In Adelaide

Gestern habe ich mir zum ersten Mal Adelaide und meine Uni angesehen. Da der Weg dorthin nur ein paar Kilometer lang ist, würde ich mir gerne das Geld für den ÖPNV sparen. Der Fußmarsch war auch ziemlich angenehm, aber das mag natürlich auch daran gelegen haben, dass man beim ersten Mal ja noch nicht weiß, wann er zuende ist. Nervig waren nur die Ampeln – egal ob zwei- oder achtspurige Straße, man muss ewig auf das Grün warten – und dann hält es nur 3-4 Sekunden! Dann beginnt nämlich das rote Männchen zu blinken, was laut der Anleitung am Ampelmast (!!) bedeutet, dass man sich jetzt mit der Überquerung beeilen solle, aber nicht mehr beginnen darf, die Straße zu überqueren.
Nach einer halben Stunde (mit Foto- und Ampelpausen) habe ich dann die Uni erreicht und irrte erstmal von Gebäude zu Gebäude. So was hatte ich aber bereits erwartet. Meine Einführungsveranstaltung findet Montag im Hawke Building statt, ich stand etwas blöd vor dem Way Lee Building. Innerhalb der nächsten 10 Minuten fand ich unnützerweise das Pank Building, in dem ich allerdings nicht mit einer Orientierungshilfe rechnen konnte, denn es wurde gerade – evakuiert. Verrückt, dass es dafür Aufsteller gibt um die Türen zu blockieren! Drei Feuerwehrwagen kamen auch bereits angerauscht, ich war leider viel zu sehr damit beschäftigt, unauffällig weiterzugehen um ein Foto zu machen. Immerhin konnte ich mich in der nächsten halben Stunde sehr gut orientieren – wenn Menschenansammlungen wartend an der Straße standen, war ich wieder am Pank Building. Ich kreiste einige Male, entdeckte dabei unter anderem einen Quick-E-Mart und mehrere Gastronomen und kehrte schließlich zum Way Lee Building zurück. Und sah mir dort den Lageplan mal genauer an. Total zielstrebig ging ich dann zum Hawke Building und voller Selbstvertrauen daran vorbei. Unter uns gesagt: Auch wenn am Wochenende ein Festival in Adelaide stattfindet, es ist superunfair, eine Bühne genau vor die Straßenmündung zu bauen, in die ich reingemusst hätte. Als ich das nach dem Umdrehen feststellte, umrundete ich also einmal den gesamgten Block um von der anderen Seite hinein zu kommen, was einer Irrgartenroute glich, und fand schließlich sogar eine Eingangstür. Mission erfüllt.

Weitere Aufgaben des Tages: Einen Geldautomaten findet, Terry muss seine Miete bekommen. Und etwas essen. Das fand ich zu diesem Zeitpunkt gerade sehr wichtig. Das war kurz bevor ich feststellte, dass die Australier ihr Abendessen so sehr wertschätzen, dass einige Restaurants mittags geschlossen haben. Moment, da fehlt was am Satzende: !!!!!!!.
Ich irrte also traurig herum, wurde hungriger und schwitziger. Offenbar war ich weit von der Innenstadt entfernt, denn es gab nur Gastronomie, Kioske, Reisebüros und Möbel-/Bootsbedarf-/Erotikläden. Entsprechend begeistert war ich, als sich plötzlich neben mir die Tür zu einer Buchhandlung auftat und ohne einen Moment des Nachdenkens schwenkte ich hinein. Ich brauchte tatsächlich mindestens 10 Minuten bis mir klar wurde, dass ich mich in einer christlichen Buchhandlung befand – ich dachte erst, ich hätte die Reihe mit den Selbsthilfebüchern erwischt, dann, ich wäre in der Bibelabteilung – bis ich zwei Tische voller Bibelhüllen entdeckte und bei einem Dreh um meine Achse in jedem Regal das Wort „God“ erspähte. Ich schwenkte also unauffällig hinaus und merkte dabei, dass in einer Ladenecke auch Schreibwaren gibt. Und ich brauche für die Uni ja immerhin noch einen Block.
Eine großartige Abteilung. Braucht ihr Kalender, Tassen oder Stifte mit Psalmen drauf? Da gibt es sie. Es gibt auch Fotorahmen mit Bibelsprüchen und -das hätte ich sogar noch in Betracht gezogen- Fotos von australischen Landschaften mit draufgedruckten Versen. Besonders schön: Der Teddy, auf dem „Jesus loves me“ steht. Aber die Klimaanlage war super!
Ich fand dann schließlich auch einen Italiener (sagt jetzt nichts), der ein Lunch-Angebot für 10$ hatte. Um mich daran zu gewöhnen, abends groß zu essen, nahm ich einen Hühnchensalat, der gar nicht mal so übel war. Ich weiß jetzt ehrlich gesagt immer noch nicht, ob man in Australien „gesetzt wird“ oder nicht, und in dem Buch, dass ich gerade lese und das in Australien spielt, hat die Hauptperson nach dem Essen am Tresen bezahlt – wtf?! Da das Menü hinter dem Schalter abgedruckt ist, habe ich dort bestellt und bezahlt, nach der Frage „Where do you sit?“ war auch klar, dass mir das Essen gebracht werden würde. Die Erfahrung steht also noch aus.
Danach habe ich wie blöde weiter nach einem Bankautomaten gesucht und wurde dann auf dem Heimweg fündig. Der Irrsinn, wieviele Eingaben diese Maschine von mir fordert. In Deutschland sind es ja nur „Auszahlung oder Kontostand“ und dann der Betrag. Hier gibt es vorher noch zig komische Varianten aus denen man wählen soll, als ich beim ersten Versuch eine Fehlermeldung erhielt, hab ich einfach neu geraten – wenn meine Kreditkartenabrechnung merkwürdige Gebühren beinhaltet, ändere ich diese Taktik, versprochen.

