Wenn nächstes Jahr beim traditionellen Regentag des Stadtfestes meine Freunde jammern, kann ich sagen „Das nennt ihr nass? Unsinn, wir gehen feiern!“ und wenn ein Platzregen alle Studenten über den großen Parkplatz vor der FH rennen lässt, schlendere ich gemütlich hinterher und denke mir „Was für Weicheier, das ist doch gar nichts“ und wenn jemand wegen Regens eine Verabredung absagen will, antworte ich „Du hättest mal Ende August 2010 dabei sein müssen, dann würde dich das nicht stören!“.
Aber ich fange mit meiner Geschichte von vorne an. Alles begann Sonntag um 09:15h, als wir uns vor einem der Museen getroffen haben und kurz darauf in einen Bus gestiegen sind. Dieser brachte uns und einen Haufen anderer vorfreudiger Gesichter zum niedlichen Hafen Neuharlingersiel, wo wir dann in einen Krabbenkutter umstiegen.
Der Kutter war klein und gemütlich, ohne Kajüte, aber mit einer Sitzbank, die ringsum verlief. Unsere Freunde, der Schatz und ich setzten uns an den Bug (für Binnnländer: die Spitze), wo man eine gute Aussicht hat und noch am ehesten vor Spritzwasser geschützt ist, weil sie etwas aufragt. Kapitän Willi fuhr dann mit uns Richtung Spiekeroog. Der Museumsmitarbeiter führte seinen Bericht aus dem Bus fort, sprach jetzt nicht mehr über den Nationalpark Wattenmeer, sondern über Fische, Krebse und ähnliche kreuchende Meeresbewohner. So bereitete er uns auf das anschließende Schaufischen vor, bei dem außer Unmengen an Krebsen und einer nicht zählbaren Masse Krabben tatsächlich auch zwei Schollen, ein Stint und zwei Seesterne aus dem Schleppnetz geholt wurden.
Der Fang war gerade fertig besprochen worden, als wir an Spiekeroog vorbei fuhren und auf die Seehundbänke zuhielten. Und in diesem Moment begann der Regen.
Wir passierten die Bank, wendeten und fuhren nochmal an ihnen entlang. Die Robben (das ist übrigens der Oberbegriff für z.B. Seehunde und Kegelrobben) störte weder der Regen noch das Schiff, das erstaunlich nahe heran fuhr. Sie dösten auf dem Sand oder wippten der Länge nach, ein oder zwei entdeckten wir auch im Wasser, bevor der Regen so stark wurde, dass wir die Köpfe einzogen.
Wir legten kurz nach 12 Uhr im Spiekerooger Hafen an und stellten uns ersteinmal unter. Auf den Rundgang zum Thema „Inselkultur“ verzichteten wir und stürmten durch den Regen in Richtung Dorf, auf der Suche nach einem Dach und einem heißen Getränk. Es dauerte etwas, aber schließlich fanden wir ein Café, das weder rappelvoll war (weil es erst um 13h öffnete), noch durch zu teure Austrahlung einschüchterte. Dort bestellten wir Mädchen uns heiße Schokolade und die Jungs Kaffee. Serviert wurde beides stilecht in Kännchen, mit typisch ostfriesischem Geschirr und die Schokolade, die übrigens grandios dick und köstlich war, zusammen mit einem Schälchen frisch geschlagener Sahne. Will sagen: Wir lebten wieder auf. Nachdem wir etwas getrocknet waren (der Händetrockner im Waschraum tat das Seinige dazu), bestellten wir auch noch zu essen und genossen das Dach bei Bratkartoffeln, Matjes und Pfannkuchen.
Schließlich ließ der Regen nach und wir beschlossen aufzubrechen. Wie es immer so ist: Kaum hat man bezahlt, wird das Wetter schlechter. Wir ließen uns von dem Regen jedoch nicht aufhalten und gingen shoppen. Und zwar Regenjacken, Regenhosen und Fleece-Pullover, allerdings keine Regenschirme. Ja, ich hatte mich ohne Regenjacke auf dieses Abenteuer eingelassen, aber ich hatte nunmal keine. Inzwischen hatte der Regen wieder zugenommen und wir wanderten zur „Strandhalle“, einem SB-Restaurant am Strand. Dort verbrachten wir die letzten paar Stunden Inselaufenthalt mit Kaffee und Kartenspielen. Hier entdeckte der Schatz dann auch, dass die Reißverschlüsse seines neuen Rucksacks dem Regen nichts entgegen zu setzen hatten und präsentierte zögernd zwei völlig durchweichte Bücher, die wir für die Busfahrt mitgenommen hatten. Anschließend schüttete er draußen eine gigantische Wasserpfütze aus dem Rucksack.
Der Rückweg war genau so nass wie jeder andere Weg auch und auf dem Kutter gab es immer noch keine Kajüte, nur einen kleinen Raum unter Deck, in dem die Kinder Schutz vor dem Regen suchen konnten. Eine dreiviertel Stunde später waren wir wieder im Hafen, meine Jeans hatte inzwischen nur noch in den Kniekehlen eine helle Farbe, meine Freundinnen berichteten, dass ihre Regenhosen auch nicht so dicht waren wie erhofft. Immerhin haben alle Regenjacken offenbar gute Dienste geleistet.
Dennoch patschnass kletterten wir in den Bus und als wir eine Stunde später an unseren Autos abgesetzt wurden, schwirrten nur noch zwei Worte durch unsere Köpfe: Heiße Dusche.
Die hat dann auch mehr als gut getan. In Frotteeklamotten und mit einem heißen Kaffee kuschelten der Schatz und ich uns anschließend auf die Couch, schauten irgendeinen Film und fühlten uns so warm und trocken wie noch nie in unserem Leben. Alles in Allem: Ein toller Tag!
Nass … hört sich spannend an. So eine Fischkutter-Tour hätte ich wohl auch mitmachen wollen.