wieder gefunden hat.
Klammerauf: Übrigens wurde an dem Dienstag vor zwei Wochen (angebliches Kaufdatum) bei uns nicht eine einzige Karte für die betroffene Veranstaltung verkauft. Aus Kulanz zweifle ich nur an der Datumserinnerung des Ehemannes. Klammerzu.

Sehr schön auch das Frauen-Trio, das sich wahnsinnig darüber aufregte, dass in ihrer (auswärtigen) Zeitung die Veranstaltungen von W. nicht angekündigt werden. Eine wahre Unverschämtheit ist das von uns, als verantwortliche und sowieso absolut schuldige Tourist-Info! Was soll man dazu noch sagen? Außer: „Abonniert ne andere Zeitung“? Leider muss man ja höflich bleiben.

Aber das Highlight meines Tages war eindeutig ein Mann, samt Kumpel, den Frau O. zuvor in der Mittagspause beim Singen gehört hatte. Da stand der Typ also vor mir am Counter mit ner Fahne bis nach Meppen. „Ich will diesen Brief abschicken – können Sie mir die Vorwahl [Anm. der Redaktion: gemeint war ‚Postleitzahl‘] von S. sagen?“ Klar doch, ich bin ja sowieso die Auskunft. Ich hab ihm also die PLZ rausgesucht und aufgeschrieben. Da meint der: „Ich hab die Anschrift im Kopf: Schreiben Sie die bitte auf diesen Briefumschlag.“ Sämtliche höfliche Ausreden meinerseits haben nicht gezogen, also griff ich, armselig wie ein sich windender Wurm, nach Kulli und Umschlag und schrieb was mir vorgetragen wurde. Als er dann noch von mir ein Schwämmchen forderte um die Umschlagklebe anzufeuchten, antwortete ich nur „Tut mir leid, wir sind nicht die Post“, bevor der Typ ungefähr drei Liter nach Alkohol stinkenden Sabber auf den Umschlag schmierte. Da wird sich aber eine Tochter sehr über die Hochzeitskarte ihres Vaters freuen…

Ich bin heute, dreister Weise, zehn Minuten eher gegangen. Ich habe es echt nicht mehr ertragen. Furchtbar. Einfach Furchtbar.