Auf dem Heimweg fiel mir dann auf der anderen Straßenseite wieder ein Park auf. Und was sieht das deutsche Auge hier sofort? Bänke, zu denen kein Weg führt! Wow!
Ich sag’s gleich mal vorweg: Ich habe keine Koalas gefunden. Und solange Vögel das exotischste sind, was ich sehe, finde ich es auch völlig gerechtfertigt, Fotos von ihnen im Übermaß zu bloggen. (Eventuell habe ich Beutelratten gesehen, können aber auch ganz ordinäre Mäuse gewesen sein, und schneller als die Kamera waren sie sowieso.) Es ist pure Herzensgüte, dass ich die Bilder von den ansässigen Orchideen nicht allesamt hochlade. Ich weiß nicht, wie der Geselle heißt, aber seht ihr, was ich mit „schlanker“ meinte? Also. So sieht hier eine Taube aus. Um genauzusein eine Schopftaube (Wikipedia), die andere australische Taubenart (Wikipedia) sitzt öfters vor meinem Fenster, war mir aber zu unspektakulär für ein Foto. Was das hier ist, weiß ich leider auch (noch) nicht, aber das Foto finde ich sehr gut. Und der ruft lustig.
Und dann mein Tageshighlight: Allfarbloris (Wikipedia)! Fliegen einfach in Schwärmen über einen hinweg und sind superbunt. Ich weiß, das Foto ist ziemlich mies, aber die Biester sind auch ziemlich schnell. Rotgrünblinde, wie der Schatz, werden da vermutlich wenig erkennen, aber die sind echt schön.
Als ich dann nach dem Erfolg schon auf dem Rückweg war, rief mich aus einem Baum ein Vogel, nur einmal. Und da saß ein Papagei, so bunt wie man ihn sich nur wünschen kann, und flirtete mit mir. (Ja, das Foto gibt es auch in scharf:)

Übrigens habe ich es tatsächlich geschafft, mir in den paar bewölkten Stunden (ihr erinnert euch – Regen am ganzen Vormittag) einen Sonnenbrand einzufangen. Und da zeigt sich der Unterschied zwischen Australiern und Europäern (oder nur zwischen Männern und Frauen? hm…): Als ich Terry heute nach etwas gegen Sonnenbrand fragte, antwortete er „Oh, do you have sunburn?“, Mathilde hingegen kam von der Arbeit und erschrak bei meinem Anblick. Tatort und Licht waren beide Male identisch.

Adelaide, 12.02.2011, 21:19h

2 Antworten auf „In Adelaide“

  1. Was bedeutet denn „gesetzt werden“? Dass einem die Bedienung die Plätze aussucht?

    Die Papagellos sind sooooo toll *schmelz* Also von mir aus könnte es hier jeden Tag Papageien-Content geben! *bg* Danke für die tollen Fotos, ich freu mich schon auf mehr!

    Bei deinen Berichten krieg ich grad richtig Fernweh…

    1. Ich weiß nicht genau, wie man das auf deutsch ausdrückt. Bei unserem American Diner steht im Eingangsbereich ein Schild „Wait to get seated“. In Frankreich muss man auch darauf warten, zu einem Tisch gebracht zu werden. Wie es hier aussieht, weiß ich noch nicht genau… Werde berichten!

      Ich find die auch supertoll. Die Kamera ist im Anschlag. 😉

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