Erster Satz: Die 124 war böse.
Es geht um Sethe, eine schwarze Frau, die vor Beginn des Buches aus der Sklaverei geflohen ist. Später stellt sich heraus, dass ihr „Besitzer“ sie aufgespürt hat, nur kurze Zeit nachdem sie sicheres Unterschlupf gefunden zu haben glaubte und Sethe daraufhin versuchte, ihre vier Kinder umzubringen. Tatsächlich überlebten alle bis auf die zweitjüngste Tochter, noch im Säuglingsalter, und der Mann beschloss, auf sein „Eigentum“ zu verzichten, da die Frau offensichtlich wahnsinnig geworden sein musste. Der Geist des Babys spukt fortan in dem Haus, in dem Sethe mit ihren Kindern und der Mutter ihres Mannes (der übrigens nicht auffindbar ist) lebt; die schwarze Nachbarschaft schneidet die Familie seit dem schockierenden Vorfall, ihre beiden Söhne laufen wenige Jahre später von Zuhause fort.
Die Geschichte an sich beginnt, als Paul D. bei Sethe eintrifft: Er war zusammen mit Sethe und der inzwischen toten Mutter Sklave gewesen. Eine Liebesgeschichte versucht sich anzubahnen, wird jedoch durch Sethes egomanische Tochter ständig blockiert. Kaum scheint sich die Beziehung einzurenken, „findet“ man plötzlich ein schwarzes Mädchen vor der Haustür: Menschenkind, der körperlich gewordene Spuk.
Bedrückend. Ich muss zugeben, ich mag Sehr blaue Augen deutlich lieber, weil es zum einen etwas weniger pessimistisch war (denn die Hauptperson ist nicht selbst in den Wahnsinn gestürzt sondern war nur beobachtend) und zum anderen deutlich poetischer. Letzteres kann allerdings ein verfälschter Ausdruck sein, denn ich habe „Sehr blaue Augen“ im Original kennen gelernt, die übersetzte Version fand ich eher ein bißchen plump. Ähnlich geht es mir mit „Menschenkind“. Definitiv ebenfalls ergreifend und entrückend, aber es „erschüttert“ weniger als es „bedrückt“, um mal mit so knappen Unterschieden zu arbeiten. Ich hoffe, ihr versteht, was ich sagen will.
Toni Morrison arbeitet hier stark mit Rückblenden. Man erfährt nur nach und nach die Vorgeschichte und der Leser schlingt jedes Bröckchen Hintergrund, das sie einem hinwirft, gierig auf. Außerdem beginnt man bei der Lektüre verstärkt zu googlen, denn Erinnerungen eignen sich offenbar nicht gut, um zu erklären was dies oder jenes eigentlich ist. Leider kann man es sich trotzdem sehr gut vorstellen und ihre Schilderungen der Misshandlung von Sklaven sind nicht brutal sondern brutal sachlich und umfangreich.
Und ich muss zugeben, es gibt Dinge, die ich nicht ganz verstanden habe und vielleicht soll es sogar so sein, denn nach dem Googlen habe ich nur viele Theorien gelesen. Es lässt einen nur ganz schwer wieder los. Hart und mitreißend.
Äh ist das „Beloved“ in der deutschen Übersetzung? *Kopf kratz*. Muss ich jedenfalls auch noch irgendwann mal fürs Studium lesen bzw. auch aus eigenem Interesse.
Ja, das ist richtig.