Schlafwandler

Heute früh habe ich einen BMW (Fahrer männlich, jung, mit pechschwarzer Sonnenbrille trotz bewölkten Himmels) auf der Autobahn überholt – nachdem er versucht hatte, mich zu überholen. Fast die gesamte Strecke zur Arbeit ist er dann grinsend hinter mir hergefahren. Das war das Highlight meines Tages.
Ich mag nicht mehr. Der heutige Tag war auch nicht besser als der gestrige. Ich bin total am Ende, ich will bloß noch ins Bett. All diese Leute, die erwarten, für den morgigen Feier- und anschließenden Brücktag superklassige Zimmer oder Ferienwohnungen zu bekommen, gehen mir auf den Geist. Die Stadt ist voll! Das heißt, ich reiß mir den A* auf, bis ich eine passende Unterkunft für die Leute haben, und die können nur dran rummäkeln und selbst wenn das nicht, rufen sie nach dem „Überlegen“ nicht zurück. Können sie einem nicht wenigstens sagen, dass sie das Angebot nicht annehmen möchten? Den ganzen Tag hab ich übel geschuftet und trotzdem nicht eine einzige Unterkunft vermittelt, weil die ganzen blöden Säcke einfach nicht zurückrufen.
Am liebsten möchte ich einfach nichts tun und behaupten, ich hätte nichts gefunden. Aber das kann ich nicht, es wäre zu schade um die weißen Schafe (gibt es den Ausdruck?), die sich freuen, wenn man ihnen was vermittelt. Dazu dann diese zickigen Vermieter (die nicht ohne Grund die sind, bei denen man noch ein freies Bett finden kann) und nach Himmelfahrt werden die sich auch wieder tierisch aufregen, weil die ganzen Anfragen, die man bei ihnen gemacht hat, ins Nichts verpufft sind.
Obendrein zieht die Info nächste Woche um, und die drei Tage, die wir geschlossen haben und ein „Notlager“ in der Verwaltung beziehen, werden die totale Hölle. Statt sechs (in der Regel komplett beschäftigten) Mitarbeitern wird dann sage und schreibe EINE Person den Ersatz-Laden schmeißen. Ratet mal, wer zu den Glücklichen gehört, der für den Einzeldienst eingeteilt wurde? Klar, der Azubi. Und sogar zweimal. Hätte ich Montag nicht Schule, hätte ich sicher alle drei Tage gekriegt. Ich kann mir auch gar nicht vorstellen, wie das da drüben funktionieren soll – die 6 Kartons Prospekte, die ich zusammengestellt habe, wo sollen die hingeräumt werden? Einen Drucker, um die Eintrittskarten auszudrucken, müssen wir uns mit der 40köpfigen Belegschaft teilen, statt sieben Telefonen bleibt noch eines, deutschlandweiter Ticketverkauf wird nicht funktionieren, ebenso wenig der Schiffskartenverkauf und das Programm für Buchungsbestätigungen haben wir erst recht nicht. Oh, das wird ja alles so klasse….