Als wir eingezogen sind, war die Innenseite der Wohnungstür ein kleiner Dorn in unserem Auge. Das abgenutzte, alte Holz wollte gar nicht so recht mit dem frisch gestrichenen Flur und noch nicht einmal farblich mit dem neu gelegten Laminat harmonieren. Kurzerhand überstrichen wir sie mit weißer Farbe. Dies entpuppte sich als blöde Idee, denn während eine Tapete fast jede Alpina-Pfuscherei verzeiht, kann eine bemalte Holztür ganz schön blöd aussehen.
Nachdem wir wochen- und monatelang die Online-Postershops Europas nach einem möglichem Sichtschutz durchwühlt hatten und ich schon kurz davor war, einen CD-Vorhang an die Tür zu hängen und mit Fotos zu füllen, hatte Lidl plötzlich Europa-Karten im Angebot. Wir griffen beherzt zu.
Die Karte musste links und rechts ein wenig beschnitten werden und verdeckt in der Höhe natürlich nicht annähernd unseren gesamten Frevel, bereinigte jedoch den Schandfleck allemal. Wir waren zufrieden.
Bald besorgte ich mir bunte Reißnägel und markierte die Europakarte, denn sie hängt dort schließlich nicht aus intellektuellen Gründen (sondern zum Verdecken…) und ist darum geradezu prädestiniert unser Globetrotter-Dasein zu dokumentieren. Ich wählte grüne Reißnägel für Kurzaufenthalte, rote ab vier Übernachtungen, weiße für die Orte, die ich wir gerne noch sehen möchten. Insbesondere der Tag, an dem ich die Planung für meine Europa-Reise in weiß und unter Zuhilfenahme eines Hammers in die Tür prügelte (bis vor Kurzem auch noch mit einem roten Bindfaden gekennzeichnet), dürfte den Nachbarn an den Nerven gezerrt haben, aber ich verfolgte mein Projekt euphorisch. Und ich sah, dass es gut war.
Gestern hatte ich nicht viel zu tun. Nachdem ich die London-Fotos fertig sortiert hatte (die guten ins Töpfchen, die schlechten ins Kröpfchen) und aus diesem Pool auch noch meinen Ordner mit besonders schönen Pärchen-Fotos (den ich jeden zweiten Valentinstag neu anlege) gefüttert hatte, beschloss ich schließlich, eine Idee umzusetzen, die schon länger in meinem Kopf herum schwirrte.
Nun habe ich zu jeder Reise ein Foto mit dem Schatz und mir in ein Pseudo-Polaroid-Foto umgewandelt, mit Ziel und Datum des Urlaubs beschriftet und in das jeweils nächstliegende Meer gepinnt. Ich find’s hübsch.
3 Antworten auf „Tür zur Welt“
Kommentare sind geschlossen.
Das ist eine coole Idee, vor allem mit dem Polaroid-Stil !
PS: Was sagt Euer Vermieter zu den Löchern in der Tür ?
Danke 😀
PS: Der Vermieter ist Christians Vater, wir könnten auch ne Wand einreißen ohne Ärger zu kriegen. Und es sind ja auch nur Reißzwecken.
Da habt Ihr natürlich Glück mit dem Vermieter 😉